Obwohl ich gestern in Gretna kein Zelt auf dem dortigen „Caravan Park“ aufschlagen durfte war „die ältere Dame etwa meines Alters“ an der Rezeption äußerst freundlich und informierte mich, dass ich nur die Straße in Richtung Longtown über die Autobahnbrücke hinwegzuradeln bräuchte, um nach nur zwei Meilen auf der rechten Seite einen schönen Campingplatz zu finden. So kam ich am High Gaitle Caravan&Campingpark an.
Dass ich mich inzwischen etwa einen Kilometer weit in England, jenseits der schottischen Grenze befand, wird mir erst morgen auffallen…
Die vielleicht 10-15 m hohe chilenische Araukarie dominierte den Wiesenplatz unweit meines Zeltes. Wie scharf die Spitzen ihrer Dornenäste sind, merkte ich erst, als ich sie berührte. Der ideal gerade Stamm hatte unten schon einen Durchmesser von etwa 40-50 cm.
Erstes Foto unten: Eines der subjektiv gefühlt seltensten Schilder auf den britischen Inseln: Übertrieben geschätzt ist das Zeltpiktogramm auf 99 % ähnlicher Schilder seit Beginn des „Glampingzeitalters“ nur noch geschwärzt zu erahnen (verbliebene Zeltenthusiasten also, „müssen dann draußen bleiben)…
Seeehr „pieksig“.
Zufällig: zwei Bochumer Caravans (noch schlafend) auf „meinem“ Campingplatz. Kurze Zeit später, als die Türen geöffnet waren, begrüßte ich die Insassen mit der A-Cappella Version von Grönemeyers „Bochum“ der VfL-Stadion Hymne.
Ein herzliches Überraschungsgespräch folgte
Standpunkte: Sie fahren nach dem Besuch der äußeren Hebriden erfüllt und mit Wehmut zurück nach Bochum. Ich bin nach fünf Wochen, gefühlt fünf Monaten Aufenthalt in der Ferne, geradezu überfüllt von Erlebnissen und doch sehr froh, bald wieder zu Hause zu sein, auch wenn ich nicht – ebenfalls wie Herbert Grönemeyer – aus Bochum komme…
Cock Groot, wohnt in der Nähe von Amsterdam. Eigentlich sollte ich ihn von dem Masters Weltmeisterschaften im Eisschnellauf 2024 in Enschede kennen, weil er dort in der Altersklasse der Sechzigjährigen startete.
Kurios I: Cock war vier wochen lang mit dem Rad in Schottland unterwegs. Er hatte nur einen Regentag.
Kurios II: Cock landete ganz zufällig auf meinem Campingplatz.
Verständlich(?): Bei den Allroundweltmeisterschaften 2024 IN Enschede „schockte“ ich als „absoluter Nichtsprinter“, die Konkurrenz in meiner Altersklasse, indem ich im ersten Lauf über 500 m in einem äußerst gelungenem Rennen den dritten Rang belegte. Danach bekam ich starke Rückenschmerzen und war Dank Ibuprophen und Wärmepflastern mehr als froh und überrascht, im Vierkampf noch Gesamtplatz fünf errungen zu haben. So hatte ich damals umständehalber keine Muße, die „jüngere“, schnellere Konkurrenz in der AK 60 von Cock Groot wahrzunehmen.
IRGENDWAS IST ABER IMMER:
Während der Vorbereitungen auf die WM 2025 in Stavanger erwischte mich vier Wochen vor dem Start eine Grippe. Ich konnte drei Wochen lang gar nicht trainieren. Weil ich aber die Qualifikation für die WM schaffte, hoffte ich, in Stavanger auf Platz 10 unter 16 Startern der AK 70. Am Ende reichte es für Platz 7.
Durch Cocks Herannahen(?) hörte der Regen am Nachmittag auf. Ich spielte und sang bestimmt schon eine halbe Stunde lang für die wenigen „Dauercampinggäste“, als er neben mir auftauchte. Er fragte mich, ob er einige Lieder mit mir mitsingen dürfte. Wie schön!
Fotos oben/unten: Steph, die Verwalterin der Anlage brachte mir später die Quittung für die Platzgebühr. Was mussten wir doch gemeinsam lachen über Mister Singer… Sie kannte meinen Namen nicht und so trug sie anstelle dessen einen Fantasienamen ein: „MR.SINGER“ eben. Wie schön!
Zum Dank spielte ich nur für sie die Ballade „Hearts Of Olden Glory“von Runrig. Wir waren beide sehr berührt davon.
Es wurde ein wunderschöner, langer, musikalischer Abschluss meiner Schottlandrundfahrt mit vielen privaten Erinnerungsfotos, Gesprächen und fröhlichem Beisammensein. Zwar nicht in Gretna, oder Gretna Green.
Nicht einmal in Schottland, sondern schon in Nordengland. Das werde ich aber erst morgen erfahren…
Vorderes Zelt, Rad und die Reiseausstattung gehören zu Cock, die beiden Handtücher auf der „Reisewäscheleine“ mir.
Cock meinte, es würde heute nicht mehr regnen. Er behielt Recht…