Tour 2021

Tour 2021

Die Dateien meiner seit 2006 erfolgten und seit 2013 per Schulwebsite digital erreichbar gewesenen sechs besonderen „Radfernfahrten ohne Stromprothese“ sind inzwischen nahezu komplett und unauffindbar gelöscht. Macht nichts!

(Genaueres diesbezüglich ist bei der Aktualisierung der Tour 2013 zu finden.)

Dem Geschick von Daria Thon (daria@thon.de), die nicht erst seit 2013 für viele der auch digitalen Belange meiner Reiseausstattung „zeichnet“ ist es zu verdanken, dass besonders viele meiner damaligen schriftlichen Schilderungen gerade dieser gut 4100 km langen Radtour, davon mehr als 3100 km über den miteinander auch gegenwärtig offenbar heftig  „kommunizierenden  und arbeitenden“ Kontinentalplatten Amerikas und Eurasiens zurückgelegt, aus der erkalteten „Internet-Lava“ gehoben werden konnten. 

Nach der am 24.04.2024 hier im Anschluss erfolgten angemessen kurzen Aktualisierung der Reise (mit Nennung des Reiseverlaufs samt einiger besonderen Aspekte) dokumentiert eine Reihe ausgesuchten Bildmaterials teilweise einzelne Stationen.

Die Bilder sind mit kurzen Legenden versehen worden, dass sich Landeskundige  bestätigt fühlen und weniger „Erfahrene“ virtuell auf die Vulkaninsel „hinträumen“ können.

Wer dann noch mag, darf gern in meinen, von DARIA THON aufgefundenen Originalschilderungen von 2021 stöbern.

 

Aufenthaltsorte Island 2021

Vor einer Zusammenfassung der Tour 2021 aber noch kurz ein mir nötig erscheinender und Träume betreffender Vergleich meiner „Extremtouren“ per Fahrrad rund um Island herum von 2016 und 2021 mit Reisen „üblicher“ Islandtouristen. Auch ich war Tourist.

Touristen machen Ausflüge:

Mit „extrem“ meine ich aber keineswegs die zweifelsohne auch körperlich und mental erforderliche Fitness bei meiner bevorzugten Art zu reisen.

Der Traum „üblicher“ Islandreisender (deren Zahl sich in den Jahren 2016-2019 mehr als verdoppelte) ist es, in 1-2 Wochen auf der knapp 1100 km langen Ringstraße Nr. 1 die Insel motorisiert zu umrunden, um die 200(!) „Muss-man-gesehen-haben-Ziele“ zu erfahren und nicht zu verpassen (passende Broschüren hierzu liegen in Touristenbüros, seltener in Hotels und noch seltener auf Campingplätzen aus) und um davon dann (wie ich) zuhause oder nachhause zu berichten.

Zwei „Traumwecker“:

  1. Ein Mietwagen oder Wohnmobil kostete 2021 je nach Ausstattung 1000 € – 3000 € die Woche (Der Markt gab es her).
  2. Auf der Insel kann es in manchen Regionen auch im Sommer 1-2 Wochen ununterbrochen regnen oder nebelverhangen sein. 

Aber: Jeder Mensch – auch ich – verpasst in seinem Leben fast alles. Na und?

Auch ich habe 2016 und 2021 die Ringstraße Nr. 1 genutzt. Teilweise. Teilweise gab es nur ja sie. 2016 kurbelte ich in 4 Wochen vom Flughafen Keflavik aus insgesamt rund 2600 km um die Insel herum, 2021, gelangte ich vom Fährhafen Seyðisfjörður aus in gut 6 Wochen über 3100 km weit bis  Seyðisfjörður unterwegs gewesen. Und ich genoss damals trotz der körperlichen Herausforderungen „extrem“ viel Muße. Besonders als ich 2021 mit meiner wertvollen Freundin „Little Jane“ (der Reisegitarre s. dort) unterwegs sein durfte…

Startvorbereitungen 13-15. Juni 2021

 

Northern Europe 2021, Zusammenfassung

Die nachfolgend kürzest skizzierte 4140-km-Tour sollte ursprünglich schon 2020 stattfinden. Direkt nach kurioserweise genau 12345 Tagen oder 34 Lehrerjahren an der RSS Bochum.

Corona verhinderte dies. Das Reisen, auch nach Island war  im Sommer 2020 zu Beginn der Covid-Pandemie nicht möglich.

Weil ich nach der Krebserkrankung 2017 als besonders gefährdet galt, und auch weil eine sehr gute Freundin in Dänemark im Februar 2021 unheilbar an Krebs erkrankte (sie starb  bereits kurz nach Ostern, da war Reisen gen Norden noch nicht möglich), ließen sich meine Frau und ich gegen das Virus impfen. Am 1. Juni erfolgte unsere 4. Impfung. Und ich durfte am 15. Juni – noch mitten in der Pandemie – per Zug bis Puttgarden meine Islandtour starten.

Ursprünglich hatte ich vor bis Hirtshals in Nordjütland die Bahn zu nehmen, um dort die Fähre nach Island zu erreichen. Ich besuchte für 3 Tage Erling, den Witwer auf Langeland und radelte in Dänemark insgesamt über 700 km bis Hirtshals. Impfnachweise, Maskenpflicht, geschlossene Campingplätze, Impftests zwischendurch: Ortsunabhängig dürfte jedermann ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Ein einwöchiger Zwischenaufenthalt auf den Färöern/Schafsinsel folgte. Das Zelt blieb in Thorshavn ich radelte mit leichtem Gepäck vom einzigen Campingplatz dort täglich 100km – 200km weit, lernte Land, Menschen und Sprache des zwischen Dänemark, Norwegen, Schottland und Island liegenden Archipels und der Hauptinsel etwas kennen und verstehen und sah oder besuchte auch die nahen Nachbarinseln.


Die Fähre kam in Seyðisfjörður am 01.07.2021 an.

Die Tourenkarte um Island herum oben verdeutlicht den Reiseverlauf und gibt erschöpfend Hinweise auf die 42 Übernachtungen, größtenteils im Zelt.

Auf der Rückfahrt passierte die Fähre von Seyðisfjörður nach Hirtshals die Färöer.

Von Hirtshals aus war eine Nonstop-Durchreise (Umstiege eingerechnet) bis Bochum geplant. Ein Anschlusszug von Århus aus fiel wegen Gleisbauarbwiten aber aus. So durfte ich ein zweites Mal Inge und Jeppe, pensionierte Lehrer der größten Waldorfschule Dänemarks besuchen und dort übernachten. So endete die Reise 2021 erst abends am 16. August in Bochum.

 

Anfang Juni bei Freunden

14. Juni: All my bags are packed.

 

Rudkøbing Schloss, Ristinge Strand (Langeland 15./16. Juni)

 

18. Juni: Brücke von Fünen nach Jütland über den Kleinen Belt (auch für Radler) 

 

Blick auf die für Radler verbotene Autobahnbrücke über den Kleinen Belt zwischen Fünen(rechts) nach Jütland(links) von der „fünischen“ Brückenseite bei Middelfart.

19. Juni: Bei Freunden in Århus

 

20. Juni: Limfjord/Ålborg

 

20. Juni, Hirtshals erreicht (fast Mitternacht)

 

23. Juni: Auf der Fähre zu den Färöern/Schafsinseln (oben Basstölpel vor der schottischen Küste)

 

23. Juni: Thórshavn

 

25./27. Juni: „Schafe“…,

 

 

auf den Schafsinseln…

 

27. Juni: Auf Vágur (mit Streymoy, der Hauptinsel über Tunnel verbunden)

 

 

30. Juni, Thórshavn/Norröna (Nach Covid-Test  im Hafen am Morgen auf nach Island

  1. Juli: Angekommen!

 

1. Juli: Über Egilstaðir nach Vopnafjörður

 

1.Juli, Islandkarte 1, erste Übernachtung

 

3./4. Juli, Islandkarte 3/4: Langanes auf besonderen „Pfaden“ (Bei den Basstölpeln von Stóri Karl und unter Papageitauchern, Lummen, Möwen in den Basaltformationen der Nordküste der Halbinsel)  

 

 

 

 

 

 

 

 

Trockenfisch, 84% Eiweiß, Energiereserve. Überall in Supermärkten erhältlich…, die gelegentlich aber erst nach 260 km wieder auftauchen. „Reisekaugummi“…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VIDEO: Stóri Karl IPhone-Qualität

Video anklicken: 2C9D4D79-FF62-4FFF-8243-78B3AE687391 

 

 

VIDEO: Stóri Karl Kamera-Qualität

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7.-19. Juli, Islandkarte 7-19: Auf dem Weg zum Látrabjarg, dem westlichsten Punkt Europas mit einem 14km langen und bis über 400m hohen Vogelfelsen

Nach der Proviantaufnahme in Húsavik kurz vor Myvatn

 

Myvatn: Der See liegt auf der Silfraspalte zwischen Amerika und Europa. Zwischen den „Konzerten“ auf dem Campingplatz umrundete ich den See an einem Tag ohne Gepäck mit dem Fahrrad und besuchte so beide Kontinente.

„Gewöhnliche Touristen“ erkennt man am „Mückensee“ am obligatorischen Mückenschutz aus China.

Unter den „Zuschauern“ auch zwei Deutsche. Der Mann mit Mütze, Frau und Hund sind Isländer. Der klassische Profisänger – wie sich herausstellte – wäre 2021 eigentlich auf europäischen Bühnen verpflichtet gewesen. Covid 19 verhinderte dies.

So erklangen am Myvatn/Mückensee auch isländische Volkslieder, die er, auf meiner Gitarre spielend, vortrug. Danke

 

Goðafoss

 

Akureyri

 

 

Hotpots: 2016 badete ich auch,  aber nur im etwa 5°C kühlen Atlantik. Die Hotspots besuchte ich 2021 häufig, bestimmt an zehn verschiedenen Stellen. Die Wassertemperatur im Schwimmbecken – falls eines vorhanden – hat an der Oberfläche gut 30-35°C, in Badebecken (s. unten) hingegen 40-45°C.

Oft hat man beim Baden einen unverstellten, traumhaften Ausblick auf den auch mitunter sturmgepeitschten Atlantik.

 

Zwei Amerikaner wünschten sich nach dem Wärmebad „Streets Of London“

Auf der Karte sieht man, wie sich die Ringstraße Nr. 1 den Westfjorden nähert. Mich zog es auch 2021 wieder dorthin. Nicht nur wegen der vielen Hotpots auf der Strecke…

 

 

 

 

Angekommen!  2016 radelte ich das erste Mal hierher.

 

 

Mehr Papageitaucher siehe Westmänner Inseln oder Tour 2016

Angekommen in Patreksfjörður, nach 260km ein gut erkennbarer Supermarkt (Ich erkannte ihn nicht und fragte 100m davor stehend sicherheitshalber nach…

Links im wasserdichten Sack Reisegitarre, rechts 15 kg Proviant.

Nur noch das rote Zelt, den grünen Klappsessel, Tagesproviant und Reservegetränk drauflegen, Gurte abspannen, und alles ist reisetauglich verpackt…

Die Snæfellsnes-Halbinsel:Gilt als Island im Miniaturformat

4 VIDEOS von „Klein-Island auf der Snæfellsnes-Halbinsel:

1/2: „Der Orkan-Wind und ich hatten manchmal verschiedene Interessen und mussten aneinander vorbeikommen“

3: „Küstenseeschwalben-Mövenpick“

4: Der sagenumwobene Gletschervulkan Snæfellsjökull

 

Die vier Videos einzeln anklicken: 

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Café-Wunschkonzert/KAFFIHÚS RJÚKANDI: Der spanische Koch (2016/2021) bereitet die besten vegetarischen Burger der Welt.

Natürlich war die Freude groß, als „Guantanamera“ 2021*, anders als sonst, als Anfangs- und Schlusslied erklang.

*Little Jane (die Reisegitarre) wurde  2021 allein auf Island 45 Mal ausgepackt. 

 

23.-27. Juli, Islandkarte 23-27: Das Friedens- und Kriegsmuseum am Hvalfjörður

Dieser Tisch ist zwar gedeckt. Aufgetischt wird aber nicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachfolgend wird aber für 3 Tage reichlich aufgetischt nach genau 2000 km per Rad durch Island: Bei 2016 kennengelernten Freunden mit polnischen Wurzeln in Sandgerði  nahe Keflavik (Mit Stand 2020 bildeten in Polen geborene Einwanderer mit 20477 (bzw.37%) die mit Abstand größte Immigrantengruppe/Wikipedia).  

 

 

 

Reiseproviant und frischgebackenes Brot für die Weiterfahrt.

Auf der Nr.41 nahe Keflavik: Der Vulkan im Fagradalsfjäll nahe der Blauen Lagune war fast ein halbes Jahr aktiv (Inzwischen – 2024 – ist auch die Ortschaft Grindavik zerstört und aufgegeben und die Erde reißt dort beständig kilometerweit auf)

VIDEO: Vulkanausbruch Fagradalsfjäll von Keflavik aus 

 

Video anklicken: IMG_6502_1

 

 

 

Steinskulpturen unweit vor Reykjavik

Unweit nach Reykjavik, die Waldorfschule von Lækjarbotnum. Hier übernachtete ich 2016. Im Zentrum der Hauptstadt gibt es eine zweite Waldorfschule.


27. Juli – 10. August, Islandkarte 27-42: Vom Südwesten singend an Geysiren, Wasserfällen, schwarzen  Lava-Aschestränden, Gletschern und Gletscherlagunen vorbei durch den Osten bis zum Fährhafen in Seyðisfjörður.

 

Strokkur

 

 

 

Das geothermische Feld von Haukadalur in Geysir  o. und u. ff.

 

 

Geysir, der Namensgeber weltweit aller Geysire „schläft“ und bricht gegenwärtig nur noch sehr selten aus. Der Strokkur, in Sichtweite des „Schläfers“ schießt zuverlässig etwa alle zehn Minuten eine 100°C heiße Wassefontäne ungefähr 20m hoch. Einmal erlebte ich allerdings sommernachts drei solcher Ausbrüche innerhalb von nur 90 s.

 

 

VIDEO Strokkur

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Gullfoss

Ein Katzensprung zum nur 10 km weit und 100m höhergelegenen Gullfoss/Goldener Wasserfall.

Hinweg per Rad ohne Gepäck gut 90 Minuten. Rückweg keine 20 Minuten. Wie geht den das???…, der Wind und ich hatten an diesem Nachmittag bei der Hinfahrt sehr gegensätzliche Interessen und mussten aneinander vorbei…

 

 

 

Vestmannaeyjar

 

 

 

 

Die Vestmannaeyjar-Insulaner werden von den Landeyja-Insulanern (Isländern) als besonders musikalisch angesehenen respektiert, stammen angeblich viele doch von irischen Sklaven aus der Vikingerzeit ab.

Ich blieb auf der Insel diesmal länger, sah viele Papageitaucher und spielte auch mit dem fantastischen Gitarrenspieler, Sänger und Flötisten Ivan Mendez(sein Vater ist Spanier) stundenlang bis in die Nacht hinein. Am zweiten Tag kam Ivan wieder, mit Mutter, Gitarre, Hirtenflöte und Familienhund und kurz danach gesellten sich zu uns deren Freunde und sangen mit.

 

 

 

ZWEI VIDEOS: Papageitaucher auf Vestmannaeyjar

Videos jeweils anklicken

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Zwei musikalische Videos mit Ivan Mendes auf den Vestmannaeyjar: 

 

 

Videos jeweils anklicken:

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Islands Südpol(e) bei Vik

Hier bei Vik an der schwarzen Lavaküste „wetteifern“ zwei Stellen beständig um das „Privileg“, Islands Südpol zu bilden. Je nachdem, wo die Gletscherflüsse mehr Vulkanasche an die Atlantikküste heranbringen, existiert ein temporärer Südpol.

(Etwas mehr über Vik in Tour 2016)

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SONDERBEITRAG: Ganz allein aber nie einsam, an der „atmenden“ Gletscherlagune Jökulsárlón:

Die häufigsten Verbotsschilder auf Island sind  „No Drones!“ und „No off-road!“.

„Die armen Flug-Drohnenbesitzer“ oder „die armen geländetauglichen Off-road-Monster-Fahrer“ ging mir des Öfteren vor allem im in der Sommerzeit eher regnerischen Süden Islands durch den Kopf. Diese Menschen taten mir ehrlich leid. Vor allem, wenn es zwischendurch nieselte, wenn Nebel ihnen die im Prospekt angepriesene Aussicht „verhagelte“, wenn ein offizieller, angesteuerter Campingplatz wegen Covid geschlossen war, das Übernachten außerhalb aber verboten blieb und das Fahrzeug an der Straße nicht stehenbleiben konnte. Oder wenn das Gelände deutlich einzuladen schien, die Pferdestärken des vierradgetriebenen Fahrzeugs endlich zu testen, ebenso deutlich platzierte Verbotsschilder dies aber verhinderten.

Immer wieder überholten mich mittags, wenn ich mein Tagesziel, wie zum Beispiel die „Nice to have“-Gletscherlagune Jökulsárlón anderswo als sie beinahe schon erreicht hatte, längere Kolonnen stärkst motorisierter Fahrzeuge.

Deren Insassen, um wenigstens, die für alle Gäste eingeschränkt nutzbaren Sanitäranlagen der geöffneten Campingplätze nutzen zu können stellten (wie bei Vik) ihre Fortbewegungsmittel auf oft sehr abenteuerliche Weise außerhalb des offiziellen Campingareals ab.

Natürlich kamen sie auch ohne Verbotsschild motorisiert nicht an meinen mir schon von 2016 bekannt gewesenen Zeltplatz heran und nur ein paar Kilometer weiter begann für sie tagsüber die Herausforderung, einen Parkplatz für seinen Boliden am touristischen Hot-Spot der Lagune zu finden.

Menschen begegneten mir in meiner nur 300-500m von der R1 entfernten paradiesischen Oase weder 2016, noch 2021, aber viele arktische Weißwangengänse und verschiedene Arten von Tauchervögeln. Ich bildete mir sogar ein, sie mochten mein Gitarrenspiel.

Und auch die schwimmenden Eisberge der etwa 500m weit entfernten  Lagune, die ich mehrfach während meines Aufenthalts aufsuchte mochten es wohl.

Und die Vatnajökull-Zunge dahinter ebenfalls. Sie „kam näher“. Sie sang sogar mit…

 

 

 

 

 

 

 

Abendstille überall…

 

Obwohl auch mein „Campingplatz“ ganz „genehmigt“ voll besetzt war:

Auf dieses Plateau passten nur Zelt mit Bewohner samt Gepäck sowie das erleichterte „Fahrrad ohne Elektroprothese“. Auch eine Steckdose war nicht da: Ich vermisste sie aber nicht. Muße…

 

 

Auf zum Berufjörður

Im Berufjörður bei Djupivogur: Größte Herausforderung war, den ein paar Kilometer entfernten Campingplatz auf der Schotterpiste zu erklimmen. Es gelang. Ich blieb über 3 Tage hier und erforschte im Hinterland etwa 20 Wasserfälle. Unvergesslich die „Konzerte“ abends. Auch ein deutscher Profihornist begleitete mich auf einem mitgenommenen Althorn improvisierend zum schottischen „Leezie Lindsay“ von 1807.

VIDEO: Fragment von „Leezie Lindsay“/(Scotland 1807) im Berufjörður

 

Video anklicken:Iceland2021Hilleberg:Marsollek54MOV

 

Beim irischen „Lord Of The Dance“ ein kleiner Ausnahmezustand: Jugendliche tanzten statt Fußball zu spielen, eine Mama mit ihren Zwillingen auf dem Arm, Papa mit Hund an der Leine und Opa mit Gehhilfe.

Zwei holländische Pärchen bauten ihr Autodachzelt auf und tanzten dabei ebenfalls. Am nächsten Morgen wurde ich von ihnen mit etwa einem Dutzend Packungen Adventure-Food (auf den Verpackungen in jeweils 12 Sprachen angepriesen) beschenkt. Tage danach schrieb ich zwei längere Aufsätze zur Outdoor-Nahrung.

 

 

Schmunzeln  musste ich aber doch, als ich unter den Superlativen ADVENTURE FOOD  For Intensive Outdoor Activities samt verschiedener Verwendungspiktogramme (ein Rad war auch dabei) neben Expedition-Breakfast/EN, und Expeditionsfrühstück/D auf Finnisch schlicht lesen konnte: „Wanderfrühstück“

So konnte MANN den Campingplatz auch RÖHREND erklimmen.

 

Aber auch so (hier nach einer eigenen Zwischeninspektion kurz vor der Weiterfahrt)

 

 

 

Reife Krähenbeeren als gefundene „Nahrungsergänzung“

„Und so hat man den Müsliriegel immer weiter entwickelt, bis er wieder zur Banane wurde“.

 

Zum Reyðarfjörður

Ein großartiger Tipp des Campingplatzbetreibers: 37 km wellige Schotterpiste die Küste am Reyðarfjörður entlang anstatt, wie 2016 die Abkürzung durch den 6km langen göng (Tunnel) zum 80 km entfernten Egilstaðir.

In der Regel verzichtete der junge amerikanische Lehrer der mir entgegenkam auf feste Unterkünfte und zeltete wie ich. Zwar hat er in Island erst etwas über 1000 km zurückgelegt. Quer durch die USA war er 2021 aber schon 5000 km unterwegs. Begegnungen wie diese sind immer ein wichtiger Informationsaustausch.

Anschließend frühstückte ich hier  90 Minuten lang und beobachtete dabei – nur 200m weit entfernt – jagende Orcas.

 

 

Campingplatz Egilstaðir

Noch taghell, aber schon nach Mitternacht: Nach Zweieinhalbstunden stellten sich die tanz- und sangesfreudigsten Amerikaner zwischen 17-70 zum Erinnerungsfoto um mich herum auf. Danach zerlegte ich die Reisegitarre und verstaute sie im Koffer

 

„I love Musicians“ – Im Inneren des mit etwa 70 Sitzplätze großen Cafés

„I love Musicians!“, rief mir laut der Betreiber des Café-Restaurants und Hostels auch zu, als er mich beim Spielen auf dem Zelt-Areal des Riesencampingplatzes spielen hörte.

Weil ich auch meine Seele ein paar Tage in der Hafenstadt baumeln lassen und den Ort erforschen wollte (Herrliche Schwimmhalle mit Hotpots und Sauna – ein Genuss!), konnte ich die Bitte des Wirtes, ein Innen- und ein Außenkonzert zu Spielen auch an den Folgetagen zu spielen nicht erfüllen. Ich frühstückte aber auf seine Einladung hin und zu seiner Freude für Drei…

65 kg Gepäck  beim Start  und einem bevorstehenden Anstieg von 620 Höhenmetern von Egilstaðir nach Seyðisfjörður.

Das leckere, alkoholfreie Weizenbier Bríó, mit dem ich beim Abendkonzert verwöhnt wurde, war nur im Zehnerkarton leicht provisorisch zu verpacken.

Campingplatz in Seyðisfjörður: Als ich vor 3 Tagen ankam, war er nahezu verwaist.

„Adventure“Touristen – viele Niederländer – in Seyðisfjörður. Die Überfahrt per Fahrzeug nach Hirtshals  kostete in der Hauptsaison je nach Größe 2000 € – 4000 €

 

Haus an „Flaniermeile“ in Seyðisfjörður

Hauskatze in Seyðisfjörður

Seyðisfjörður

Adieu, Island!


 

Aufenthaltsorte Island 2021

Aus „Darias Fundsachen“:

17. Juni 2021 Marsollek

Es ist wie immer: Auch wenn man sich im Vorfeld noch so viel zurechtgelegt oder -gedacht hat, viele Kleinigkeiten , die „eben noch mal schnell erledigt werden wollen, suchen sich genau diese Zeit aus, um sich bemerkbar zu machen.

Das kennt sicherlich jeder. Anderes hätte ich auch schon früher erledigt haben können. Der Alltag hat es verhindert.
Gestern testete ich bei Vollast das Fahrrad (30 kg Gepäck mit Gitarre), fuhr von der „sprechenden Bank“ aus den steilsten Aufstieg zum Tippelsberg hoch.

Die Auffahrt gelang trotz einer etwa zehnköpfigen Familie, die trotz Staunens den Platzbedarfs des hochkurbelnden Radlers für seine Ausgleichsbewegungen auf dem schmalen, gepflasterten Abschnitt kaum einzuschätzen wusste.

Ab durch die Mitte!
Alles zur Seite!

Danke!…, der steilste Abschnitt hätte aber auch keine 15 m länger sein können, so blau*war ich.

Das flache 200 m Stück bis zum Aussichtspunkt aufs Zillertal tat gut, sodass ich den letzten Anstieg zum Gipfel schon wieder „Lord-Of-The-Dance“-pfeifend hochdrehen konnte.
Manche Gipfelstürmer kannte ich schon, die Allermeisten aber nicht.

Alle genossen den herrlichen Sonnenuntergang. Ich packte die Gitarre aus, als die Sonnenscheine fast schon verschwunden war, stimmte sie für ein kurzes „Konzert“ und nahm ein kleines Rundumvideo auf. Für andere natürlich unsichtbar, sah ich neben verschwindenden Sonnenscheibe ISLAND. Ganz klein natürlich…

  • *(Nur zur Klarstellung: meine Frau und ich trinken seit gut 20 Jahren keinen Alkohol. Davor „benötigten“wir für eine Weinflasche mitunter eine Woche.
  • Mit „blau“ meint man im Leistungssport „voller Laktat , absolut überanstrengt, im anaeroben Bereich alle Grenzen überschritten“, wie es bei Rennen im Zielsprint oder bei besonderen Laktattests mitunter geschieht, um die „Laktattoleranz zu ermitteln und, möglichst, zu erhöhen…?‍♀️)

Sonnenuntergang Tippelsberg, 13.6.2021

Der Montag verging „wie im Fluge“ mit Sortieren, Packen, Weglegen von Unnötigem, Gartenarbeit und 1000 Kleinigkeiten.

Um 23 Uhr war das Rad bepackt, Um Mitternacht ging es doch noch für zwei Stunden ins Bett.

Irgendwie wie immer?!?

Die Zugfahrt mit 6-mal Umsteigen verlief bis Lübeck recht unproblematisch.

Schwierig wurde es, als von dort aus der nur alle zwei Stunden verkehrende Regionalzug nach Puttgarden bereits 10 Minuten vor der Abfahrt mit maskierten Fahrgästen überfüllt war, dass die Dichte von Sardinendosen sogar noch überboten wurde. Der arme, völlig überforderte Zugführer!!!

Ich kam dennoch herein (insgesamt 4 Radstellplätze für 10 Räder plus einem Rollstuhlfahrer. Am Timmendorfer Strand stieg die erste Hälfte aus, in Scharbeutz fast die zweite. Der Fahrer blieb aber bis zur Endstation nervös.

Endlich durfte ich wieder radeln.

Zunächst nur zur Pkw-Abfertigung, um mir eine Karte für die Fähre nach Rødby zu besorgen.

Nach 5 Minuten war ich bereits auf der Fähre, nach weiteren 5 Minuten ging die Fähre ab.
Eine knappe Stunde und ich war auf Lolland. Der starke Westwind verhinderte bei der Fahrt zur nächsten Fähre von Tårs nach Spodsbjerg ein schnelles Vorankommen. Dennoch, 5 Minuten nach der Ankunft im Hafen dampfte die Fähre los. Glück gehabt.

Auf Langeland drehte der Wind auf Südwest, sodass ich auf den letzten 40 km bis Lohals, fast auf der Nordspitze der Insel gelegen, sogar eine leichte Windunterstützung genoss.
Am Campingplatz kannte ich mich aus. Er war fast leer. Ich baute alles auf, lud bis auf die Gitarre alles ab und besuchte unseren langjährigen Freund Erling, den Keramiker (s. Reise 2013 „Waldorf on the Road I“) dessen Frau Karin nach kurzer Erkrankung direkt nach Ostern 2021 verstarb.
Sehr ungewohnt, wenn man beide fast 40 Jahre lang immer gemeinsam als künstlerischen Doppelstern erlebte und einer der Sterne plötzlich „aus der Zeit“ gegangen ist…

In Lohals bleibe ich bis zum frühen Freitagmorgen..

Das Zelt wird nach heutigen nur 87 km (Strecken unter 100 zähle ich immer als „Ruhetage“) am gleichen Platz stehenbleiben, mein Fahrrad nicht……

Mein 81-jähriger Fahrradmechaniker, der den Ständer wieder geradebog.

Lohals Havn, abends.

Zum 2-minuten-Schwimmen nach Ristinge(108 km auf Langeland)

 

17. Juni 2021 Marsollek

1979, vor unserem ersten Dänemarkbesuch wollten wir nach Ristinge DEM BADESTRAND von Langeland. Indes, alle Ferienhäuser waren dort schon besetzt.

Wir landeten in der „Hovborglundplantage“ an der nördlichsten Spitze der etwa 60 km langen aber nur 4-10 km breiten Insel, die fast in Nord-Süd-Richtung verläuft.

Wir blieben Nordlangeland verhaftet. Nach inzwischen über 100 Besuchen – wir waren nur dreimal im Sommer hier- mieteten wir bislang noch niemals ein Ferienhaus in Ristinge.

Einmal, zu Weihnachten – wir verbrachten die Winterferien in Strandnähe in Stoense (4 km südlich von Lohals), badete ich bei frostigen Temperaturen an 14 aufeinanderfolgenden Tagen in der -2°C kalten Ostsee . Am Silvestertag ging alles zwischen den Eisschollen noch gut. Zum Neujahrsbaden musste ich hingegen meinen einsamen Strand verlassen: Dickes Eis versperrte den Zugang zur etwa 150 m vom Strand entfernten „Badestelle“.

In Ristinge Strand war das kein Problem. Gar kein Eis, außer am schneebedeckten Strandstreifen.

Der Strand war voll von deutschen Gästen. Das Meer hingegen leer.

Die Kommentare der Strandspaziergänger kann man sich hinzudenken.
Besonders, als ich mein großes Badetuch ausbreitete und meinem Oberkörper eine etwa viertelstündige VitaminD-Sonnendusche gönnte.

Am 2. Januar drehte der Wind, es wurde milder und ich konnte wieder ganz allein ZUHAUSE in Stoense bei -7° C in die -2° C „warme“ Ostsee steigen. Bis zum Dreikönigstag…

„Verdamp lang her“…

Gestern besuchte ich auf dem Weg nach Ristinge mehrere Bekannte. Neues im „Pandemiejahr“ auszutauschen, dauerte länger als gedacht, zumal ich als Überraschungsgast auftauchte.

Brigitte in ihrer „Pigekammeret“ in Rudkøbing

Das Baden in Ristinge konnte nur kurz sein, weil ich abends zum Essen bei Erling im plötzlich knapp 55 km entfernten Lohals eingeladen war.

 

Finn in seinem Sportigan in Humble, an der Abzweigung nach Ristinge

Die größte Überraschung für mich aber war, dass das Wasser schon mindestens 18-20°C warm war, während ich mit höchstens 10-15°C gerechnet hatte.

Den heutigen Tag mit fast 108 geradelten Kilometern werde ich als „Sonderreisetag“ im Gedächtnis abspeichern.
Morgen ist aber wirklich Ruhetag mit langem Badeaufenthalt am ganz nahen Strand von Stoense Utflytter…

„Ist ja, wie im urlaub!“

17. Juni 2021 Marsollek

Ein herrlicher Tag mit Müßiggang.
Wolkenlos, strammer Ostwind.

Kleine Einkaufstour zu Brugsen, Umpacken, Sortieren, Aussondern.
Heute besuche ich Erling zum letzten Mal, lasse bei ihm eine Einkaufstüte mit aussortierten Dingen zurück und hole die Gitarre ab.

Ein herrlicher Strandtag in Stoense: „Ist ja wie im Urlaub !“, pflegten wir immer zu sagen,wenn wir mit Kölner Freunden und deren zwei kleinen Kindern auf Visingsö im schwedischen Vätternsee Halt machten.

„Aber wir sind doch im Urlaub!“ antworteten da entweder Sina oder Laurin, die inzwischen längst erwachsen sind und im Sommer regelmäßig das elterliche Ferienhaus in Schweden nutzen.

„Ach ja!“, war dann immer die Standardantwort der Erwachsenen.
Gefühlt hundertmal am Tag.

Herrlich!

(Ristinge am Vortag)

Stoense am 17 Juli: Blauer Himmel, blaues Meer: Was will man mehr?

Ach ja, die Wassertemperatur von -2 °C ist heute um etwa 22-24° C überschritten.
Einfach herrlich, „wie im Urlaub“…

Ich musste etwa 300 m hinausgehen, um brusttiefes Wasser zu erreichen. Und es war dann der reinste Genuss hin und her parallel zum Ufer zu kraulen oder anders zu Schwimmen mit der Sonnenscheibe oben als Navigator.

Gleich gibt es Chili sin Carne, verfeinert umwunderbare Anischampignons, die ich am Wegrand entdeckte und gleich noch ernten werde.

Gegen sechs bin ich mit Erling verabredet. Kilometerstand heute: keine 10 km. Und Århus liegt nur 228 Kilometer entfernt. Da möchte ich übermorgen gegen Mittag angekommen sein.

Auf geht’s, zunächst nach Lohals…

Über die Anischampignons haben sich andere gefreut, als sie sie während meines Strandausflugs fanden.

In Erlings 10.000 Quadratmeter großen Kunstgarten fanden wir aber auch welche und zwei andere Champignonsorten. Morgen wird er sie genießen.

Karin und Erlings Kunstkeramik in deren Wintergarten. Er formte ALLES, sie bemalte ALLES. Seit Karin „aus der Zeit gegangen ist“ hat Erling noch nicht wieder angefangen zu plastizieren. Kunstwerke der Beiden wurden auch der Königin beim Besuch Lohals‘ zum Ortsjubiläum überreicht. Ein großer Tisch ziert das Kopenhagener Rathaus.

Dennoch, ihr „Hauptstandbein“ war immer edle Gebrauchskeramik, von der wir im Laufe der Jahrzehnte etwa 200 Stück erwarben.

Unser gesamtes Geschirr ist „Heerwagenmade“…

Insgesamt radelte ich heute nur 20 km.
Jetzt, kurz vor 23 Uhr wird es langsam dunkler.

Lohals/Langeland

Fledermäuse umschwirren mich. Der Ostwind scheint nachzulassen. Bin auf die morgige Fahrt durch Fünen gespannt. Eine dort durchgeradelte Strecke während meiner Tour 2013 war recht anstrengend. Mal sehen, ob sich die Dänen inzwischen bessere Lösungen für Radler haben einfallen lassen…

Hellissandur – (Richtung Borgarnes/ DUrchgehend regen, Anfangs Starkwind) Bis 14.15 uhr 91 km)/Kaffihús Rjukandi

22. Juli 2021 Marsollek

Etappe 21, Übernachtung 22

Start 6.15 Uhr. Regen ab 6.30 Uhr.

1. Stunde 9 km,

2. Stunde 9.8 km,

3. Stunde 8.8 km,

5 Stunden 60 km,

7 Stunden 84 km…

Hier war die Sicht noch relativ gut. Den Snæfellsjökull, sah ich am zweiten Tag aber nicht mehr. Dennoch, ich war ganz in seiner Nähe und schlief mit dem Kopf in seine Richtung…

Etwa anderthalb Stunden Halt an dem Restaurant geplant, wo ich vor 5 Jahren herrliche vegetarische Burger bekam. Gibt’s nicht mehr. Ich nahm zwei vegane Alternativen, eine Flasche Maltextrakt und eine Cola. Wasser gab es gratis. Kuchen und Tee danach.

Aus den anderthalb Stunden wurde eine ganze Nacht:

Ólöf (weibliche Form von Ólaf/Olaf), die ich aus dem Familienbetrieb hier schon vor 5 Jahren kennenlernte, erkannte mich gleich wieder. Sie wirkte auf mich sogar jünger als damals. Einer der spanischen Köche war noch da, ein anderer junger Spanier bediente. Ich durfte, völlig von außen(Regen) und innen (Schweiß) durchnässt im großen Raum des Cafés (wo mehr Platz und eine Garderobe waren) meine Sachen abnehmen, sie aufhängen und dort essen.

Draußen starker Seitenwind und Regen und die Option, nass in weiteren Regen 65 Kilometer hineinzuradeln. Hier die Möglichkeit, sich in einem großen Raum mit großem Bad auszubreiten und alles bis morgen zu trocknen, um früh, mit weniger Wind(?) in den Regen hineinzufahren. Ich überlegte nicht lange.
Abends, von 18-19.30 Uhr spielte ich im Café für die Laufkundschaft Gitarre, hatte viele Gespräche und erntete viel Applaus. Zu Ehren und großer Freude der Spanier eröffnete und schloss ich diesmal nicht mit Hymn von Barclay James Harvest, sondern mit Guantanamera. Ein behinderter Gast im Rollstuhl wurde nach der „spanischen Eröffnung“ extra aus dem Großen Raum zum „Konzert“ herübergerollt…

Das Gitarrenfoto machte mir zum Ende eine polnische Islandbesucherin, deren hier lebende Freundin ihr ihre neue Heimat per Pkw vorstellte.

Ólöf hält mein Reise-Sheet. Der „Thekenkapitän“ stammt aus Sandgerði. Dorthin will ich bis Sonntag angelangt sein, um Renata, die mit Familie schon seit etwa 17 Jahren in Island lebt, zu besuchen…

Der Witz an meiner “Installation“ erschließt sich vielleicht, wenn man weiß, dass Rjúkandi – RAUCHER bedeutet.

Rjúkandi – Hvalfjörður/ (waLfjord)/Hlaðir(105 km)

Rjúkandi – Hvalfjörður/ (waLfjord)/Hlaðir(105 km)

23. Juli 2021 Marsollek

Etappe 22, Übernachtung 23

“Nachts“ (trotz dicker Wolkendecke wird es hier immer noch nicht richtig dunkel) wachte ich irgendwann auf. Es goss immer noch.

Start morgens um 6.30 Uhr. Erstes Ziel 65 km nach Borgarnes. Weil ich nach dem Auftritt im Café noch auf meinem Zimmer ausgiebig zu Abend aß, startete ich auf nüchternen Magen und wollte ohne eine Pause gegen 12 Uhr die Zwischenstation erreicht haben. Bei Gegenwind hätte es leicht viel später werden können.

Starker und sehr starker Regen wechselten einander wie im Wettstreit ab und ich hatte, natürlich, Gegenwind. Wenngleich schwächer als an den Vortagen.

Genau um 11.16 Uhr – hätte ich nie gedacht! erreichte ich „netto” in Borgarnes, gewissermaßen den Mittelpunkt des Ortes. Der Himmel lag bis hierher immer so dicht über der Erde, als sonnten sich die Wolken, mit der Konsequenz, dass der vorbeikurbelne Radfahrer nass wurde.
Selbst Regenwürmer flohen in Massen auf den Asphalt, um nicht unterhalb am Straßenrand ertrinken zu müssen.

Von Borgarnes aus erreichte ich telefonisch Renate, und wir sind sehr froh, uns wohl sogar schon morgen Abend sehen zu können. Alles passt.

Nach vielen hundert Kilometern war ich wieder auf der Reichsstraßxe Nr. 1. im Süden Islands , in der Nähe von Reykjavik. Zum Abgewöhnen, der Verkehr.

Die 22 km bis zur Abfahrt in den Walfjörður/ den Walfjord und ich fühlte mich wieder freier…

Hier „guckte“ ich mir schon vor fünf Jahren einen Zeltplatz für meine nächste Tour aus. Ein Auto hielt an. Ilja und Laura aus Österreich, für die ich vorgestern in Hellissandir (200 km entfernt) Gitarre spielte, grüßten mich bei Nieselregen. Ein netter, kleiner Austausch an Erfahrungen. Weiter ging’s.

Zwei Engländer aus London kamen mir radelnd entgegen. Erster Tag Island. Sie wollen für 2 Wochen die Ringstraße nehmen und empfehlen mir noch den Bananenkuchen im Café des nahen War & Peace Museums.

Hier ist auch ein kleiner Zeltplatz. Ich bleibe trotz Regens.

Nur noch 135 km bis Sandgerði.

 

Hvalfjörður/Hladir – SandgerÐi( Trotz 100 km gegenwind 139 km)

 

25. Juli 2021 Marsollek

Etappe 23, Übernachtung 24-25-26

Samstag, 24. Juli 2021

(Rückblick auf gestern Abend)

Hier am Museum gab es auch einen Hot Pot mit Schwimmbad, der Eintritt musste aber extra bezahlt werden und die Anlage schloss bereits, wie das Museum, um 17 Uhr.
Für Camper, ich war einziger Gast (Fahrzeuge waren auf dem Gelände nicht zugelassen), gab es in 200 m Entfernung direkt neben dem Hot Pot Umkleideräume für Männer/Frauen mit Toiletten und mit Duschen im Freien. Toiletten und Umkleiden waren überdacht.
Ich duschte mich solange heiß, bis ich froh war, wieder ins Kühle gehen zu können.

Alle meine Sachen waren außen nass und innen völlig nassgeschwitzt. Die lange Merino-Unterhose und das langarmige Merino-Shirt (beide schwarz) wiesen „interessante“ Salzmuster auf.
Ich verteilte alles, außer den Goretex-Sachen auf die Haken der Umkleide in der Hoffnung, sie am Morgen trockener vorzufinden.
Im Zelt musste ich sehr achtsam sein, dass der Schlafbereich (Innenzelt) trocken blieb. Erstmalig musste z.B. die Lenker-Klick-Tasche „draußen“, aber unter dem Außenzeltdach bleiben. Gitarre und Proviant „übernachteten“ völlig draußen, geschützt vom robustem schwarzen Seesack.
Einen gravierenden Schaden hatte ich aber doch: Die „Küche“ (Lowrider-Tasche rechts) „zog Wasser“. Die umweltfreundlicheren Varianten der Ortlieb-Taschen*, die ich seit der Fahrt 2006 („18 Nächte zur Mitternachtssonne“) nutze, und die sich auch 2008, bei der nirgendwo dokumentierten 2000-km-Tour durch Südskandinavien** hervorragend bewährt hatten, litten offenbar unter dem Aufbügeln verschiedener Partnerlogos der Touren „From Bochum to the Universe/Waldorf on the Road l+II+III“***.
Die „Reise-Küche“ (u. A. mit Kocher, Töpfen, Geschirr, Besteck, Brettchen) litt so sehr, dass die Tasche innen mehr als nur feucht war. Ich wischte alles möglichst trocken, packte es in eine Plastiktüte gehüllt wieder ein. Die feuchten Streichhölzer bekamen einen anderen Platz (ich habe noch Ersatz und zwei Feuerzeuge mit).

*Ortliebtaschen aus Lastwagenplane verwendete ich seit Anfang der 1990-er Jahre als Lehrer bei KlassenfahrtenIch verschenkte sie nach dem Kauf der neuen Taschen 2006.
**2008 radelte ich mit Minigepäck plus meinen Rennskates von Bochum nach Rügen, übersetzte nach Bornholm, später nach Südschweden, besuchte in der Laholmbucht „urlaubende“ Freunde aus Dortmund und setzte auf der Rückfahrt (Varberg – Grenå – Århus- Puttgarden) für 2 Tage auf die „Wüsteninsel“ Anholt über, wo ich, wie an den meisten Stellen, zusätzlich zur Entspannung, einen Marathon auf Inlinespeedskates rollte)Diese zweiwöchige 2000 km-Tour nannte ich für mich: „Mit Bike und Skates durch des Nordens Süden“.

*** I.: 2013 in 66 Tagen 10.000km rund um Skandinavien;
II.: 2016 in 4 Wochen 2600 km rund um Island;
III.: Die gegenwärtige Reise durch Dänemark, die Faröer Inseln und rund um Island.

Hvalfjörður-Sandgerði:
Es regnete die ganze Nacht. Zum ersten Mal konnte ich um 1:28 Uhr keine Uhr ablesen, so dunkel war es. Später wachte ich auf, wegen einer Regenpause vielleicht, und begann zu packen. Und ich ging zum „Heißduschen im Freien“. Die ausgebreitete Kleidung war tatsächlich etwas trockener geworden. Nach der Dusche war es auch viel leichter, sie im Freien kalt anzuziehen.

Um 4.45 Uhr fuhr ich los.
Gegenwind (von den an diesem Tag in über 12 Stunden zurückgelegten 139 km (es wird die zweitlängste Islandetappe 2021 werden) werde ich 9 Stunden Dauerregen und 110 km Gegenwind erlebt haben). Auch wenn das Streckenprofil bei weitem nicht so schwer war wie in der letzten Woche, so ging es doch bei unangenehmen Wetter beständig auf und ab. Nicht nur in den verbliebenen 50 Kilometern um den Hvalfjörður herum, sondern bis zur Abfahrt zum Flughafen Keflavik.

Einzig für wenige Sekunden schien die Sonne beinahe durch, als ich mich an der Abfahrt zum Þingvellir befand und auch die hier befindlichen Wasserfälle beleuchtete (auf dieses Touristenmuss verzichte ich auch 2021 wieder).

An der Ringstraße 1, direkt am Ausgang des für Radfahrer verbotenen Meerestunnels Richtung Akranes das gleiche Abbild wie gestern: Lastwagen und Touristenkolonnen ohne Ende, ein Radler am Rand kriechend unter ihnen. Im Regen. Gratis-Seitendusche inbegriffen.

20 km vor dem Zentrum Reykjaviks leitet mich mein Rad-Navi bei Mossfellsbær von der Hauptstrecke ab und bietet zum Teil neue, manchmal schwer zu entdeckende Radwege bis in die Hauptstadt und bis zur Stadtgrenze Richtung Keflavik.

Als Bewohner der „Radlerstadt Bochum“ (Ha, ha, hi hi, ho ho!!!) bin ich fasziniert, was sich hier seit 5 Jahren getan hat. In letzter Konsequenz ist es aber doch so, dass sich alle Radwege in beständigen, anstrengenden Auf- und Abfahrten um die Hauptverkehrsadern schlängeln und meine Gesamtstrecke letztlich von 130 km auf 139 km verlängern.

Hätte ich doch auf den Autostrecken weiterkurbeln sollen?

Nein! Denn letztlich gewann ich doch ganz andere Eindrücke von der Hauptstadt, als vor 5 Jahren. Und erlebte zugleich, dass selbst Isländer, die häufig mit e-Rollern die Strecken befahren, verwirrt sind, wenn sie nach dem Radweg Richtung Keflavik gefragt werden.

An der Westgrenze Reykjaviks hatte mich dann doch noch die „Flughafenautobahn“ nach Keflavik wiedergefangen. Da musste ich mangels Alternativen einfach durch.

Der Dauerregen ließ nach vielen Stunden nach. Ich wurde aber beständig von Nieselschauern begleitet.

Der „Mustervulkan“ Keylir im Regen. Hier weiß ich noch nicht, dass es sich bei der über der „Autobahn“ hängenden Wolkenbank um die stinkenden Ausdünstungen des plötzlich ausgebrochenen, etwa 8 km entfernten Fagradallsfäll handelt. Ich werde es bald merken…

Der berühmte, seeehr teure Hot Pot, die „Blaue Lagune“ – Abwässer eines Wärmekraftwerks („Was der Eifelturm für Paris, das ist die Blaue Lagune für Island“, habe ich in einem ganz neuen Reiseführer gelesen) liegt in der Nähe des entstehenden Schildvulkans, der vielleicht noch über Jahrhunderte hinweg aktiv sein wird…

Kurz vor Keflavik wurde es freundlicher, die Sonne schien und an der Abfahrt zum Flughafen riss hinter mir ganz plötzlich, aber nicht unerwartet, der Verkehrsstrom ab.

Das Zelt trocknete schnell im Trockenen draußen. Meine gebrauchten Kleidungsstücke „besuchten“ die Waschmaschine und wurden zum Trocknen aufgehängt. Meine Freunde, die ich vor zwei Jahren auch in ihrer ersten, polnischen Heimat besuchte, bereiteten ein herrliches, traumhaftes Essen vor. Auf mich wartete ein an Köstlichkeit nicht zu übertreffendes Lachsfilet im Backofen.

Ich werde hier in Sandgerði zweieinhalb Tage verbringen und viel Kraft tanken, bevor ich meine Reise ohne Eile in der Nacht zum Dienstag fortsetze. So kann ich Reykjavik erreichen, bevor der übliche „Autobahnverkehr“ einsetzt. Der Wind soll dann viel schwächer, das Wetter viel freundlicher geworden sein. Heute gießt und stürmt es.

Ich melde mich wieder bei meiner nächsten Station, sofern es von dort aus technisch möglich sein sollte.

Durch die gestrige „Langstrecke“ bin ich übrigens seit dem 1. Juli inzwischen 2009 km allein durch Island geradelt. Ganz CO2-frei (und mit Gitarre im Gepäck). Verrückt aber wahr. Natürlich wird auch hier gemeinsame Hausmusik gemacht, täglich…

Ergänzung: Der Vulkan Fagradalsfjall ist seit Anfang April (vielleicht für 300 Jahre) aktiv und verbreitet Lava über zwei unbewohnte Täler. Angesichts der Wetterlage und meiner weiteren Pläne spare ich mir den Besuch der „Sensation“, die nur etwa 25 km von meinem gegenwärtigen Aufenthaltsort passiert. Inzwischen muss man, wenn man hingelassen wird, mehrere Kilometer wandern, um etwas aus wesentlich größerer Entfernung, besonders, wenn es jetzt wieder dunkler wird, zu sehen.

Renata war in den ersten Tagen des Ausbruchs ganz nahe am Krater und stellte mir vier iPhone-Bilder zur Verfügung. Von einer Stelle aus aufgenommen, die jetzt weit umgangen werden muss, weil dort inzwischen eine dicke Lavaschicht liegt.
Danke!

Sandgerði – Selfoss (113 km)

 

27. Juli 2021 Marsollek

Etappe 24, Übernachtung 28

Schön, wenn man von Ortskundigen ihren Wohnort gezeigt bekommt! Zwar bin ich auch vor 5 Jahren Sandgerði zum Teil abgefahren und habe vieles diesmal wiedererkannt. Diesmal verbrachte ich zweieinhalb wunderbare Tage bei vor 5 Jahren kennengelernten polnischstämmigen Freunden. Diese füllten das beim ersten Mal Gesehene nun mit Leben.
Ich bekam einiges mit vom isländischen Schulsystem, insbesondere aber lernte ich besondere Eigenheiten der zur gemeinsamen Kommune zusammengelegten Orte Sandgerði und Garður kennen, die viele Jugendprojekte fördern (u.a. kostenlose Schwimbadbesuche, kostenlose Mitgliedschaft in Sportvereinen u.v.m.) und auch ihren erwachsenen Bürgern von Hauskauf bis Platzgarantie im Pflegeheim im Alter besondere, lukrative Angebote machen, um sie an Ort und Stelle richtig zu verwurzeln.
Ich weiß jetzt, dass Isländer Neubauten nicht aus Ziegeln fertigen, sondern, wegen der ständig möglichen (und vorkommenden) Erdbeben, mit Stahlmatten und Eisenbewehrungen vorgefertigte Wandelemente verbauen, die dann am Einsatzort mit Beton ausgegossen werden und als Stahlbeton erdbebensicher sind. Bei vielen älteren Häusern sah ich hingegen beständig sich erweiternde Risse.

Soviel, hierzu nur angedeutet…

Die Südküste Islands hat in den letzten Wochen viel Regen abbekommen. Ich hingegen, dauerhaft nur die letzten Reisetage. Freundlicheres Wetter schien sich zu nähern. Verwöhnt und ausgeruht darf und will ich jetzt weiter:

Alles gepackt, knapp 4 Stunden Schlaf und ab: Start um 3.45 Uhr. Beim kurzen Beladen des Fahrrads regnete es noch, beim Start hörte der Regen auf. Beinahe Windstille. Erste, fast dunkle Nacht für mich in Island. Lediglich im Norden blieb der Himmel hell. Die Wolkendecke schien aufreißen zu wollen. Stiller Abschied vom Haus der Freunde mit der neuen, es fast umspannenden Großterrasse. Die Hauptstrecke Richtung Flughafen ist schnell gefunden. Plötzlich, und es haut mich fast um, entdecke ich am dunklen Horizont, direkt neben der Silhouette des Flughafens doch den beständig feuerspeienden, rauchenden, schwer arbeitenden Vulkan Flagradalsfjall. Der sich zu einem richtigen Schildvulkan zu entwickeln scheint.
Inzwischen weiß ich, dass er aus dem gleichen System gespeist wird, wie der benachbarte, pyramidenartige Keilar. Warum aber gerade er nach einem 600-jährigen Schlaf jetzt erwachte? Rätselhaft…
Ich nähere mich ihm auf dem weg Richtung Reykjavik von 20 auf etwa 10 km und bin gleichzeitig fasziniert wie gruselig besetzt: Harry Potter? Mordor? Nein, Realität: Der Vulkan flackert, glüht und produziert beständig eine auf den Flughafen zuwehende Giftwolke. Sie war es auch, die mich auf der Hinfahrt, weil auf mich zukommend, beständig mit Schwefelgeruch „fütterte“. Ich mache einige Fotos und Videos.
Im wesentlichen beobachte ich aber im Fahren das Naturschauspiel, das mit zunehmendem Tageslicht zwar blasser wird, bald sieht man den Widerschein der Glut nicht mehr, aber nichts von seiner fotografisch nicht zu erfassenden Faszination verliert.

Die Sonne geht hier jetzt etwa kurz vor Mitternacht unter und gegen 4 Uhr früh wieder auf.

Die frühe Startzeit wählte ich aus zweierlei Gründen. Erstens sollte es nach dem Dauerregen auch in Sandgerði etwa gegen drei Uhr am Morgen trockner werden. Zweitens, und viel wichtiger: Ich wollte, bevor der Massenverkehrswahn zum und vom Flughafen zu rollen beginnt, länger die Autobahn benutzen, bis in die Vororte von Reykjavik hinein, um möglichst direkt auf die Ringstraße Süd zu kommen und dann, schon in den Bergen, wieder einen kurzen Abstecher in die Waldorfskólinn, die zweite Waldorfschule von Reykjavik zu machen, welche 18 km außerhalb der Hauptstadt in traumhafter Landschaft platziert ist. Und dort, vielleicht wieder auf A. Jaschke zu treffen, die Mutter meines Ende des letzten Jahrtausends hier zusammen mit seinem Vater und jüngeren Stiefbruder beim Flugzeugunglück tragisch verunglückten Schülers Tobias (s. ausführlicher zur Schule und zum Unglück im Blog von 2016).

Alles gelang: Der Verkehr betrug weniger als 1% dessen, was ich bei meiner Ankunft letzten Samstag erlebte. Nach kaum 3 Stunden war ich schon in Reykjavik und sparte diesmal TATSÄCHLICH!!! 10 km gegenüber der Strecke von 2016 ein (nur 66 km statt 76 zur Waldorfschule), weil hier inzwischen tatsächlich neue Radwege bzw. deren ganzes Netz entstanden ist, das mich über Abkürzungen sicher weiterleitete. Und ich mich gelegentlich nur verfuhr, weil ich nicht glauben konnte, dass mein Navi tatsächlich schon die neuesten Fahrradkarten eingespeichert hat. Sightseeingtour mal anders!

Kurzer Besuch in der Waldorfschule, Angelika verbrachte hier tatsächlich wieder mit Freundin den Sommer (die letzten 3 Wochen nur Regen, heute der erste freundliche Morgen). Alle hatten Verpflichtungen, auch ich wollte noch weiter. Für einen leckeren Tee und ein „Update“ nach 5 Jahren reichte es dennoch. Schön, dass wir uns wiedergesehen haben!!

Nach den Ruhetagen rollte das Rad wie von selber. Wie nix, kletterte ich 400 m auf die Hochebene 13 km vor Selfoss, die größte Stadt im Süden Islands, sauste mit dem Verkehr mit 65 km/h die 4 km Abfahrt herunter und war angekommen. Kurze Verproviantierung, Zeltplatz im Zentrum, erste Regentropfen, alles im Trocknen, Mittagessen aus von Renata mitgegebenen Reserven, kurzer Erholungsschlaf während des kurzen Regens und: natürlich, ein einstündiges Platzkonzert auch hier…

Spätabends noch ein polnisches Paar gesprochen, das hier zum wandern kam und jetzt für eine Woche ein wahnsinnig teures Auto – wie die Polen meinten- anmietete. Ich beruhigte sie insofern, dass ich sagte, dass in Island jetzt zum Ende der Saison -weil der Markt es hergibt- die Vermietungspreise WAHNSINNIG angezogen sind:
Renata arbeitet für eine amerikanische Firma. Und die „Amis“ zahlen.
Ab Mittwoch, 28. Juli, ihren ersten Arbeitstag nach dem Urlaub, kostet ein vierradgetriebener Vier-Personen-Mazda für drei Tage stolze 1200 €!!!.

Ich muss dafür jedenfalls nichts ausgeben…

Wem das Pedalieren nicht reicht, darf sich natürlich gern gratis – und ganz öffentlich – an einer Fitness-Station kräftigen…,

…ich tat es auf dieser Bank eher kulinarisch und vergaß dort meine Thermoskanne.

Blick auf Reykjavik vom Gelände der Waldorfschule aus

Angelikas „Tobiashus“. Hier verbringt sie regelmäßig die Sommer. Und die Schule benutzt das Haus auch in ihrer Abwesenheit als offizielle „Quarantänemöglichkeit“.

Selfoss

Selfoss-geysir+Gullfoss und zurück(85 km)

28. Juli 2021 Marsollek

Etappe 25, Übernachtung 28

Als es um 6 Uhr anfing zu tröpfeln habe ich schnell gepackt. Es hörte auf. Um 7.45 Los. Die Straße war nass, das Wetter stabil-freundlich mit der Ausnahme, dass ich über fast die ganze Strecke von 65 km bis Geysir einen beständig strammen Gegenwind hatte, der meine für 12 Uhr angedachte Ankunft auf fast 14 Uhr verschob. Ich befand mich aber immer in einer phantastischen Landschaft. Die erste Hälfte der Strecke kannte ich noch nicht. Ich fand gleich einen Platz fürs Zelt, aß zu Mittag, kochte Tee, schrieb den gestrigen Bericht fertig und fuhr zum Geysir/Strokkur. Der Erstgenannte schläft seit Jahren, Strokkur bricht etwa alle 10 Minuten aus.

Dann führ ich, wie geplant zum Gullfoss, 10 km entfernt. Das Problem, der Gegenwind wurde inzwischen so stark, dass ich ohne Gepäck für die Strecke anderthalb Stunden brauchte. Ich ging auch gar nicht mehr herunter, näher ran, wie noch vor 5 Jahren: Der Wasserfall schien mir durch den Wind entgegenkommen zu wollen. Sein Wasser regnete mir entgegen. Dennoch aber auch dieses Mal wieder ein faszinierendes Erlebnis.

Für die Rückfahrt, den Sturmwind im Rücken, benötigte ich gerade einmal 17 Minuten, trotz welligen Streckenprofils.

Irgendwo hinter den Bergen liegt Thingvellir

Rast zwischen Selfoss und Geysir

Weg vom Campingplatz zum Geysirgelände am frühen Nachmittag

Strokkur am frühen Nachmittag

Gullfoss

Gullfoss

Gullfoss

Gullfoss

Strokkur, Ausbruch um 22.11 Uhr

Geysirgelände nach 22 Uhr fast ganz vereinsamt

Um 22.21 Uhr: viermal erfolgten zwischendurch kleine, 5 m hohe Ausbrüche. Der hier gezeigte war der erste von vier Ausbrüchen innerhalb von einer Minute. Alle sehr hoch.

Geysir-vestmanneyar/Westmännerinseln, Ein „windritt“(125 km)

 

30. Juli 2021 Marsollek

Etappe 26, Übernachtung 29 – 30

Donnerstag, 29. Juli 2021

Um halb sechs, vor dem Wecker aufgewacht. Um viertel vor sieben gestartet. Als Tagesziel nahm ich mir nach der Gegenwindetappe gestern vor, heute das 76 km entfernte 1000-Seelenörtchen Hella (gespr. Hätla) anzusteuern. Indes, der Wind wartete schon auf mich: Nach 2 Stunden, trotz einer 10km-Querspange (neuasphaltiert), um auf eine größere Straße zu kommen, war ich schon 44 km vorangekommen. Als ich nach zweieinhalb Stunden und 56 km die 1 erreichte, frühstückte ich eine halbe Stunde und baute das Zelt zum Austrocknen auf. Es erwartete mich jetzt fast Gegenwind. Dennoch ging es wegen des flachen Streckenverlaufs so zügig voran, dass ich am Ortseingang von Hella, den ich um 11.45 Uhr erreichte, durchschnittlich 20 km/h je Stunde Fahrzeit erreichte.
Was sollte ich hier, so früh am Tage???… Der abseits der Straße gelegene Ort zischte vorbei, den Eyafjallajökull (gespr. Äjafjatlajökutl) links im Blick, die Silhouette der noch weit entfernten Westmännerinseln immer deutlicher werdend rechts vor mir, war ich im „Fahrtunnel“. Heute schon auf die Westmännerinseln rübersetzen? Es schien möglich. Verrückt! Zwischendurch taucht, wohl nur weil ein neues Lavamuseum in der Nähe des Eyafjallajökull gebaut wurde, ein riesiger Supermarkt auf. Ich konnte mich dort komplett verproviantieren. Wegen eines kurzen Schauers und Kleideranpassung verpasste ich die 15.45 Uhr-Fähre um 5 Minuten. Macht nichts, ich nahm die nächste um 18.15 Uhr und landete kurz nach 19 Uhr und 125 Tages- und insgesamt 3332 Radelkilometern auf dem mir schon von vor 5 Jahren bekanntgewordenen Campingplatz.

Zeltaufbau, Trinken, Dusche, Tee (ich aß auf der Fähre) und nach lauter Boxenmusik außerhalb des Campings, auch weil ich junge Deutsche traf, ein wegen Müdigkeit eigentlich ungeplantes Gitarrenkonzert vor traumhafter Kulisse.

Großer Applaus aus nah und fern, ein berührter und alkoholbeseelter Litauer brachte mir eine Dose Starkbier zum Geschenk. Ich vertrage höchstens 0.0%.

Isländer, auch ortsansässig, kamen rüber und sangen mit (wunderschöne Stimmen). Wir verabredeten, dass ich morgen schon um 8 Uhr, statt um 9 Uhr abends beginnen werde. Herzliche Verabschiedung.

Ab 22 Uhr spielte ich noch bis Mitternacht und wir sprachen und sangen untereinander und miteinander meistens auf englisch, aber auch isländisch, polnisch, russisch und deutsch. Obwohl die jungen Leute zT. Morgen schon die Fähre um 7 Uhr erreichen müssen… Die Bierdose wurde zum Geschenk gemacht…

Mond als „Windnavigator“

Eyafjallajökull

Noch fern, die Westmännerinseln

Etwa 50 Fahrzeuge (und mein Rad) passen auf die kleine Fähre…

Oben und folgende Bilder: Rundumblick am Morgen, 30.7.2021 um 6 Uhr: In den hohen Felsformationen nisten, fliegen und lärmen fast nur Sturmvögel. Die Trampelpfade nach oben (mache ich nach dem Frühstück) führen zu Nistplätzen von Papageitauchern und wunderschönen Ausblicken aufs Meer…

EXPEDITION QUALITY/ADVENTURE FOOD/EXPEDITION BREAKFAST/EXPEDITIONSFRÜHSTÜCK: (ADVENTURE FOOD TEIL II)

EXPEDITION QUALITY/ADVENTURE FOOD/EXPEDITION BREAKFAST/EXPEDITIONSFRÜHSTÜCK: (ADVENTURE FOOD TEIL II)

Lebenserfahrungen prägen jedermann zwangsläufig.

Im Nachhinein ist man (hoffentlich) klüger. Im Nachhinein urteilt man (hoffentlich) milder.

Im Nachinein wird man(hoffentlich) toleranter und lässt auch Anderen die Möglichkeit, eigene Lebenserfahrungen oder Fehler zu machen und aus selbigen, vielleicht, Konsequenzen für den eigenen Lebensentwurf folgen zu lassen.

Folgen diese nicht, so ist das auch etwas, was man (hoffentlich) zu akzeptieren bereit ist. Jedermann hat grundsätzlich das Recht auf sein eigenes Dasein samt aller Konsequenzen…

Meine Frau und ich waren 1979 erstmalig in Dänemark. 1980 erstmalig in Finnland. 1981 bereisten wir mit einem Opel Kadett, Karstadtzelt und bestimmt 70-90 Konservendosen mit Ravioli, Gulasch etc. im Kofferraum (Norwegen soll ja so wahnsinnig teuer sein!) Norwegen bis zum Inarisee, Schweden und Finnland. Wir besuchten finnische Freunde vom Vorjahr. Diese damals geknüpften Freundschaften bestehen zum Teil bis heute. Am 15. September 1981 kauften wir uns eine Getreidemühle und stellten unsere Ernährung komplett um, aßen kein Fleisch mehr, buken etwa 3 Jahre lang eigenes Vollkornbrot (bestimmt 20-30 Sorten) bis Biobäckereien mit zufriedenstellendem Angebot allgemein Fuß fassten.

Von den 90 Konservendosen der „Lapplandexpedition“ von 1981 kehrten bestimmt zwei Drittel wieder nach Bochum zurück, weil wir uns schnell an allem sattgegessen hatten und lieber doch Lokalspezialitäten an Ort und Stelle wählten. Möglicherweise führte auch diese „Extrem-Erfahrung“ zur Ernährungsumstellung schon einen Monat nach dieser Adventure-Tour?… Als Lehrer bereiste ich mit meinen eigenen Klassen und mit den Klassen mancher Kollegen per Rad vielfach Deutschland und die Niederlande. In besonderer Erinnerung blieb mir die dreiwöchige Abschlussfahrt meiner damaligen 8. Klasse 1995 mit Rad von den Zittauer Bergen an der polnisch-tschechischen Grenze über die Ober- und Niederlausitz zum Spreewald, wo wir in der Gegend um Bautzen obersorbische Freunde besuchten, die wir durch die sensationelle Aufführung unseres Klassenspiels, des „Bochumer Krabat“ in Zusammenarbeit mit dem Obersorbischen Nationalensemble und Einstudierung jahrhundertealter obersorbischer Lieder und Tänze am Obersorbischen Gymnasium in Bautzen und dem Niedersorbischen Gymnasium in Cottbus im März 1995 kennengelernt hatten.

Die besondere Erinnerung blieb auch deswegen präsent, weil sich damals meine Großklasse (35 Schüler) drei Tage vor Reiseantritt entschloss auf die campingübliche Kost zu verzichten und sich nur nach Rezepten aus den zwei von meiner Frau und mir verfassten vegetarischen Kochbüchern (s. Im Blog „zur Person“) zu ernähren, die damals praktisch in jedem Schulelternhaushalt der Rudolf Steiner Schule Bochum die Runde machten.

Man bedenke: 14-Jährige, die zwar ihren Lehrer nach 8 Jahren langsam „satt“ hatten, aber nicht „seine“ Rezepte während einer dreiwöchigen Adventure-Outdoor-Zelttour durch Ostdeutschland kurz nach der Wiedervereinigung. Kann es mehr Anerkennung geben??? ZÄSUR! Als ich 2006 meine erste „Singletour“ per Rad startete, die 3000 km von Oslo bis Kirkenes an der russischen Grenze „In 18 Nächten zur Mitternachtssonne“  (Buchtitel), habe ich mich natürlich mit den neuesten Errungenschaften der Lebensmittelchemie hinsichtlich „EXPEDITION-FOOD“ kundig gemacht und entsprechend versorgt. Wenngleich das vegetarische Angebot damals recht übersichtlich war…

(Bis zur Atomkatastrophe von Tschernobyl haben wir auch zwei Jahre lang keinen Fisch mehr gegessen. Seitdem essen wir aber selbstgefangenen Fisch im Urlaub oder bei Freunden.  Und ich selber esse  bei Inlinerwettkämpfen der Vergangenheit oder Eisschnelllaufmeisterschaften der Gegenwart Fisch als Kompromiss. Weltweit.

Bei meiner gegenwärtigen Tour kaue ich beim Radeln zum Beispiel als wirkliche Proteinquelle (84%) regelmäßig mitgeführten Trockenfisch (wie Kaugummi, welches ich aber verabscheue). Hier in Island ist Trockenfisch wie Kartoffelchips als Snack überall zu bekommen.

DANKE, liebe holländische Freunde der EXPEDITIONSNAHRUNG. Euch „verdanke“ ich die Zusatzarbeit an diesen beiden bald abgeschlossenen Sonderkapiteln! Aber auch die Freude, mich ganz unerwartet wieder einmal mit dem Thema Ernährung auseinandersetzen zu können. Neun der geschenkten Packungen habe ich inzwischen konsumiert. Ein Vanille Dessert ist für meine Frau zuhause reserviert.

Aus „In 18 Nächten zur Mitternachtssonne“ von 2006 hier nur eine Geschichte passend zum Thema: Ich „landete“ damals nach gut 200 Radlerkilometern am wunderbaren kleinen Campingplatz an einem blauen Fjord gelegen. Fußballweltmeisterschaft, Deutschland spielte später im Viertelfinale gegen Argentinien und gewann: „Ja, ja, ich könne mir überall einen Platz fürs Zelt suchen. Der Bauer, der gerade mit seinem Trecker unterwegs ist, käme abends vorbei und kassierte die Kleine Platzgebühr“, sagte  mir freundlich zulächelnd eine Deutsche aus ihrer Hütte mit Wohnwagen heraus, die hier offenbar schon länger zu Gast und gerade mit Kochen beschäftigt war.

Mein Hilleberg AKTO stand in 2 Minuten, die selbstaufblasbare ThermaRest-Matte, die ich gegenwärtig immer noch benutze, wurde ins Zelt geworfen.“, der norwegische Anquilag-Schlafsack (ausgemustert, aber bei der ersten Island-Tour dabei) ausgebreitet, mein Wasser in Minutenschnelle auf dem Primus Multifuel (auch 2021 im Gepäck) erhitzt: Tüte auf, 0,8l auf die 200g Pilzgerichtvariante kippen, schließen, 8 Minuten warten, essen..., alles fast wie bei den Tütchen, die ich neulich von den Niederländern geschenkt bekam.

Der Nachteil: Es war schon die dritte von 5 Tüten, EXPEDITION-FOOD, die ich ausprobiert hatte. Und wieder war es irgendeine optimal abgestimmte, nahrhafte, geschmacklose graue Pampe, von der ich beim besten Willen nur die Hälfte schaffte. Aber ich hatte ja noch fast einen Liter mit Schlagsahne von mir auf 10% Fetgehalt getrimmte Vollmilch mit und  ein Drittel norwegisches Helkorn-Kneippbrot, belegt mit 1 cm Butter, 5 mm Käse und 5 mm Butter. Alles verschwand. Ich war ÜBER ALLES GESÄTTIGT! Im nächsten Augenblick öffnete sich die „deutsche Hüttentür“ und die freundliche Dame von vor einer halben Stunde kam mit einer riesigen, herrlichen Fischplatte, Butterkartoffeln und Salat heraus, um mich zu verköstigen: „Mein Mann und ich haben uns gedacht, Sie müssten hungrig sein, nach der langen Tour. Und von dem selbstgefangenen Fisch ist noch soviel übriggeblieben. Und da…“ Ich hätte losheulen können vor Rührung. Und es bewegt mich heute immer noch, da ich dies hier schreibe. Aber damals hätte ich auch beim besten Willen keinen Bissen mehr verschlucken können. Und auf die Idee mir alles einpacken zu lassen, kam ich Idiot damals nicht!!! Ich erklärte bloß, ich hätte schon gegessen, sei absolut satt und präsentierte ihr entschuldigend meine auch damals schon fast perfekte Ausrüstung. Auch zeigte ich die noch halb gefüllte EXPEDITION-FOOD-Tüte mit dem unansehnlichem, geschmackbegrenzten Inhalt.

„Tja, was es heute schon so alles gibt“, sagte die Frau nur staunend und zog mit ihrem abgelehnten Geschenk enttäuscht ab…

Die Bewertung der Adventure-Food-Packungen von 2021 ist nachfolgend schnell gemacht: Es sind allesamt neueste Errungenschaften kommerzieller Lebensmittelchemie. Allesamt durchaus schmackhaft zurechtgemixt. Müslis, Expedition Breakfast und Desserts sind für mich allerdings allesamt auch viel zu süß. Bei meiner Art zu reisen sind sie allerdings nicht optimal, weil ich ein Vielfaches mehr an Energie benötige, als zum Gasgeben, „Daumenmuskeltraining“ beim iPhone-Füttern oder Zeltaufbauen erforderlich. 62 g Dessert-Inhalt in einer vielleicht ebenso schweren Plastiktüte, aufgefüllt mit 120 ml kalten Wassers: ein katastrophaler CO2-Abdruck. Meine eigenen Mischungen an Nüssen etc. finde ich hier überall in Supermärkten. Was ich sonst an Proviant benötige – obwohl ich viel transportiere – besorge ich mir lieber auf andere, mir gewohnte erprobte Weise.

Genial hingegen ist die „Erscheinung“ aller Adventure-Food-Päckchen , wie sie die Werbung seit Ewigkeiten und immer noch auf uns zu streuen versucht (Hierzu passte jetzt auch die Lektüre von Teil I meiner Ausführungen von vor ein paar Tagen zu den „Schlagwörtern“ der Zeit wie ANTIZIPIEREN, MENTALITÄT, DER DÜMMSTE BAUER usw.): In 12 Sprachen wird alles mit Schlagwörtern dynamischer Aktivität angepriesen (schön übrigens, dass das hochangepriesene ADVENTURE FOOD – EXPEDITION BREAKFAST auf Finnisch einfach nur „vaeltajan aamiainen“ – „Wanderfrühstück“ heißt, während in fast allen anderen Sprachen ACTIVITY-SUPERLATIVE bemüht werden.

Wenigstens auf diese Weise bekommen die Käufer durch die Piktogramme Wandern, Paddeltouren, Klettern, Zelten, Rennradfahren, Jagen, Angeln, Skilaufen signalisiert, zu welcher Gruppe „Extrem-outdoor-community“ sie sich sofort zugehörig fühlen können, wenn sie ein solches Tütchen auf ihre „Traumexpedition“ mitnehmen.

Auch ich „darf“ mich jetzt also als „temporärer Konsument“ der PERFEKT ABGESTIMMTEN ADVENTURE FOOD PRODUKTE „in Reality“ dazuzählen: Schließlich blogge ich ja auch und baue regelmäßig mein Zelt auf. Ach ja, zu radeln und zu wandern – gelegentlich – das mache ich auch, seit dem 15. Juni 2021. Und bin fast immer OUTDOOR and „VERY INTENSIV“…

 

EyjÓlfsstaðir/Morning Has Broken/fahrradinsPektion/„Wasserfälle sammeln“(20 km) „MÜSSIGGANG II“

7. August 2021 Marsollek Freitag, 6. August 2021 Ich war schon sehr früh wach, frühstückte brav ADVENTURE FOOD: ein HIGH ENERGY Expedition Breakfast in PERFECT BALANCE VON 600 KCal für meine bevorstehenden INTENSIVE OUTDOOR ACTIVITIES. Um keinen „Hungerast“ zu riskieren, aß ich noch einen Apfel, vielleicht 250 g Datteln, Erdnüsse, Mandeln mit Bitterschokoladestückchen aus meiner eigenen Dosenmischung und schob vier Grobschrotbrote (habe ich wirklich bei „netto“ in Höfn entdeckt) bestrichen mit 4 mm Butter, belegt mit 0,5 cm dick geschnittenem Käse und Tomaten nach und gönnte mir noch bestimmt 10 Finncrisps(Vollkorn-Roggenknäckebrot aus Finnland) mit gesalzener Butter zu Doppeldeckern dick verklebt. Ein Genuss! Und frischbereiteten Tee in Mengen gab es natürlich auch dazu. Die neue Thermoskanne hält, was sie verspricht. Ich schrieb lange, bis es halb neun wurde. Der Fußball wurde in der Ferne schon getestet, Isländische Kinder und deren Großeltern waren längst wach. Der Himmel begann aufzuklaren, ein freundlicher Tag kündigte sich an. Um halb neun begann das erste Morgenkonzert in Island: Hymn, Morning has Broken, Guantanamera – alles auf Lautstärke „Concert for People“ getrimmt. Isländer hoben aus ihren Wohnwagen die Daumen. Eine Frau (Anja aus Deutschland setzte sich auf die Bank und sang begeistert mit. Ihr Mann (Andreas sei Profimusiker, erfuhr ich, und hat sein Horn auf Reisen mitgenommen. Wie schön! Ich spielte schon gut eine halbe Stunde: Die „Sexy Camper“ aus Lettland schliefen“. Irgendwann erklang Hymn zum Abschluss und ich ging zum Wohnmobil der Deutschen, lernte Andreas kennen und er war bald gerne bereit, zu meinem Gesang etwas auf dem Horn zu improvisieren. Herrlich! Ich stellte ihnen Leezy Lindsay vor: Kurze Abstimmung der Tonart, es ging los, Anja filmte uns Erinnerungen an die Begegnung, Isländer filmten freihand, aus den Wohnwagen heraus, oder gar mit Stativ fixiert von der Wiese aus dieses ungewöhnliche Ereignis auf ihrer Urlaubsreise… Die Letten müssen, als ich bei Anja und Andreas zu Besuch war, aus dem Wagen geschlüpft sein und sich reisefertig gemacht haben. Als ich die Gitarre einpackte, kamen sie zu ihrem auffälligen Fahrzeug und wir sprachen sehr kurz miteinander auf Englisch: -By! – By, by… Dann fuhr der „Don‘t sorry, be sexy“ – Wagen vom Platz. Andreas nach kurzem Abstimmen der Instrumente in freier Improvisation zu Leezy Lindsay in den „Highlands“ des wunderschönen Berufjörður in Eyjolfsstaðir Der Platz begann sich zu leeren. Ich hatte nach dem opulenten Frühstück Zeit zu lesen, zu schreiben. Telefonieren? Nein, Funkloch. Zumindest vom Zelt aus war es nicht möglich. In der Kleinstküche mit zwei Toiletten(!) gab es aber die Möglichkeit abzuwaschen und auf einem äußerst „phlegmatischen“ Wasserkocher der auch hier für die Nudelsüppchen heiß begehrt war (mein Primus erhitzte mir 1l Wasser in etwa einem Fünftel der Zeit). Aber es gab – außer Waschmaschine und Trockner etwas viel WICHTIGERES fürs DAUMENMUSKELTRAINING in der REALITY(?)-ADVENTURE-OUTDOOR-TOURISMUS-ZEIT: Sechs Stecker (einen davon brauchte der Wasserkocher), um Phones, Kamera- und Drohnen-Akkus zu laden und brandneue Erlebnismachrichten (wie auch ich sie hier verstreue) in die Heimat o.ä. liefern zu können. Abends und nachts waren alle Steckdossen in der Regel immer besetzt. Mancher „Pfiffikus“ schloss sogar seine eigene Mehrfachsteckdose an, um seinen Elektrobedarf zu generieren. Auch große PCs wurden angeschlossen, trotz Wasserschadengefahr durch brodelndes Kochwasser. Und alles ist nur deswegen so begehrt, weil man kein Fahrrad dabei hat? Gut, dass ich mir, besonders auf flacheren Strecken meine Kamera-, auch Iphone-Akkus und sogar noch mein Powerpack per Nabendynamo mit USB-Anschluss und Beinkraft schon seit 8 Jahren erstaunlich gut aufladen kann und im Prinzip auch „wochenlang in der „Knüste““ unabhängig bin von kommerziellen Energielieferanten…. Solche Anschlusstellen sind aber auch eine hervorragende „Börse“, sind Ventile, um NEWS über seine kaum selbst zu bewältigenden Reiseeindrücke auszutauschen. GENUG DAVON! Anja und Andreas luden ihre Mountainbikes ab, um 4 km lang Bergaufwärts den Fluss der Wasserfälle (30 Fälle auf 20 km Gesamtflusslänge) zu erkunden. Es handelte sich ausschließlich um eine Schotterpiste mit äußerst anspruchsvollen vor allem Abfahrten, die ich später, ‚antizipierend‘, lieber zu Fuß heruntergehen werde) Es sollte für sie bis zum Múlafoss gehen. Ich nahm inzwischen eine längst fällige Fahrradinspektion vor, spannte die Kette, justierte die Bremsen, putzte tausende Kilometer Staub, Dreck und Öl von Felgen, Kette, Schaltung weg, schraubte Klick-Adapter an Schuhen fest, kontrollierte alles und fuhr die 2 km ganz nach unten, um für morgen Gefahren zu erkennen, den untersten Wasserfall zu fotografieren und zu testen, wie sich der Aufstieg ohne Gepäck „anfühlt“. Die Abfahrt war im Verhältnis zur später erfolgten Nachmittagsfahrt „zum Wasserfällesammeln“ geradezu kinderleicht, der Wasserfall wunderschön ( zu bemerken wäre, dass der kurze Fluss zum gewaltigen Strom anwachsen kann (s.Info) und seinen Wasserdurchfluss von 8 Kubikmetern/s (über 50 Jahre hinweg erfasst) auf 395(!) Kubikmeter/s erhöhen kann. Der Aufstieg zum Campingplatz war für mich im ersten Gang so gemütlich, dass ich dabei Mc Phersons Rand auf schottisch singen konnte… Anja und Andreas waren gerade zurückgekommen und berichteten begeistert von ihrer 2×4 km langen Tour. Sofort machte ich mich auf den Weg dorthin, um „Wasserfälle zu sammeln“. Ich hatte ja MEIN OUTDOORFRÜHSTÜCK noch längst nicht verbraucht. Für Euch liebe Anja und Andreas, weil wir uns nicht mehr sahen und natürlich für alle Interessierten nur dieses: Als ich am „touristisch erfassten“ Wasserfall anlangte (wunderschön!), wollte ich gerade umkehren. Von der Bergseite aber kam mir ein Geländewagen entgegen. Eine ältere Isländerin, Besitzerin des Geländes (mit Schwester?) erklärte auf meine Frage hin, ob es hier noch weitere Wasserfälle gäbe, dass an einem Hus/Haus genannten Schafsunterschlupf drei Wasserfälle direkt aufeinander folgten, man müsste aber ein Stück hinwandern. Weiter oben gäbe es aber noch viele Fälle… Einen der drei Fälle konnte ich vom Weg aus ja sehen. Ich fuhr aber zunächst weiter, vom Start am ersten Fall ganz unten insgesamt 10 km weit hoch in die „Stichstraße“ und sah in der Ferne, die ich nicht mehr zu erkunden plante, einen weiteren Fall. Zurückgeradelt, etwa einen Kilometer weit, ließ ich das Rad stehen und wanderte hin. Ich konnte tatsächlich neben Schafspfaden Blaubeeren pflücken, auch Krähenbeeren, vor allem aber „meine“ Wasserfälle erreichen. Es waren derer sogar vier! Den vierten, etwa 2m hoch und in einem der Videos am Ende gerade noch zu erahnen, zählte meine Exklusiv-Informantin wohl nicht mehr zu Wasserfällen…   “meine“ Wasserfälle…   Was man doch wiederum für Fahrzeuge benötigt, wenn man kein Reiserad zur Hand hat, um zum Beispiel „Wasserfälle zu sammeln“?!?  

Eyjólfsstaðir — Fáskrúðsfjörður (101 km)

Eyjólfsstaðir — Fáskrúðsfjörður (101 km) 7. August 2021 Marsollek Etappe 32, Übernachtung 38   Am Vorabend. Vollgepackt, es kann losgehen. Zelt „morgennass“.   Berufjörður Start um 5.15 Uhr. Windstill. Der Himmel zugezogen. Unten am Berufjörður ebenfalls windstill. Was hatte ich hier für einen Gegenwind vor fünf Jahren! Neuer Asphalt. Vor fünf Jahren gab es hier noch eine löchrige , lange Schotterpiste: Damals das einzige noch nicht mit Malbik/Asphalt versehene Stück des Ringleden/der Ringstraße. Nach 10 km begann es zu tröpfeln. Zehn Kilometer lang. Etwa 10 Kilometer vor Breiðdalsvík – ich hatte den STILLEN Berufjörður längst hinter mir, kam Gegenwind auf. DIE GELEGENHEIT, eine Frühstückspause einzulegen, Adventure-Expeditions-Food zu testen und, vor allem, das „morgentaunasse“ Zelt zu trocknen. Obwohl ich heute eventuell bis ins beim Start knapp 140 km entfernte Egilsstaðir radeln wollte, keine Eile. Die Gegend war zu schön. Links der Straße steile Zinnen in denen Sturmvögel brüteten und dominant ihre Luftrunden zogen, rechts landwirtschaftlich genutzte Flächen, sogar einzelne GETREIDEFELDER (Gerste/Hafer) machte ich aus der Ferne aus. Außerdem: Island wird verkabelt, ganz massiv! Im Prinzip einen Großteil meiner Strecke – außerhalb an meiner „lohnenswerten Umwege“ – begleiten mich riesige Kabeltrommeln und abgestellte Baufahrzeuge mit allem dazugehörigen Kram. Manchmal wird gearbeitet. Aber noch nicht so früh am Morgen. Nicht besonders schön anzusehen, aber wichtig. Auch damit und weil ich diesmal, ganz anders als vor 5 Jahren, meine Beschreibungen relativ aktuell veröffentlichen kann und nach der Reise nicht mehr viel werde ändern müssen.   Nach nur einer Stunde im Wind von klitschnass zu komplett trocken.   Durch die Teppiche vollreifer Krähenbeeren an meinem einstündigen Rastplatz habe ich meine ADVENTURE-FOOD-TÜTCHEN jeweils mit zwei Handvoll davon und ganz ohne Lebensmittelchemie entscheidend weiterentwickelt. Ganz im Sinne des Spruches, den ich von meinem Zahnarzt Norbert Zipser (z.Zt. In Norwegen) habe (HERZLICHE GRÜSSE AUS ISLAND): „UND MAN ENTWICKELTE DEN POWER-RIEGEL IMMER WEITER…, bis er wieder zur Banane wurde…!“? Es geht weiter. Ein Radler kommt mir entgegen. „Where do you come fr…”, da erkenne ich ihn wieder, es ist Günther, den ich in Selfoss traf und der wegen des schlechten Wetters den Bus nach Akureyri nehmen wollte, während ich die sagenhaften Kilometer mit Extremgegenwind nach Geysir abspulte und danach, ohne Gepäck anderthalb Stunden für die etwa 9 Kilometer nach Gullfoss benötigte (zurück nur 17 Minuten). „Ja, das Wetter sei besser geworden, seit Akureyri habe es gar nicht mehr geregnet“, meint Günther. Er sei aber schon seit anderthalb Jahren nicht mehr richtig in Form und der Anstieg von Egilstaðir aus gestern sei mörderisch gewesen. „Nein, regnen würde es heute nicht“, meint er, „typisches Islandwetter halt“. Der Arme wird später sicherlich (wie ich nur kurz) noch sehr viel Regen auf seiner Strecke abbekommen haben. Eine Stunde später kommt mir eine Radlerin entgegen. “Where do you come from”? “Actually from Fáskrúðsfjörður.” Als ich meine Frage präzisiere, erfahre ich von Sarah im reinen Highlanddialekt, dass sie aus Schottland sei, jetzt auf dem Weg nach Keflavík unterwegs ist und genau wie ich damals, vor fünf Jahren erstmals Island per Rad umrundete. Damals von Seyðisfjörður kommend, über die Faröer. Wie ich dieses Mal. Krass! Respekt!!!   Blickfang in Stöðvarfjörður   „Verhangener“ Blick auf Andoy, die Enteninsel“. Irgendwie glaubte ich, vor 5 Jahren in Reyðarfjörður Station gemacht zu haben und wollte inzwischen nur noch bis dort hinradeln. Zwar wollte ich samstags Proviant „bunkern“, das aber hätte trotz der dreitägigen „Romance“ mit dem Platz in Eyjólfsstaðir und dem „Beheimaten“ mit Ort, Fjord, Fluss und Umgebung auch noch paar Tage später sein können. Nanu, die Strecke kommt mir bekannt wellig vor, wieder Hinweise auf Islandpferde, die Biegung um den Fjord herum, DER CAMPINGPLATZ! Da wird mir plötzlich und augenblicklich klar (es beginnt gerade zu tröpfeln), dass ich, wie 2016 am Kleinstcampingplatz in FÁSKRÚÐSFJÖRÐUR gelandet bin, vor dem 5 oder 6 km langen Tunnel Richtung Egilsstadir. Nach der Biegung, dem „radelnden Übersetzen auf die andere Fjordseite“ sehe ich, was ich im Rücken hatte und was sich nun zum Fjordende nähert: Eine dunkle Regenfront. Keine Frage, alles ist inzwischen trocken, also Taschen, Jacken, Zelt: Hier bleibe ich! Zwei Wohnwagen sind schon da, mein Platz ist schnell gefunden, Zelt aufgestellt, Innenraum eingerichtet, Gepäck trocken im Außenzelt verstaut. Der Regen begann, ich wollte zum Supermarkt der (auch nach Empfindung von mir befragter Einheimischer) unheimlich blöd versteckt lag. Nach einigem Nachfragen fand ich ihn, selber von außen inzwischen klitschnass geworden. Zurück am Platz ist alles schnell verstaut, die Regensachen im Außenzelt. 101 Kilometer geradelt. Immerhin. Drei Stunden Dauerregen – gut fürs Schreiben -, dann klart es auf. Ich kann kochen, opulent essen und, tatsächlich, Gitarre spielen, für inzwischen fünf belegte Plätze. Scheinbar ohne Resonanz. Die Isländer grillen unterm Vordach, die anderen Gäste bleiben regenverstört drinnen. Einen nach oben gehobenen Daumen sehe ich beim Verstauen der Gitarre. Aus einem deutschen Campingmobil. Von den Isländern erfuhr ich das später abends noch jemand käme, um die Zeltgebühr zu kassieren.   Später abends: Die Sprachüberraschung am mir bekannten Campingplatz: Andrzej mit Sohn Dominik aus Wejcherowo bei Gdańsk, seit 11 Jahren in Island. Lehrer in Fáskrúðsfjörður. Als dies geschah, unterhalte ich mich mit dem Mann, der seinen Sohn dabei hat. Ich erzähle, dass ich meine zweite Tour hier mache, zeige ihm die Karte. Er ist fassungslos, wo ich überall hingelangt bin usw. Er fragt mich, als er erfährt, dass ich Deutscher bin, wo ich Isländisch gelernt habe und ob ich hier wohne. Nach kurzer Erklärung sage ich ihm, dass ich mich in vielen Sprachen verständigen könnte. „Auch auf Polnisch?“, fragt mein gegenüber. „Já“, antworte ich und wechsle die Sprache. Welche Überraschung: Andrzej und Dominik, einer seiner drei Söhne sind nach Island eingewanderte Polen. Andrzej unterrichtet inzwischen sogar als Lehrer an der hiesigen Schule. Den Job hier am Platz macht er ehrenamtlich und alle Einnahmen werden gesammelt, um seinen Schülern eine Klassenfahrt nach Holland zu ermöglichen. Wir verabschieden uns herzlich – die Welt ist klein… Ich schreibe noch etwas, morgen kann ich ausschlafen, habe ja trotz des „mörderischen“ Bergpasses vor Egilsstaðir nur etwas über 50 km vor mir. Und „Bergpässisch“…, kann ich auch;-)…

Höfn – Eyjólfsstaðir (122 km)

5. August 2021 Marsollek

Etappe 31, Übernachtungen 35 – 37

Mittwoch, 4. August 2021

Abschied von Höfn/Tagesimpressionen

Ballo in da diesis minore“, Angelo Branduardi 1976, aus dem 15 Jahrhundert: Ich bin der Tod und trage eine Krone.

Ich radle nun schon etwa 200 Kilometer lang südlich der vielen „Zungen“ des Vatnajökull. Auch die nächsten etwa 100 km, vielleicht auch noch länger, werde ich unter seinem direkten „klimatischen“ Machtpotential stehen…

Start um 5.00 Uhr. Die Nacht blieb trocken und Windsstill. Zwangsläufig bildete sich Kondensat aus Atemluft auf der Innenseite des Außenzelts. Wie vorgestern – aber erst zum 5. Mal seit Beginn meiner Reise am 15. Juni – knüpfe ich das trockne Innenzelt aus, sichere es getrennt und packe das nasse Außenzeit ein. Es regnet noch nicht. Es waren übrigens doch nur 24 und nicht 30 Zelte auf den Platz.

Ich breche als Erster auf.

 

Jetzt, um 5 Uhr, sind die beiden Gletscherzungen gut zu sehen

 

Nanu, das Haus der russischen Hexe „Baba Jagá“ auf einem Hühnerbein???

 

Ich Genieße die Morgenkulisse. Der Abschied von Höfn fällt mir nicht leicht. Freundlicheres Wetter vorausgesetzt, wäre ich gern noch einen Tag länger hier geblieben, hätte mich mit Maciej weiter auf Polnisch ausgetauscht, die gebrauchte Wäsche waschen und trocknen lassen.

Ich habe aber noch genug frische, verpackte Reserven.

Im Foto oben in Bildmitte etwas rechts zu erahnen: Vier Ferienhütten am Hügel (Mit hier nicht sichtbarem Stuhl oben, um die freie Aussicht aufs Meer zu genießen)…

 

… bei Regenwetterlage früh am Tag ganz sicher besetzt (Hier ist über dem Dach des rechten Hauses auf dem Hügel der genannte „Stuhl mit Aussicht“ zu erkennen)…

 

Schilder erwecken beim mir immer ein besonderes Interesse: Oben allein schon deshalb, weil erstmalig das nur noch 273 km entfernte Seyðisfjörður auftaucht, wo ich meine zweite, erweiterte Islandumrundung per Tourenrad begann. Akureyri ist laut Schild nur 223 Kilometer von Seyðisfjörður entfernt, wenn man ausschließlich die etwa 1350 km lange Ringstraße 1 rund um Island herum nutzt. Ich benötigte auf für mich interessanteren „Umwegen“ 827 Kilometer, um von meinem Startplatz ganz CO2-frei nach Akureyri zu gelangen.

Auch wenn ich nun seit Reykjavik gezwungen war, die 1 zu nutzen: Bis zum Ziel werde ich weit mehr als zwei Drittel meiner „Island-Expedition“ ohne diese wichtige Verkehrsader ausgekommen sein.

 

Diese Landzunge, obwohl etwa 20 km vom Höfn entfernt, ist für mich das Wahrzeichen der Ortschaft und auf der Fahrt vom Süden kommend (bei Sicht) schon mindesten 40 km vor Erreichen des „abgelegensten Ortes Islands“ gut auszumachen.

 

An solchen Ausblicken nach dem gestrigen Regentag ist vielleicht zu verstehen, warum ich hier, angesichts meiner „Reservetage“ noch gerne länger geblieben wäre.

Hier und ENDLICH hatten motorisierte Camper Gelegenheit, echte Isländer zu streicheln und deren ganz junge Fohlen bei lustigen Bocksprüngen zu beobachten: Denn es gab am Ende der Weide eine Möglichkeit das Gefährt abzustellen. 5 Fahrzeuge parkten dort und Menschen aus Europa und Japan (überwiegend Frauen) konnten zu ihren Lieblingen gelangen. Als Radler kann ich das überall und „spreche“ auch gelegentlich mit Pferden im Vorbeiradeln, weil sie mich auf dem Rad schon von Weitem neugierig beobachten und sich auch zutraulich nähern. Wahrscheinlich hat sich im „Herdengedächtnis“ der Pferderasse festgesetzt, dass ich vor 5 Jahren in Island eine Reitstunde auf einem Isländer genommen habe…

Schafe hingegen nehmen in der Regel reiß aus vor mir. Es sei denn, ich selber blöke sie im Ton der Mutter an (ein Lamm verfolgte mich sogar über ein paar hundert Meter weit).

Ganz anders Seevögel am Strand: Schon wenn ich vorbeifahre laufen sie scharenweise ins Meer. Bleibe ich stehen, so fliegen sie sofort weg, wenn flügge. Oder sie ergreifen panikartig die Flucht ins Wasser, wenn sie Küken bei sich haben…

Zehn Kilometer weit blieb es trocken. Ich näherte mich dem 2005 erbauten, 1300 m langen Tunnel (Isländisch göng) durch den Berg.

Letztes Mal empfing mich am Ausgang anstelle des diesseitigen Nebels ein strahlend blauer, wolkenfreier Himmel. Diesmal senkten sich Wolkenausläufer der anderen Seite sogar schon hier herunter und besprühten denTunneleingang mit frischem Nass.

(Bei genauem Hinsehen, erahnt man links den alten Höhenweg, der durch die Tunnelstrecke überflüssig wurde.)

Der Tunnel steigt in nordöstlicher Richtung an. Dadurch bildet sich eine Kaminwirkung, die ihn entlüftet und auch für Radfahrer passierbar macht. Der leichte Gegenwind der mich traf wurde schon 400 m vor dem Tunnelausgang nass. Nieselregen im Tunnel sozusagen. Der Rest ist schnell umschrieben: 70 Kilometer „Regennebelsuppe“, zwischendurch nasses Frühstück. Nach 80 Kilometern stoppte der Regen, ein leichter Seitenwind kam auf: Zweites Frühstück. Zelt tatsächlich trocken bekommen!

“Küstennebel“ aus 50 m Höhe.

 

Oliver aus Deutschland kommt mir entgegen.

 

Klimawandel?, fragte ich vor 5 Jahren an dieser Wegstelle. Island war ja vor der Besiedlung bewaldet. Unten dieselbe Baumgruppe.

Jetzt, nach 5 Jahren scheint sie mir deutlich gewachsen zu sein…

Nach Erreichen von Djúpivogur (108 km) beschließe ich, weiter in den Berufjörður hineinzufahren. Nach einer 3. Pause mit frischgekochtem Tee. Gut, dass ich mich gestärkt habe. Letztes Mal wehte mir auf dem welligen Kurs 23 km lang, bis zum Fjordende ein strammer Gegenwind, der sich dann um 180 ° drehte und die Weiterfahrt stark erschwerte.

Heute hatte ich Rückenwind. Nach 120 km der Hinweis auf einen Campingplatz in Eyjólsstaðir, einem Bauernhof 2 km jenseits der Straße. Der Anstieg von fast 100 Höhenmetern mit teilweise über 13% Steigung auf löchrigem, waschbrettartigem Schuttweg verlangte mir höchsten Respekt und alle Kräfte ab, kamen mir doch auch immer wieder vierradgetriebene PS-Monster mit Campingwagen entgegen.

Diese 2 km-Strecke werde ich als eine der schwersten Herausforderungen meiner Tour in Erinnerung behalten. Angekommenl!

Gunhild Norwegerin, Aquarellmalerin aus Trondheim, verbringt seit 4 Jahren die Sommer hier in Eyjólfsstaðir und betreut den Platz.

oben und unten: zwei von Gunhilds Aquarellen.

Gegen Abend füllte sich die Wiese und Standplätze auf dem Gelände rund um die Gebäude samt der Parkplätze. Fürs Fußballspielen blieb kaum noch Platz über. Ich wurde verschiedenerseits auf meine Toureinzelheiten hin angesprochen. Als ich dann die Gitarre auspackte und zu spielen begann, waren die Überraschung über, aber auch Anerkennung für den „musizierenden Paradiesvogel“ gleichermaßen groß. Viele gehobene Daumen zeigten mir beim Spielen, dass ich zumindest geduldet werde. Isländische Kinder, vorher mit Fußball beschäftigt, näherten sich und verfolgten interessiert mein Tun. Einzelne Erwachsene kamen näher, hörten eine Weile zu, setzten sich auf die nahe Bank, an der nachmittags mein bepacktes Rad angelehnt stand. Applaus aus ferner stehenden Campingwagen klang durch.

Ina, Kindergärtnerin in Frankfurt, aus Hannover stammend und Laurent, ihr Mann, Franzose (habe ich gar nicht bemerkt), selbständig, sind mit einem ausgebauten, hochgestellten, geländetauglichen Wohnmobil unterwegs. Er fuhr fünf Tage früher los, um das Fahrzeug per Fähre herzubringen, sie flog nach Island. Ina erfüllte sich auch schon einen Lebenstraum und durchwanderte mit Freundin(?) und mit rotem Hillebergzelt im Gepäck Patagonien. Respekt!

Ein junges holländisches Paar bedankte sich für die Musik und brachte dem „Extremradler“ eine Auswahl von Adventure-Food-Produkten in „EXPEDITION QUALITY“ mit HIGH ENERGY GEHALT IN PERFECT BALANCE mit, von der ich dankbar vier Tüten – nur mit heißem oder kaltem Wasser aufzufüllen – annahm. Durch mein fast zu 100% in den Niederlanden stattfindendes Eisschnelllauftraining fällt es mir inzwischen leicht, mich auf Niederländisch mitzuteilen.

Nach einer Stunde Gitarrenspiel packte ich alles ein und fuhr zu den zugezogenen „Frankfurtern“, um etwas mehr über ihre Reisepläne zu erfahren. Wir tauschten Tipps aus. Schließlich holte ich doch noch den Rucksack mit Reisegitarre aus dem Zelt und spielte für sie. Da Beide Angelo Branduardis Musik zu schätzen wussten, freuten sie sich auch sehr, als ich ihnen BALLO IN FA DIESIS MINORE in meiner Interpretation vorstellte, die inzwischen immer weniger Stolperer aufweist. Unglaublich, wie aktuell das Lied ist und unglaublich, wie schon die Menschen im 15. Jahrhundert mit Pandemien umgehen mussten (hier ist die Pest das Thema) und nach Erklärungen des unfassbaren Leids suchten.

Ich stellte Ina und Laurent zur Freude auch noch „Die Regenballade“ vor, einen lyrischen Text von Ina Seidel aus den 1950er Jahren, von Achim Reichel vor knapp 50 Jahren vertont. Den Text hatte ich nur „im Kopf“ dabei (14 Strophen á 8 Zeilen).

Liebe Ina, lieber Laurent, falls Ihr dieses liest: Ich vergaß Euch gestern zu sagen, dass auf der Halbinsel Langanes, 35 km von Þórshöfn(Þóurshöpn) entfernt, etwa 2 km nach der Basstölpel-Kolonie auch eine größere Papageitaucherpopulation brütet. Mit Eurem Fahrzeug gelangt Ihr da auf jeden Fall hin: Seht Euch die bestimmt gut 1000-2000 gänsegroßen Tölpel aus 50 m Entfernung an, lasst das Fahrzeug direkt auf dem „Parkplatz“ stehen und wandert die Küste mit traumhaftesten Basaltformationen entlang, bis Ihr die Lundis seht.

Herzliche Grüße vom Platz, auf dem ich noch bis Samstag bleibe. Morgen kann ich auch hier tatsächlich meine gesamte Reisewäsche waschen und trocknen…

Ballo in fa diesis minore

Eyjólfsstaðir( O km)/“nur” noch 163 km bis Seyðisfjörður – „MÜSSIGGANG I“

5. August 2021 Marsollek Jetzt ist es tatsächlich nahe Realität: Wenn ich für die nächsten 163 Reisekilometer bis Seyðisfjörður kein anderes Transportmittel benötige, bin ich 2021 bei „Waldorf on the Road III“allein in Island 3001 Kilometer und insgesamt 4001 Kilometer per Fahrrad unterwegs gewesen. Mit „unleichtem“ Gepäck. Mit zerlegbarer Reisegitarre (samt passendem Rucksackfutteral, Liedtexten, Zubehör 7 kg schwer) im absolut wasserdichtem Seesack, in dem ich nach Einkauf auch noch bis zu 13 kg Proviant verstaue, aufbewahrt*. *Ich war in Gegenden unterwegs, wo Einkaufsmöglichkeiten mitunter erst wieder nach mehr als 200 km auftauchtenoder an Wochenenden, bzw. dann, wenn ich vorbeikurbelte, geschlossen waren. Natürlich „absolut verrückt“ dieser Alte!… Im Nachhinein entsteht eine Hochachtung vor eigenen, nach einer Krebserkrankung wiedergewonnenen körperlichen Möglichkeiten aus Bein- und Körperkraft, mentaler Verfassung und allen Erfahrungen der vergangenen Unternehmungen mit Familie, Schülern, den eigenen Radtouren 2006, 2008,2013, 2016. Selbstverständlich wird sich auch die beinahe lebenslange ambitionierte sportliche Aktivität aus Freude an der Bewegung in vielen Ausrichtungen auf die Leistungsfähigkeit im Alter von 67 Jahren (an „Erlebtem“ gefühlt von 200 Jahren) ausgewirkt haben. Von außen betrachtet wirkt alles Sportliche „extrem“, Marsolleks Fremdspracheninteresse vom „Sprachtalent“ abhängig usw., usw.. Jedermann mag dies alles für sich selbst bewerten. Eines aber sollte nicht geschehen: Die Fähigkeiten Anderer einem Talent, einer Besonderheit zuzuordnen, die der eigenen Individualität fehlt, um dies dann als wunderbare „Begründung/Entschuldigung“ zu nutzen, sich nicht mit einem interessanten Gebiet beschäftigen zu müssen, zu wollen oder zu sollen. Interesse an der Welt, an 7 Milliarden Mitmenschen, Interesse an eigenen „Macken“ und den „Besonderheiten“ Anderer genügt schon, um sich auf den Weg zu machen. Ein Leben lang. Immer nur in dem Zeitfenster, das jeder hier zur Verfügung gestellt bekommt… ACHTUNG, die nachfolgende „landwirtschaftliche“ und weitere Betrachtungen benötige ich in einigen Tagen, wenn ich im Zusammenhang mit „ADVENTURE FOOD TEIL II“ auch humoristisch auf „Schlagwörter“ der Werbung und die von mir verspeisten „Kalorienbomben“ eingehen werde. Sie kann zunächst durchaus übersprungen werden! *************** „MENTALITÄT“, „ANTIZIPIEREN“ sind „geschwollene“ Schlagwörter, will man(n) sich heutzutage im Fußballjargon als Experte ausweisen. Und das vielleicht gar, ohne jemals einen Ball getreten zu haben. Mich mitgerechnet gibt es in Deutschland ja 83 Millionen Fußballbundestrainer aller Geschlechtsausrichtungen… Den nachfolgenden Witz kenne ich zwar schon seit 50 Jahren, als die Aufmerksamkeit bezüglich rassistischer „Begriffsphänomenologie“ noch weniger den Alltag dominierte: DIE VOLUMINÖSEN KAPAZITÄTEN SUBTERRARER AGRARPRODUKTE STEHEN IN REZIPROKER RELATION ZU DEN INTELLEKTUELLEN KAPAZITÄTEN IHRER PRODUZENTEN.“ In Umgangssprache übersetzt genügen für die „MESSAGE“ sieben Wörter: „Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln.“ Wenn ich für mich „antizipieren“ einfach mit „vorhersehen“ übersetze, so habe ich bei meiner Reise und deren Vorbereitung – alle Erfahrungen berücksichtigend – viel geplant und musste dennoch stets einen Plan b, c,d… entwickeln, um dem Leben im JETZT aus der jeweiligen Situation heraus flexibel begegnen zu können. Schon beim Zugeinstieg in Bochum zum Beispiel wurde einer meiner Markengummipantoffel abgerissen und blieb im Gleis liegen. Beim Ausstieg in Puttgarden war der Fahrradständer bereits umgeknickt gewesen, weil er die Ruckelei, das ständige Umräumen in trotz Pandemie überfüllten Zügen nicht verkraftete. Kleinigkeiten? Klar! Auf Lolland (DK) half mir ein 81-Jähriger Fahrradmechaniker den Ständer geradezubiegen und fixierte die beiden Schrauben so fest, dass ich sie mit meinem „Bordwerkzeug“ nicht mehr lösen konnte. Der Ständer knickte danach noch mehrfach weg, ich konnte ihn aber (weil die beiden Schrauben hielten), ohne dass er brach, „in Position“ biegen und bedingt funktionsfähig halten. Ein befreundeter Händler auf Langeland hatte für mich „passende“ Pantoffel aus China im Sonderangebot, ausgewiesen in Größe 45 (Eigentlich genügt mir bei Pantoffeln die Größe 43). Ich probierte nur den linken Pantoffel aus. Indes, der linke Pantoffel war höchsten Größe 43, der Rechte höchstens 41. Er passte mir erst nach 2 Wochen einigermaßen. Inzwischen sind beide Pantoffel „abgebraucht“, aber noch funktionstüchtig. Ich werde sie vor dem Zugeinstieg in Hirtshals aber entsorgt haben, um sie nicht auf irgendeinem Bahnsteig zu verlieren. Zuhause warten aber bereits neue Markenpantoffel aus Naturkautschuk auf mich: Der Rechte und Linke in passender Größe…. ZUSAMMENGEFASST: Eine Reise welcher Art immer muss selbstverständlich geplant und nach bestem Wissen aus aller Erfahrung vorbereitet werden. Gegebenenfalls muss der Körper fit gemacht werden, um den zu erwartenden Herausforderungen begegnen zu können. Dennoch werden aber immer unvorhersehbare Dinge geschehen, die alle Pläne ins Wanken bringen können – und sei es durch den Wind, wie bei mir etwa auf den Faröern oder bei der Fahrt zum (und um den) Snæfellsjökull geschehen. ABER, gerade durch die „Unvorhersehbarkeiten“ die uns das Leben nicht nur auf Reisen zuhauf zu Verfügung stellt, habe ich gelernt, sie auch als Chancen/Möglichkeiten zu sehen, um Neues zu erkunden, Neues entwickeln zu können, oder Neuem mit Interesse zu begegnen. Und gelernt, sie mit wachsender Lebenserfahrung immer mehr schätzen zu können. Bei meinen Single-Radtouren bin ich gewöhnlich IMMER OUTDOOR. Es sei denn, ich übernachte ausnahmsweise bei Freunden. Wohnwagen-, Wohnmobil-, Camperreisende im gemieteten Pkw mit Schlafmöglichkeit hingegen, sind immer Indoor. Reisende mit gemieteten Pkw mit Zeltübernachtung auf dem Boden oder dem Autodach sind nur zur Nachtzeit Outdoor. Als wir (mit Frau und Familie) Skandinavien mit Pkw und Zelten bereisten, gehörten wir zu der letztgenannten Gruppe. Es fanden aber auch mehrtägige Wanderungen mit Zelten statt. ***************** EXPEDITION QUALITY/ADVENTURE FOOD/EXPEDITION BREAKFAST/EXPEDITIONSFRÜHSTÜCK: (ADVENTURE FOOD TEIL I) Ina und Laurent sind auch Frühsufsteher. Als sie um halb sieben den Platz gen Nordisland verließen, winkte ich ihnen durch die etwas geöffnete Zeltluke zu. Ganz süß und berührend und am späteren Morgen geschehen: Ich schrieb immer noch im Zelt, als mich von außen eine junge Frauenstimme auf Englisch ansprach. Eine junge Holländerin aus Utrecht stand mit einem „Strauß“ von gut 10 Packungen ADVENTURE FOOD verschiedenster Ausrichtung vor mir und bot mir alle gerne zum Geschenk an. Wir wechselten schnell ins Niederländische. Sie und die gestrigen zwei Niederländer gehörten mit drei Wagen zur Gruppe von Freunden, reisten zusammen um Island herum und schliefen in auf dem Wagendach der gemieteten Fahrzeuge fixierten Zelten. Nett, wie sie mir gestern aus der Ferne (etwa 100m weit) applaudierten, die Daumen hoben, sich mit ihren Freunden offenbar schon über den in der Eishalle von Enschede trainierenden Deutschen, der seit bald 4000 km mit seinem fiets unterwegs ist unterhielten und beschlossen, ihn bei seiner für sie fassungslosen Reiseart zu unterstützen. Ich war baff, ganz gerührt und suchte mir, ob der Vielfalt des Angebots, tatsächlich sieben weitere Tüten aus und versprach auch, sie wirklich ausprobieren zu wollen.* Alles in der Zubereitung der Produkte war immer ganz einfach: Tüte aufreißen, kleines Sauerstoffabsorbertütchen herausfischen, Boden auffalten/weiten, je nach Inhalt mit heißem oder kalten Wasser bis zum jeweils nummerierten Strich auffüllen, umrühren, Tüte per Zippverschluss schließen, acht oder zwei Minuten warten und aus der Tüte mit einem Löffel entnehmen und genießen… ADVENTURE PUR! *2x Expedition Breakfast, 2x Knusper-Müsli, Pasta&Funghi, 2x Mousse au Chocolat, 2x Vanilla Dessert und (von gestern) zwei nicht vegetarische Gulasch-Varianten mit Rindfleisch, welche ich nach Hause mitnehmen und im erweiterten Familienkreis verteilen werde. Nachfolgend die Fotos der Adventure Nahrung, die ich noch kommentieren werde.   (Fortsetzung zur Adventure Food folgt in den nächsten Tagen unter: EXPEDITION QUALITY/ADVENTURE FOOD/EXPEDITION BREAKFAST/EXPEDITIONSFRÜHSTÜCKTEIL II) …Schon morgens um 8 Uhr, als Gunhild kam, packte ich meine Wäsche in die Waschmaschine. Gegen Mittag war alles trocken. Klasse! Alles für nur 1000 Kronen (6€). Ich faulenzte nachmittags, auch weil sich der Himmel verzog, probierte aber schon paar Packungen der Expeditionsnahrung aus und zog mich ins Zelt zurück, weil ein Nieselregen begann. Das Abendkonzert fiel aus. Viele motorisierte Camper kamen abends an, wie am Vortag. Direkt neben mir, nur etwa 5m entfernt, parkten zwei Insassen eines „Sexy-Camper“, unterhielten sich, ließen die laute Heizung laufen, knallten mit Türen, kümmerten sich nicht um die Nachbarn. Es war nervig, aber ich schrieb ja noch. Ich glaubte zunächst, es wären Isländer. Nach einer Stunde ging ich raus und sprach die auf Isländisch an. Es war aber ein junges, unbedarftes lettisches Pärchen. Lettisch kann ich noch nicht. Estnisch hätte ich zumindest verstehen können. Russisch funktionierte aber: Ich fragte, ob sie ihre Kiste die ganze Nacht laufen lassen wollen, weil ich eigentlich schon seit 4000 km CO2-frei unterwegs bin und mir das nicht anhören wollte. Sie könnten ja 50 m weiter auf den Parkplatz fahren. Das saß, richtige Dumpfbacken waren die Beiden. Schnell räumten sie aber ihr Abendessen zusammen und waren nach 2 Minuten im vielleicht kuscheligen „Dont worry, be sexy“- Autobett. Der Klapptisch musste draußen übernachten. Ich konnte gut schlafen, freute mich aber schon tierisch auf das trockne Wetter am Morgen und das erste Morgenkonzert auf Island neben einem „sexy- Camper“. Natürlich nur als Ersatz für das ausgefallene Abendkonzert gedacht ;-)… Die nachfolgenden drei Fotos schoss ich am Morgen, als die Insassen noch schliefen….  

Früh unterwegs: Jökulsarlón-Höfn (88km)

3. August 2021 Marsollek Etappe 30, Übernachtung 34 Inzwischen wird es hier, Ende Juli, nachts auch schon für 2-3 Stunden dunkel, zwischen 0.30-3.00 Uhr. Es wurde eine kalte Nacht am Gletscher, ich streifte sogar die Kapuze im Mumienschlafsack über. Der neue Schlafsack ist aber Klasse, denn es genügt, dass ich, wenn ich das Seideninlett benutze, ein dünnes Merinoshirt und eine lange dünne Merinounterhose anhabe (beides mehr als 10 Jahre alte „Icebreaker“. Mit den neuen Produkten der Firma (aus chinesischer Produktion) kann ICH mich allerdings qualitätsbedingt nicht anfreunden). Socken brauche ich nicht, es ist mir schon nach kurzer Zeit kuschelig warm. 2016 fror ich oft, trotz „Zwiebelschalentechnik“. Danke für die gute Schlafsackberatung, lieber Dirk von Trekking &Bike in Langendreer! Durch den beständig kalten, aber trocknen Windhauch vom Gletscher blieb das Zelt knochentrocken. Ich wachte früh auf, schob das Rad etwa 5 Höhenmeter aufwärts, bepackte es und war um halb sechs reisefertig. Natürlich ging ich noch zur „Eisberglagune“, um mich beim Vatnajökull für die Starterleichterung zu bedanken und die Aussicht bei Morgenfarben zu genießen… Nur etwa 85 km lagen vor mir. Heute soll es in Höfn noch nicht regnen. Die Etappe (Start um 6 Uhr Ankunft 12.30 Uhr bei Windstille.) in wenigen Stichworten zusammengefasst. Danach lasse ich wieder Bilder erzählen: Im noch schlafenden und doch nur gut 2 km entfernten Touristenzentrum Jökulsarlón (in meiner Erinnerung waren es 5 km) beeindruckende Bilder gemacht und Kurzvideos gedreht, Müll entsorgt. 30 km lang günstigen Wind erwischt. In Gletscherzungennähe (ich bleibe noch bis über Höfn hinaus im Vatnajökullgebiet) sehe ich Regennester. Der Wind wird ungünstig, 40 km Starkregen. 10 km vor Höfn Regen vorbei. Pause im kleinen Tankstelllencafé, das ich wiedererkenne. Ankunft in Höfn, etwa 12-13 kg Proviantaufnahme bei „netto“. Ankunft regenfrei, Zeltaufbau, Proviant verpacken, Tee trinken. Blognotizen, gleich duschen, dann kochen. Morgen gut 100 km im Regen. Wenn mir morgen vor 6 Uhr der Start gelingen sollte, ist es in Höfn noch und bei der späteren Ankunft irgendwo im Berufjörður schon wieder trocken. Unvergesslich: Im Berufjörður war die Strecke 2016 teilweise noch nicht asphaltiert (jetzt schon). Ich fuhr damals 23 km weit bei starkem Gegenwind in den Fjord hinein. Bis zum Ende. Dann drehte der Wind plötzlich und ich fuhr ähnlich weit bei ähnlich starkem Gegenwind hinaus. Die Macht des Vatnajökull…   Hinweisschilder auf Rentiere: „Im 18. Jahrhundert sind 13 Rentiere aus Skandinavien in Island eingeführt worden, um den Menschen die Fleischversorgung zu erleichtern“, kann man nachlesen. Vor gut 170 Jahren wurden die ersten Tiere zum Abschuss freigegeben. In Ostisland gibt es inzwischen etwa 3000 Tiere. Die allermeisten Touristen bekommen sie aber nie zu Gesicht. Höchstens auf Verkehrsschildern. Während meiner ersten Islandumrundung 2016 (s. damaliger Bericht) hatte ich Glück und beobachtete frühmorgens hinter Höfn etwa eine Stunde lang(?) eine Kleinherde beim Äsen im Sonnenlicht. Aus nur etwa 30 m Entfernung. Und ich fotografierte fleißig, selber frühstückend. Ganz surreal, die Empfindung damals: RENE IN ISLAND???!!!. Ich erinnere mich noch sehr gut… Der Regen ist vorbei. Klima Wandel? Kartoffelanbau.   Fast einsam war es, als ich mittags ankam, jetzt, kurz vor 22 Uhr ist der Campingplatz fast voll belegt (alle Hütten ausgebucht, Wohnmobilplätze mit Strom beinahe und es stehen jetzt schon etwa 30 Zelte von Pkw-Campern , deren Fahrzeuge außerhalb abgestellt werden müssen. Den Ostdeutschen Mitarbeiter von 2016 den die Liebe nach Höfn verschlug, gibt es hier nicht mehr. Ich lernte aber Maciej aus Niederschlesien kennen, der jetzt den Platz souverän managt und hier im Ort mehreren Berufen nachgeht (hauptsächlich Zahntechniker). Wir führten sehr nette Gespräche miteinander: Dziękuję za spotkanie, Macieju!!! Pomyślności w spełnieniu marzeń ! Maciej und ich vor seiner „Kommandozentrale“. Durch seinen Tipp fuhr ich nochmal zu „netto“, um mir, günstiger als bei ihm, eine vernünftige Thermokanne zu kaufen. Meine „vernünftige“, mit der ich auch schon Zeltheringe einhämmerte, ließ ich ja dummerweise auf einer Bank bei Reykjavik stehen…

Die macht des Vatnajökull(watnajökutl) Skaftafell-Jökulsarlón(56 km)

2. August 2021 Marsollek

Etappe 29, Übernachtung 33

Ich konnte gestern mit Blick auf den Gletscher, im Trocknen und in Ruhe nahezu bei Windstille, kochen und alles für heute vorbereiten. Im Zelt war es gemütlicher zu schreiben, weil sich vom Gletscher her ein immer stärker werdender „Windhauch“ bemerkbar machte. Fertiggeworden, stellte ich fest, dass der Gletscher inzwischen auch starken Nieselregen mitführte, trotz einer Regenwahrscheinlichkeit von 0%. Das aufgehängte, schon fast getrocknete Handtuch war wieder nass geworden.

Der Nieselregen blieb, auch der leichte Windhauch vom Gletscher. Es wurde recht kalt. Das Außenzelt war äußerst nass, das Innenzelt trocken.

Ich wachte früh auf, knüpfte das Innenzelt wieder aus und startete kurz nach sieben Uhr bei 100 m Sicht, starkem Nieselregen und beginnendem Rückenwind. Gibt es diese Wetterbedingungen etwa bis Höfn? Dort glaubte ich abends nach 137 Kilometern ankommen zu können.

Beinahe hätte ich in diesem Bericht auf die Bilder von 2016 hingewiesen, die bei strahlendem Sonnenschein gemacht wurden. Wegen der beim Start nieselnden „Nebelsuppe“. Es kam anders.

Es wurden heute nur 56 Kilometer, ich radelte nur bis Jökulsarlón. Ich hatte ja viel Zeit. Und keine Eile. Und Muße. Wunderbar!

Viele Campingwagen von gestern passiere ich heute, noch „notdürftig“ in der Landschaft abseits der Straße „schlafend“ abgestellt. Oder sie passieren mich. Später. Vielleicht empfinden manche der Fahrzeuglenker beim Auftauchen eines Radlers am Straßenrand auch Genugtuung, dass es anderen noch schlechter ergeht, als ihnen. Besonders, als es zu Beginn meiner heutigen Etappe noch „nebelsuppt“. Mir hingegen geht es ganz ausgezeichnet! Der kleine Supermarkt mit Tankstelle und zwei E-Ladestationen, welcher sich schon eine knappe halbe Stunde nach meinem Start am Straßenrand aus dem Nebel herausschält, öffnet erst in drei Stunden. Da warte ich doch nicht! Wozu auch? Ich habe noch für eine knappe Woche Proviant „gebunkert“. Schön aber, dass ich meinen Kleinstmüll in die beiden großen und leeren Müllbehältern vor dem Supermarkteingang entsorgen kann… Ach ja, die ordentliche Adventure-Kolonne die ich gestern fotografierte, überholte mich heute schon wieder…, es ist eine deutsche Gruppe.
Ein großer Brumm-Brumm, weiß ( ähnlich dem schwarzen von gestern, mit dem Individualkennzeichen JOY „verfolgt“ mich seit den Westfjorden, also seit etwa 1000 km. Allein heute, beim Radeln, sah ich ihn zweimal wieder…

ANGEKOMMEN! Mein Zelt, das ich zwischendurch bei einer einstündigen, regenfreien Frühstückspause vom Wind trocknen ließ, setzte ich wieder wild in die Landschaft. Hier, ein paar Kilometer vor dem großen Touristentreff, wo man in Amphibienfahrzeugen und in Neopren-Sicherheitskleidung gepackt (und wie ein Michelin-Männlein aussehend) zwischen Eisbergen zum Gletscherrand fahren kann, gibt es keinen Campingplatz. Ich weiß aber, wo ein wilder Zeltplatz seit fünf Jahren auf mich wartet.
Ein naher See (eher Teich) wird mir genügend Wasser liefern, das ich „aus Erfahrung“ vorsichtshalber abkochen werde.
Heute werden die Restspaghetti angerichtet…
Ich erinnerte mich an den Platz, als ich das Verbotsschild für Autos sah. Camper und Brumm-Brumms mussten wieder „onroad“ bleiben…

Im Folgenden lasse ich – meistens kommentarlos- traumhafte Bilder durch sich selbst sprechen.
Alle fotografierten Gletscherzungen gehören zum Vatnajöküll, dem größten Kontinentalgletscher Europas, der, wenn er will, sich nichts aus Wettervorhersagen macht und immer selbst entscheidet, ob er einen Blick auf eine Landschaft freigibt oder nicht.

 

Nasser geht’s nicht…

 

Arktische Weißwangengänse

 

Breiðárlón(eine Zunge vom Breiðamerkurjökull, der wie schon erwähnt, ein verschwindend kleiner Teil des Vatnajökull ist.

 

Oben: „Mein Zeltplatz mit Blick auf die Gletscherzunge und die Eisberge; Unten 360°-Video vom Ufer der etwa 300 m vom Zelt entfernten „Eisberglagune“.

Vik-Skaftafell National Park (145 km)

(Welch ein glück, dass es regnete) Vik-Skaftafell National Park (145 km)

1. August 2021 Marsollek

Etappe 28, Übernachtung 32

Es gab doch noch ein halbstündiges „Konzert“ ohne große Resonanz. Die Platzbesucher blieben meistens in den Zelten, vielleicht wütend, dass ihnen der Regen den Grillsamstag verdorben hatte…. Ich kochte mir ein veredeltes Bohnengericht zu den verbliebenen Reisebroten und bereitete gleich den Reiseproviant für morgen vor.

Vorab ein Kraft-Rezept und eine Vorbemerkung zu den Campingplatzgewohnheiten „heutzutage“.

Vegetarische Vollkorn-Spaghetti für eine Person aus Proviantreserven auf den Westmännerinseln:
250 g Vollkornspaghetti im Salzwasser garkochen.
Spaghettisoße: 250 g Schlagsahne, Olivenöl nach Belieben, 1 Gemüsebrühwürfel, 100 g Butter, 80 g konzentriertes Tomatenmark, zwei große Knoblauchzehen kleingehackt, Kräuter der Provence und Cayenne-Pfeffer nach Belieben. Soße unter beständigem Rühren auf schwacher Flamme köcheln lassen, bis die Nudeln gar sind. Nach Anrichten (es wurden drei Portionen für mich) mit Parmesankäse bestreuen.
Lecker, aber nur zu empfehlen bei bevorstehenden Anstrengungen, damit die Kalorien auch wieder abgebaut werden können;-)…

Campingalltag: Ein Elternpaar aus Münster mit einer 15-jährigen Tochter war unweit meines Zeltes auf den Westmännerinseln. Sie fuhren einen Tag vor mir ab und übernachteten zum Samstag hin auf dem Campingplatz unweit des ersten gestrigen Wasserfalls. Es war ein Fehlgriff: Der Platz voll, die Besucher wollten das Wochenende feiern: Lärm ohne Ende… Heute früh traf ich sie, als ich mir auf dem heiß begehrten Wasserkocher in der Campingküche Tee aufbrühen wollte…

*******************
Meine Campingplatzeindrücke von gestern Abend und heute früh: Bei meiner Ankunft gestern war der Platz noch recht leer, ich konnte in Ruhe duschen (300 Kronen für 5 Minuten, wegen Covid nur 2 Personen zugleich unter den vier Duschen zugelassen) und wollte mir die zweite Hälfte meiner Spaghettipackung in der Küche mit Rührei und brauner Butter bereiten.
Zurück vom Duschen sah ich die einzige Elektroplatte des Riesencampings besetzt. Da der Regen aufhörte, gab es am Zelt „Bohnen mit Broten“.

Gegen 22 Uhr ging ich zur Toilette und streifte nochmals Richtung Küche. Der Campingplatz war überfüllt, vor der Männerdusche eine Warteschlange. Im Küchenraum alle Plätze besetzt, keine Abstandsregeln, keine Masken, die Tische voll mit Bierdosen. Die bestimmt 20 Netzsteckdosen alle besetzt ( ich wollte eigentlich mein Powerpack über Nacht laden), alle Besucher in Kontakt, aber nicht miteinander, sondern im tippenden „Daumenmuskeltraining“ nach Hause, zu Freunden oder sonstwohin, um Mitteilungen über die Tagesernte an Eindrücken zu machen.
Ich stellte mir einen Wecker auf 8 Uhr, einen auf 9 Uhr, wollte ausschlafen und spät starten, da die Regenwahrscheinlichkeit für den Morgen bei 70% lag.

Ein Gewitter weckte mich um 1.28 Uhr. Ich ging, da es draußen lärmte nochmals meine Runde. Torkelnde Menschen auf dem Weg irgendwohin, die Küche gesellig, bierlaunig besetzt. Kaum erreichte ich das Zelt begann der heftige Gewitterregen. Ich schlief sofort ein. Um halb sieben: ausgeschlafen. Blick auf die Wetterprognose: Nanu, jetzt nur noch 12% Regenwahrscheinlichkeit, mittags aber mehr als 50%? Auch das Zeltinnere voller Kondensat. Ich begann schnell zu packen, knüpfte das Innenzelt aus, tupfte es mit Toilettenpapier ab und verpackte es gesondert. Das klitschnasse Außenzelt füllte den Zeltsack.

Reisefertig ging ich viertel vor 8 Uhr nochmals zur Küche, um mir Reisetee aufzubrühen. Es gelang, der Wasserkocher war aber heiß begehrt. Natürlich erregt ein Radler mit vollbepackten Rad bewundernde Aufmerksamkeit. Ich unterhielt mich mit Deutschen (Münsteranern, die mich nach 120 km überholt haben werden), mit Polen, mit einer tschechischen Reisegruppe. Und gab zu viele Auskünfte.
Der Wecker klingelte.
Wir mussten lachen, als ich sagte, es würde mir des Öfteren passieren, dass mein Wecker klingelt während ich schon wieder unterwegs bin.
zUm halb neun fuhr ich los. Draußen traf ich noch einen jungen Niederländer aus Eindhoven. Wir unterhielten uns über die Eisbahn, die auch er gut kannte und wo ich schon des Öfteren trainierte…

Windstille. Und nach 5 Minuten ein leichter Hauch von RÜCKENWIND.

 

Der Campingplatz war wegen Überfüllung geschlossen. Die „HAPPY CAMPERS“, oder wie auch immer die Leihautofirmen heißen, parkten außerhalb und die Insassen nutzten dennoch die Sanitäranlagen.

 

Felsenformation an der Schwarzen Küste vor Vik.

 

Diesen Icewear— und Supermarktkomplex gab es vor 5 Jahren hier noch nicht.

 

Hier, am Schwarzen Strand übernachtete ich Ende Juni vor 5 Jahren.

 

Es waren nur 30 km Lupinen, dann 30 km Gräser(oft Strandhafer), dann 30 km Moose und mehr als 30 km Schwarze Sande.

 

Erster Halt

 

Reife Krähenbeeren sind für mich immer sehr erfrischend…

Hier übernachtete ich vor 5 Jahren aus Vik kommend. Heute ging es doppelt so weit…

Durch den beständigen Rückenwind kam ich stündlich mehr als 20 km voran. Blieb ich stehen holte mich der Regen aus Richtung Vik kommend ein. Im Osten heller Himmel. Nach Fotos musste ich schnell weiter, um nicht allzu oft nass zu werden.

Nach reinen vier Fahrtstunden sammelte ich 85 km an. Dann drehte der Wind für 20 Kilometer, um mich ab Kilometer 100 wieder zu unterstützen.

Ich sah, dass die Regenwolke vom Berghang ausgebremst wurde. Ein Seitenwind zu Beginn der Skeiðarársandur machte mir die Entscheidung leicht, eine zweite, einstündige Essenspause einzulegen, bei der das Zelt mit Steinen in den Seilen aufgestellt trocknen könnte. Super!

 

Diese geordnete „Adventure-Kolonne“ fährt seit gestern ständig hin und her. Jetzt erwischte ich sie.

 

Dieser „Brumm-Brumm“ darf nicht einfach von der Straße in den Sand. Ich aber darf: per Rad.

 

Der Hvannadalshnúkur ist mit 2110 m der höchste Gipfel Islands. Er wird umrahmt von den beiden Gletscherzungen des Vatnajökull . Vor 5 Jahren konnte ich ihn bei blauem Himmel sehen…

Ich rolle und rolle und rolle, nach 144 km mit 20,3 km/h im Schnitt komme ich zum Campingplatz Skaftafell. ÜBERRASCHUNG: Dieser ist wegen COVID geschlossen, nur wenige Gäste, die seit Wochen reserviert haben, dürfen hinein. Das Mädchen erklärt mir, der nächste Zeltplatz sei 10 km entfernt, ich solle aber anrufen, um nicht auch dort zurückgewiesen zu werden.

„Ich bin schon beinahe 3600 km mit dem Rad unterwegs. Ich habe alles“, entgegne ich.

Wir blicken einander an und sie weiß augenblicklich, was ich machen werde. Wir beiden müssen einfach herzlich lachen.

Einen Kilometer aus dem „Bezahlbereich“ herausgeradelt, „parke“ ich mein Rad wenige Schritte neben der Straße und finde 100 m entfernt in einer kleinen Senke den idealen Übernachtungsplatz.

Alle motorisierten Camper müssen weitersuchen. Drei bleiben stehen (während ich auspacke bin ich noch sichtbar), versuchen Platz für ihren Wagen zu finden. Unmöglich. Sie müssen weiter.

Gute Nacht!

 

Im Stehen sehe ich die Straße und habe einen herrlichen Blick auf die kilometerbreite Gletscherzunge des Vatnajökull

 

Zelt und das liegende Rad sind von der Straße aus unsichtbar.

 

Durch islands „Südpol“ nach osten Richtung Höfn in die entlegensten und einsamsten gegenden Der vulkaninseln(84 km)

31. Juli 2021 Marsollek

Etappe 27, Übernachtung 31

 

WAZ VON HEUTE

 

Fahrradticket. Interessant : Vestmannæyar-Landeyjahöfn übersetzt: Westmännerinseln – Landinselhafen

Der Seljalandsfoss. Man sieht ihn bei guter Sicht schon lange, wenn man von den Westmännerinseln kommend auf die Ringstraße 1 zufährt. Der Fall kann durch einen möglichen Rundgang auch von hinten betrachtet werden.

 

Vollbeladen. Während der Tour selbst meine ich, samt Reisegitarre (+6kg) jeweils „nur“ etwa 34-44 kg Gepäck mitzubefördern. Dass es aber samt Vollverproviantierung (+15kg) im Schnitt 50-65 kg waren, werde ich erst nach der Reise realisieren. Während der zweiwöchigen 2000km-Tour durch Südskandinavien hatte ich 2008 inklusive meiner Rennskates (+3kg) nur 20kg Gesamtgepäck dabei. Die Anforderungen beider Reisen sind aber kaum miteinander zu vergleichen. Indes: Das Gepäckgewicht, gut verteilt war 2021 äußerst wichtig, um auch höchste Steigungsstrecken nach meiner Art hochkurbeln zu können. Fast 30 kg in beiden Lowridertaschen und der Lenkertasche „erdeten“ das Vorderrad. 40 kg hinten plus mein Körpergewicht vom Sattel aus wirkend verhinderten, dass das Hinterrad auf Schotterstrecken durchdrehte. Mit Fahrradanhänger wären die Steigungen niemals zu schaffen gewesen. Das Rad hochzuschieben („hochzuziehen“ wäre der passendere Ausdruck) ist bei Steigungen, wo selbst die aktivierte Vorderradbremse das Herunterrutschen nicht mehr verhindert, aussichtslos. Jedermann wäre nach 10-20 Schritten aus der Puste.. Im Sattel sitzend, im niedrigsten Gang kurbelnd und bei etwa 3km/h vollkonzentriert balancierend war das – mir jedenfalls – möglich. Auf der Strecke von Djúpidalur nach Flokalundur (Etappe 16) legte ich sogar alle 300 Strecken- und 50 Höhenmeter mehrmals hintereinander „strategische“ Verschnaufpausen von etwa 2 Minuten ein, um mich nicht zu verausgaben und das Tagesziel sicher aus eigener Kraft und ERFAHRUNG zu erreichen. Auf dem Foto zu sehen ist der schwarze, vollbepackte, wasserdichte Seesack, in dem rechts der Gitarrenrucksack und links etwa 10-15 kg Proviant verstaut sind.Darauf platziert sind das Zelt (rot), der Klappsessel(grün) , beide je gut 1 kg schwer. In der wochenlang verwendeten Plastiktüte darauf sind leichtgewichtige Regensachen und wärmere Hose/Weste verstaut, zum schnellen Wechseln, je nach Bedarf.

 

Etwa 20 km weiter östlich präsentiert sich der Vulkan bei guter Sicht in voller Pracht. Heute nicht.

 

Hier baute man eine Art Museum, das inzwischen, wohl nicht nur der Pandemie wegen geschlossen ist. Der Hof, zentimeterdick von Asche bedeckt war damals täglich im Fernsehen präsent. Die Leute dort von Touristen ständig genervt. Inzwischen ist der Hype vorbei.

„no drones“, kleine Schilder an den Weidezäunen sind ein weiterer Hinweis darauf, dass man nicht gestört werden will.

Es begann zu regnen. Etwa eine Stunde lang. Ich bog ab zu einem der schönsten Wasserfälle Islands, frühstückte dort nach 50 Kilometern, weil der Regen stoppte.
Ich hatte mit diesem Fall auch noch eine Rechnung offen, übersah ich doch vor 5 Jahren die vielen schlafenden Trollköpfe, die hier alles bewachen. Zunächst aber sprintete ich die 420 Stufen hoch zum Aussichtspunkt, weil ich dies letztens für nicht erstrebenswert fand. Trotz der vielen Bilder aus verschiedenen Perspektiven, trotz des anderen Namens: Für mich bleibt er der TROLLFALL, weil ich sie heute überall im Gras weiter und weiter entdeckte. Vor 5 Jahren aber keinen einzigen Troll…

Na, lieber Betrachter, haben sie sich Dir schon gezeigt??? Besonders auf den letzten Bildern kam man sie leichter erkennen…

 

Nach der „Trolltour“ hatte ich Richtung Osten beständigen Gegenwind und beschloss, heute nicht weiter als bis Vik zu fahren, zumal latente Regengefahr bestand. Der 12%-Anstieg direkt vor Vik schreckte mich nicht, es waren nur 130 Höhenmeter zu überwinden. Hier kaufte ich ein( morgen ist Sonntag!) und fuhr zum Campingplatz, bei dem Zeltler unter sich sind, weil die Pkw draußen bleiben müssen. Der Caravan-Camping ist auf der anderen Platzhälfte „unter sich“…

Vik ist insofern auch interessant, als dass es hier nur schwarze Küstenabschnitte gibt. Und schwarze Wellen. Besonders erwähnenswert ist vielleicht auch, dass sich östlich und westlich des Ortes zwei Landzungen um das Privileg streiten, der südlichste Punkt, der „Südpol“ Islands zu sein.
Je nachdem, welcher Gletscherfluss mehr Geröll oder Lavaschutt ins Meer trägt, ist mal der eine, mal der andere Zipfel weiter südlich gelegen.

Da es immer wieder mal aufs Zelt regnet, gibt es heute wohl kein Abendkonzert.

Gesamtkilometer: 3427

Westmännerinseln/„urlaub“/Radeln(11 km)/ Abendkonzert mit ivAn Mendez

 

30. Juli 2021 Marsollek

Bericht I: Papageitaucher „satt“gesehen: genau zweistündiger „Morgenspaziergang“

Bericht II: Das unerwartet entstandene Lavafeld von 1973

Mit der „richtigen“ Kamera habe ich natürlich noch viel schärfere Fotos machen können. Die werde ich nach der Reise nach und nach nachliefern und viele der zZt. platzierten Bilder entfernen…

Das unerwartet entstandene Lavafeld von 1973

Im Januar 1973, aus heiterem Himmel, brach ein neuer Vulkan aus, auf den Westmännerinseln. Fast alle etwa 4500 Einwohner wurden aufs Festland evakuiert (die Inseln liegen in Sichtweite des Eyafjallajöküll, der bei seinem Ausbruch vor gut 10 Jahren über Wochen praktisch den gesamten europäischen Flugverkehr lahmlegte). Niemand kam 1973 zu körperlichem Schaden. Der Vulkan wütete ein halbes Jahr lang, vernichtete etwa 400 Wohnhäuser. Lavamassen bewegten sich auf den Hafen zu, der verloren schien.

Eine Gruppe mutiger Männer, so ist zu lesen, installierte eine Art Wasserkanonen, mit deren Hilfe man hoffte, die Hafeneinfahrt vor den Lavamassen zu retten.

Es gelang, auch weil der Vulkan wieder einschlief. Wie eng es wurde, erahnt man nur an Bord, wenn die kleine, siebenmal täglich zum „Festland“ verkehrende und etwa 50 Fahrzeuge fassende Fähre sich durch die Hafeneinfahrt schlängelt. Kreuzfahrtschiffe, heute war eines angekommen, müssen draußen bleiben. Passagiere werden von dort aus zu Exkursionen in Behelfsbooten an Land gebracht.

Fünf Jahre lang ärgerte es mich, dass ich 2016, beim ersten Besuch der Hauptinsel wegen eines Wetterumschwungs schon morgens, statt nachmittags wegfuhr und damals zwar wenige Papageitaucher sichtete, aber nicht mehr zum Lavahauptfeld radelte, das letztendlich die Inselfläche um mehr als ein Zehntel vergrößerte.

Auch diesmal schienen die Chancen, den Inselkomplex zu besuchen zu schwinden. Bis ich mich entschloss, in den unzugänglichen Westfjorden Islands die Südschleife zu nehmen, bis es mir – wie bei der Fahrt zu Freunden nach Sandgerði, oder beim gestrigen „Windritt“ gelang, ein paar Langetappen zu meistern, dass ich – trotz angekündigter Schlechtwetterlage – zwei Übernachtungen hier fest einplante.

Herrlich, aber auch echt gruselig die heute zweistündige Radtour nach dem Meeting mit den Papageitauchern, bei der ich (also der Radtour) auch kleinste Wanderwege hochkurbelte (der 13%-Anstieg zum Ny Eldfeld/Neuen Lavafeld, gleich zu Beginn,  eher ein Kinderspiel).

Fast alle Einwohner kehrten übrigens vor 50 Jahren wieder zurück in ihre Heimat, bauten neue Häuser, auch direkt unterhalb des Lavarandes. Die Westmännerinsulaner gelten auf Island als besonders musikalisch und führen das selber auf ihre irischen Vorfahren zurück, die hier vor mehr als 1000 Jahren als Sklaven gebracht wurden…

Warum ich glaubte, auch heute noch Häuserruinen zu finden, weiß ich nicht. Vielleicht sah ich nur zu viele Fotos davon. Vielleicht gibt es sie auch noch irgendwo. Beispielhaft.

Vielleicht wollte man hier aber auch nicht mehr an die Katastrophe von 1973 erinnert werden.

Ich beendete meine Suche, als ich auf die im letzten Bild dieser Folge ganz unten zu sehende Gedenktafel stieß:

Sinngemäß heißt es:

Wassertal. Bestanden 1925 bis 1973. Unter Lava am 22. März. 40 m tief hier unterhalb…

Jeder mag bei der Bilderfolge eigene Gedanken entwickeln.
(TAGEBUCHEINTRAGUNG vom 30 Juli 2021)

Abendkonzert mit Ivan Mendez(Nachtrag)

Gestern Abend kamen Ivan Mendez und seine Mutter J. Salmina Ingimarsdottir beim Spielen zu mir und wir musizierten zusammen. Er hat eine viel schönere Stimme als ich und spielt wunderschön. Heute ist der Zeltplatz recht leer, weil ein großes Festival pandemiebedingt ausfiel und morgen Mittag hier bei einer Ersatzveranstaltung ohne Zeltplatzbelegung Fernsehaufnahmen gedreht werden sollen. Deswegen ist der Zeltplatz geschlossen. Nur manche „Fässer“*(10.000 Kronen je Nacht) und Häuschen (11.000 Kronen je Nacht) belegt sind. Ich zahle für meinen Platz etwa 2000 Kronen.
*s. auf Zeltplatzbildern

Weil ich schon mit der Fähre morgens um 7 starte, störe ich den Betrieb morgen nicht.

Gestern kündigte ich den Beiden an, heute schon um 8 Uhr spielen zu wollen.
Kaum fing ich an, da kamen Ivan mit Mutter, Hund und Gitarre und einer Überraschung her und wir musizierten zusammen bis viertel nach 9 Uhr. Zwischendurch kamen ihre Isländischen Freunde und gesellten sich als Zuhörer zu uns. So kann ich mit Ivans Einverständnis hier zwei Besonderheiten nachtragen. Ich und wir freuten uns sehr über die zweimalige musikalische Begegnung:

Zum Abschluss der „Zeremonie“, wie er es nannte, spielte Ivan zur Überraschung auf seiner besonderen Hirtenflöte. Als ich oben von der Musikalität der Insulaner berichtete, wusste ich noch nicht, was mich erwartet.

Die Landschaft, in der der Abschluss/Abschied stattfindet, ist auf den Bildern von heute Morgen nur zu erahnen.

Wie gut, dass ich mich fünf Jahre ärgerte, nur um hier wiederkommen zu können.

Ruhetag in hirtshals(22 km)

 

22. Juni 2021 Marsollek

Über 20 Radlerkilometer wurden es dann doch noch, weil ich mir auf einen gut 5 km entfernten Strandcamping eine passende Gasflasche für dem Primus-Multifuel-Kocher besorgte (er „verträgt“ auch noch Benzin, Diesel und Petroleum als Brennstoff) und anschließend eine Tour zum Hafen machte, um meine morgige Anfahrtsstrecke schon auszukundschaften.
Morgens besorgte ich mir bei Brugsen Proviant für den „hviledag“/Ruhetag weil ich mein Gewicht halten wollte (während der 1954 km beim Stadtradeln nahm ich 5 kg ab).

Bis morgen vor dem Start wird wirklich fast alles „verputzt“ worden sein…

Hirtshals kennen meine Frau und ich von unzähligen Überfahrten nach Norwegen seit 1990.

In Zeiten des Internets kann man sich beliebig viele WICHTIGSTE Informationen über jede Destination herunterladen. Reisebüros und Reisefähren waren schon immer mit neuesten Gratis-Reiseführern zu allen Zielen überfrachtet. Ich versuche deswegen nur wenig und, natürlich subjektiv, auf Besonderheiten einzugehen. Natürlich hat Hirtshals mehr zu bieten als Fischgeruch und Angelsafaris. Das sehr sehenswerte Oceanarium mit Makrelenschwärmen, Heringen, Haien und gar einem versenkten Fischkutter in dem Riesenaquarium lockten Besucher in Scharen an, die Sitzplätze davor waren meistens proppenvoll gefüllt. Besonderer Liebling des Publikums war ein fast 300 kg schwerer, schnell wachsender zutraulicher Mondfisch(Dänisch „Klumpfisk“) der den Tauchern aus der Hand fraß.

Auch wir erlagen seinem „wachsenden Charme“, jahrelang…

Richtig traurig und betroffen waren wir, als wir vom Brand des Aquariumgebäudes am 20. Dezember 2003 erfuhren. Nach Tagen fand man auch den Klumpfisk, der in freier Natur, bei fast ausschließlicher „Quallenkost“ anderthalb Tonnen schwer wird, sich gern im Mondlicht auf der Meeresoberfläche „sonnt“ und dadurch gelegentlich mit kleinen Segelbooten zusammenstößt, verendet vor.

Diesmal passierte ich nur das Oceanarium. Es ist längst wiederaufgebaut worden. Längst sonnen sich wieder gleichgroße Klumpfische beim Füttern durch die Taucher in den strahlenden Augen der wieder zugelassenen Zuschauer…

Tagsüber tröpfelte es kurz, dann blieb es trocken. Abends, beim Schreiben und Laden des iPhones im TV-Raum sah ich zufällig und ganz allein das packende Spiel der Dänen, die ich schon aus der EM ausgeschieden glaubte, gegen Russland 4:1. Ich freute mich für „Danish Dynamite“… übermorgen spielt Deutschland gegen Ungarn.

One way wind (183 km nach Hirtshals) /Radlerstadt Bochum???

21. Juni 2021 Marsollek

Diesen Beitrag widme ich allen etwa 350 Mitradlern der Rudolf Steiner Schule Bochum und ihrem Riesenerfolg beim Stadtradeln der „Radlerstadt Bochum“, wie sie (also „die Radlerstadt“), verschwindend Wenige“ auch für die Vision Zuständige schon entdeckt haben wollen.

Ich durfte mich mich vom 1-21 Mai an dem Erfolg meiner ehemaligen Schule beteiligen und WIR WISSEN, dass es in Bochum noch Riesenmöglichkeiten nach oben gibt, wie meine eingepflegten Bildbeispiele zeigen. Das erste Foto ist schon vor gestern gemacht worden.

Morgen um 11.30 Uhr geht es mit der MS Nörrona zunächst für eine Woche auf die Faröer.

Start in Århus: Strömender Regen, Gewitter.

Wetteraussichten für die Gesamtstrecke: Dauerregen!

Das Wetter IST. Punkt. WIR definieren es.

Um 11 Uhr bei strömendem Regen, Gewittergrollen, Gegenwind und starkem Geländeanstieg beim Verlassen der Stadtmitte von Århus gestartet.

Einer an der Ampel wartenden Radlerin rief ich „ Endlich nicht mehr so heiß!“ zu. „Dafür ist es aber umso nasser!“ antwortete sie schmunzelnd.

Nach 20 km hörte der Regen überraschend auf, es war windstill geworden. Ich war von innen wie außen klitschnass, weil das Schwitzen bei Anstieg nicht aufgehört hat. Nach 30 km zog ich die Regensachen aus. Sogar die Sonne ließ sich ganz kurz sehen. Es wurde wärmer. Herrlich, wieder im T-Shirt und kurzer Hose radeln zu können!

Radlerstadt Bochum? Nein, aber Standard dänischer Landstraßen. Radlerautobahn…, und auf der Auto Fahrbahn haben schnellere Fahrzeuge auf den braunen Streifen im eigenen Ermessen die Gelegenheit, zu überholen. Nach dem Bau neuer Autobahnen seit 1980 wurden die alten Fernstraßen oft modernisiert und zukunftsfähig gemacht.

Ein Seitenwind von Ost kam auf. Dieser störte mich aber gar nicht.

Nach 50 km, ich wollte gerade drei der vier mir von Jeppe mitgegebenen Bananen essen, tauchte auf der anderen Straßenseite ein Grillkiosk auf.
Eine Riesenportion Pommes Frittes ersetzte die Bananen.
Die Sonne blinzelte immer wieder durch die Wolkendecke, Der Wind drehte auf Süd.

Radlerstadt Bochum? Nein. Selbst im Hafen von Randers , auf altem Pflaster, haben Radfahrer die Möglichkeit, fern der motorisierten Teilnehmer auf breiten Bahnen schnell voranzukommen.

Nach einer Stunde begann der immer stärker werdende Südwind mich die Hügel hochzupusten.

Die Pommes Frittes reichten für 90 Kilometer!

Radlerstadt Bochum? (Oben und unten) Nein Die Radlerstadt Ålborg am Limfjord. Parkplätze? Wegrationalisiert.

Mopeds werden auf dem breiten Radstreifen gerade noch geduldet.

Die Entfernung nach Hirtshals betrug beim Start etwa 180-190 km. Da machte ich mir noch gar keine Gedanken zum Tagesziel.
Vielleicht sogar bis ins etwa 120 km entfernte Ålborg gelangen?…

Radlerstadt Bochum? Nein, die Brücke über den Limfjord wird gerade im großen Stil den aktuellen Verkehrsgegebenheiten angepasst. Große Rücksichtnahme aller aufeinander ist bei den beengten Verhältnissen erforderlich, wird aber selbstverständlich „gelebt“.

Ich hatte allerdings auch keine Lust, nach dem vorhergesagten Regentag, am Montag etwa 80 km ähnlich starken Gegenwind bis Hirtshals ausgesetzt zu sein. Den bekomme ich in Island noch zur Genüge zu spüren. Garantiert!

Plötzlich lagen der Limfjord ind Ålborg aber hinter mir.
Fahrradstadt Bochum?, nein. Leider zischte ich nur an den kleinen Boxen mit der Aufschrift Cykelby Ålborg vorbei, bis ich merkte, dass es sich um Radreifenaufpumpstationen handelt.

Die Dänischen Städte scheinen sich zur Zeit allesamt an Ideen zur Fahrradgerechten Stadt überbieten zu wollen: In Ålborg fuhr ich über einen fast fertigen Supercykelvej, welcher die Universität mit der Innenstadt verbindet. In der Breite von zwei Autospuren! Kopenhagen und Århus, die Vorreiter, testen zur Zeit ein System von Chips, die, am Fahrrad befestigt, den Radler erfassen und ihm auf den bereits ausgebauten Bereichen individuell eine Grüne Welle schalten.
Ach Bochum: Man versuche mal als Radler oder Autofahrer abends gegen 22 Uhr den 3,3 km langen Stadtring zu befahren. Reinstes Stop and Go! Nachts, wenn die meisten Ampeln dort außer Betrieb sind, kommt man auch auf dem Fahrrad zügig voran.

Um 19.32 in Nørresundby war der Wind erst Mittelstark. Es blieb ein ONE-WAY-WIND oder Sturm der mich zum Ziel brachte. Einmal habe ich mich verfahren: Die 600 m zurück -gegen den Wind- vergesse ich nicht so schnell…

Und der Südwind hat inzwischen Sturmqualitäten angenommen .

Hirtshals?

3 Bananen wurden „geerntet“, Unmengen Wassers getrunken.

Vorsorglich rief ich am mir bekannten Campingplatz im Hirtshals an: „Ja, ich dürfte zwischen 23. Uhr und Mitternacht mein Zelt auf der Stellfläche für Spätankömmlinge aufstellen.

Wie im Fluge ging’s weiter. Manche der passierten Windräder ratterten gefährlich laut.

Plötzlich riss der Himmel auf und zeigte den gleißenden, zunehmenden Buckelmond und neben dem Mond “sah” mich der Leuchtturm von Hirtshals an. Um 23.23 Uhr. Noch waren Farben draußen zu erahnen. In Bochum längst nicht mehr…
Angekommen, nach 183 Kilometern.

Das Zelt im Sturm aufzubauen und alles zu verstauen war eher eine leichte Übung.
Monis Power-Haferkekse und Jeppes immer noch warmgebliebener Tee danach: Herrlich, „ist ja wie im Urlaub…“

Ab ins Sanitärgebäude und danach, trotz lauter Windgeräusche eine garantiert gute Nacht.

Morgen ist Ruhetag.

195 km -„Asphalt-Ritt“ bei brüTender Hitze. Dänen können nicht zählen…

 

21. Juni 2021 Marsollek

Als ich um 6.35 Uhr nach ausgiebigem Frühstück von Lohals losfuhr, war es absolut windstill.

  • Blick auf Svendborg
  • Svendborg
  • Im Svendborgsund
  • Svendborgsundbrüche nach 60 km

Es ging zügig voran, sogar schneller als vorgestern nach Ristinge, ganz ohne Gepäck.

Langelandsbroen nach 30 km

Auch nach 80 km, als ich auf Fünen Svendborg hinter mir ließ: Kein Wind! Nach 100 km – ich hielt immer nur für je etwa eine Minute an, um etwas zu trinken – begann ein immer kräftiger werdender Nordostwind zu blasen, der mich als Seitenwind allerdings gar nicht viel störte. Aber ich gab dadurch den Gedanken auf, am gleichen Tag die gut 230 km entfernte Stadt Århus zu erreichen. Denn kurz nach erreichen Jütlands musste ich nach Nordost drehen, genau in den Wind. Die letzten 80km vollbeladen gegen den Wind anzukämpfen, dazu hatte ich keine Lust.

Die Radwege in Dänemark: Herrlich!

Die Abfahrten auch.
Komischerweise platziert sich aber immer ein Anstieg davor und ein weiterer danach.

Und,: Ja, die Strecke war so hügelig, wie ich sie in Erinnerung hatte . Anstrengend!

Das Frühstück reichte für 140 km.
Als ich beinahe die Brücke nach Fünen erreichte – die Sonne brannte mit bestimmt 40°C auf den Asphalt – sah ich einen Kiosk und wollte mir zum Kraftaufbau Pommes -Frites gönnen.
Es gab nur Eis.
„Ok., fünf Kugeln im Becher, ich brauche Kalorien“, hörte ich mich sagen.
Als die Chefin meinen Wunsch vernahm und mich als „Reklamesäule“ mit Islandkarte wahrnahm, bereitete sie mir ohne Aufpreis einen netten Überraschungseisbecher zu, mit mindestens doppelt so vielen Kugeln Inhalt.

 

Ich hatte noch niemals soviel Eis auf einmal verdrückt.

Gut das ich noch eine volle Kanne heißen Lupinen-Kaffees hatte, der mir half, die Süße etwas zu dämpfen.

 

Blick von der Fußgänger-Radfahrer-Eisenbahn-Straßenverkehrsbrücke aus auf die Lillebæltsbroen, die Autobahnbrücke, die auch Fünen mit Jütland verbindet.

Die Sonne brannte immer noch unaufhörlich als ich beschloss, mir vor Horsens einen Campingplatz in Meeresnähe zu suchen.
Dieser war „coronabedingt“ eigentlich außer Betrieb. Wie tat die Dusche dort gut nach 195 km Tagesstrecke!!!

Nachts um 2.38 Uhr wurde ich durch herannahenden Wind und Gewittergrollen mit Wetterleuchten geweckt. Es begann zu tröpfeln.

Wahrscheinlich ist das Gewitter vorbeigezogen. Oder ich habe es verschlafen…

Nach Århus waren es nur noch 60 km…

44tH imssc-session/Århusbesuch(60 km)

21. Juni 2021 Marsollek

Das IMSSC (International Masters Speed Skating Committee) ist eine weltumspannende Eisschnelllauf-Organisation auf Mastersebene (Altersklassenmeisterschaften), die im Laufe von über 40 Jahren auf etwa 25 Teilnehmernationen angewachsen ist. Der Gründungsimpuls war besonders stark von Volker Serini, einem Deutschen verfolgt worden, der dann viele Jahre dem IMSSC als Präsident vorstand und immer noch dessen Ehrenpräsident ist.

Große Eisschnelllaufnationen wie Holland, Norwegen, Russland, USA, Kanada, Japan sind ebenso dabei wie Finnland, die Schweiz, Spanien oder Australien. Zuletzt trat Mongolien hinzu und es entwickelt sich eine starke Zusammenarbeit mit der aufstrebenden internationalen Organisation für Shorttrack (Eisschnelllauf auf dem 400 m Oval wird auch Longtrack genannt. Shorttrack findet gewöhnlich auf einer Eishockeybahn statt).

Einige Mitglieder des IMSSC sind immer noch aktiv bei Wettkämpfen. Wohl alle waren es zumindest in der Vergangenheit.

In „Vor-Corona-Zeiten“, und hoffentlich bald wieder, traf man sich einmal jährlich im Mai/Juni in Amsterdam, um Weltmeisterschaften im Sprint zu vergeben, den Internationalen Wettkampfkalender aufeinander abzustimmen, Wettkampfregeln und Rekordlisten in Übereinstimmung mit der ISU (Eisschnelllauforganisation weltweit im Leistungssport) zu bringen und mehr.

Jedes Land stellt ein stimmberechtigtes Mitglied beim IMSSC.
Seit etwa 10 Jahren bin ich es für Deutschland, vor allem durch beständiges Nachfragen von Volker Serini dafür „weichgekocht“.

Für den 19. Juni um 16 Uhr war nun eine Zoomkonfetenz angesetzt, an der ich diesmal nur per IPhone dazugeschaltet sein konnte.

Der Leistungsstand der Masters ist seit der Gründung des IMSSC enorm gestiegen. Selbst ich habe 2011 in Calgary über 5000 m mit 57 Jahren * und 7min:43s eine um einige Sekunden schnellere Zeit erreicht, als 1968 der damals 20-jährige russische Olympiasieger von Squaw Valley. *(Video meines Laufes unter „Reinhold Marsollek, Calgary, YouTube“ leicht zu finden)

Weil ich heute nur noch knapp 60 km zurückzulegen brauchte, kam ich kurz nach Mittag in Århus an.

Inge und Jeppe Flummer inzwischen im Ruhestand aber 1985, als ich dort ein Praktikum machte, beide Lehrer an der damals wie heute größten dänischen Waldorfschule am Strandvejen, empfingen mich herzlich und „köstlich“ und wir hatten noch genügend Zeit uns bis zur um 16 Uhr beginnenden Zoomkonferenz über vieles auszutauschen.

Und wir hatten noch den morgigen Vormittag vor uns.

Danke für alles Inge und Jeppe. Ich fühlte mich bei Euch gleich wieder „wie Zuhause“.

Wie zuhause: Viel gesprochen gesungen und Bilder angeschaut.

Hinter der Couch ein „echter“ J.Flummer…

Auf wiedersehen island/bleSs bless island

12. August 2021 Marsollek

Etappen 39-42

Wecker auf fünf gestellt aber schon um halb fünf mit dem Packen begonnen. Die Nacht blieb trocken, das Zelt auch, sogar von der Innenseite.

Verflixt! Meine wertvolle, fünf Jahre alte Goretexjacke fehlt! Ich habe sie gestern über den Stuhl im Kaffí Lára gehängt, fällt mir ein. Es war mir nach der Sauna auch noch zu warm, ich zog sie aus, hängte sie über den Stuhl und habe sie dort vergessen. ICH WERDE ALT! Zwar wollte ich mir nach der Tour sowieso eine neue, ähnlich zuverlässige Jacke zulegen, so wie ich die alte schon durch ständigen Gebrauch besonders bei Touren durch ständiges Einzwängen, Verknittern und Festzurren in den Spanngurten am Gepäckträger malträtiert habe. Ausmustern, und auf diese Weise gar, wollte ich sie aber auf keinen Fall. Sie war ja noch immer Regendicht. Und ich Trottel bin jetzt oben herum nicht nur „nicht ganz dicht“. Ich habe plötzlich keine Regenjacke mehr!!! Gut, dass es trocken bleibt!

Das Restaurant öffnet um 11.30 Uhr, die Fähre geht um 10.30 Uhr, Check in bis 8.30 Uhr. Schlechte Karten. Im Restaurant sehe sie durchs Fenster morgens nicht mehr. Ich schreibe eine Nachricht, schildere die Umstände, gebe meine Adresse an, versuche anzurufen. Erfolglos. Auch um 7 Uhr.

Gut, dass es wenigstens jetzt nicht regnet. Auf dem Schiff kann ich mir ja eine kultige, regendichte ADVENTURE -Übergangsjacke zulegen, die vielleicht bis zum nächsten Abenteuer halten wird. Schade…

Ich frühstücke, nachdem fast alles verpackt ist, packe als letztes das durchlüftete Zelt zusammen und verlasse schon um 6.30 Uhr mit relativ leichtem Gepäck das Gelände, um am Restaurant noch etwas zu warten. Eine wunderschöne Katze bewacht das Anwesen. Ich bin ihr völlig schnuppe, mein Gepäck hingegen nicht. Wahrscheinlich wittert sie Trockenfisch in der linken Lowrider-Tasche.

An der Campingrezeption gebe ich noch meine Adresse ab und schildere meinen Jackenverlust. Vielleicht erreicht mich die Jacke doch noch, per Post. Ihr erfahrt es…

Auf die Fähre durften Radler und Motorbiker zuerst einfahren.

KILOMETERRESÜMEE: Zuhause angekommen werde ich deutlich über 4100 km (4136km) geradelt sein, seit dem 12. JuniRechnet man die etwa 500 Zugkilometer bis Puttgarden und etwa 750 km von Hirtshals nach Bochum dazu, sind es schon über 5350 km. Kommen noch die 2×1575 km Seefahrt von Hirtshals nach Seyðisfjörður und zurück hinzu, so kommen über 8500 km zustande.
Waldorf on the Road III IST SOMIT nach der ähnlich gerechneten Skandinavienumrumdung 2013 mit 10.000 Gesamt- und weit über 7000 Radlerkilometern mit damals 40 Tagen Dauerregen an 67 Reisetagen meine zweitlängste Einzeltour überhaupt. Von fünf Touren. „RESPEKT!“:-)??‍♀️?‍♀️?‍♀️?‍♀️?‍♀️

SEYÐISFJÖRÐUR

11. August 2021 Marsollek

10. August 2021

Morning Has Broken !

Nachts habe ich zum ersten Mal nach zwei Monaten wieder Sterne gesehen! Der Nebel verzog sich gerade für kurze Zeit. Morgens beherrschte er wieder den Ort. Da er gegen 9 Uhr nicht mehr feucht vom Meer herüberkam und etwas aufstieg, packte ich doch wieder die Gitarre aus und spielte. Dem Nebel wurde es zu laut, er verzog sich und gab ein wunderschönes Bergpanorama frei (Später schaute er immer wieder kurz vorbei, um nachzusehen, ob ich noch da bin).

Die Menschen reagierten durchaus positiv auf meinen Morgengruß. Als ich vor dem Abschluss mit „Hymn“ Hannes Waders „Heute hier, morgen dort“ anstimmte, haben auch meine „temporären“ Nachbarn aus FFB, SO, MK, D usw. geklatscht. Beim Frühstuck (Windstille, warm; T-Shirt, Sonne) bekam ich sogar Besuch von ihnen und wir tauschten uns etwas über unsere unterschiedlichen Arten zu Reisen aus. „Ich habe Sie schon am letzten Platz spielen hören!“, warf eine Frau ein.

“In Egilstaðir?”

„Nein, in Dingsdafjord.“

„Ach so!“…, …es war in Fáskrúðsfjörður (der Name ist auch für mich nicht einfach auszusprechen, etwa Fauß-kruu-ths-fjör-th-ur), es war meine vorletzte Station, wo ich Andrzej aus Wejcherowo kennengelernt hatte. Dort hob ja auch ein Mann aus dem Wohnmobil kurz den Daumen. Die Welt ist klein, besonders in Island…

Die nachts neben mir eingeflogenen „Sexy Camper“ waren schon wieder Letten und wir unterhielten uns zunächst auch auf Russisch. AGNES beherrschte es noch gut, BEN konnte es noch gut verstehen, sodass wir später auf Englisch weitersprachen. Für nur 7 Tage mieteten auch sie sich einen Kuki-Camper (ohne auffällige Bemalung) und rasten nun durch Island. In drei Tagen müssen sie wieder in Keflavik sein, heute geht’s ins 275 km entfernte Akureyri.
Die Armen!
Ich durfte mir auf dem Weg von hier aus bis nach Akureyri fast 600 zusätzliche Kilometer Island auf „meinen“ Umwegen gönnen…

Wir tauschten uns über unsere unterschiedlichen Arten zu reisen aus und über vieles andere. Aus „aktuellem Anlass“ natürlich auch über Adventure Food. Ben schenkte mir sogar lachend einen Power-Riegel und war sichtlich enttäuscht, dass sich unter den 12 Sprachen auf meiner verbliebenen Desserttüte nicht seine Muttersprache fand. Ich tröstete ihn schnell, indem ich ihm den Witz von der Entwicklung des „Bananen-Powerriegels“ erzählte… Nett, die Beiden. Wir verabschiedeten uns herzlich. Welch verschiedene Menschen doch in einem „Don‘t worry, be sexy“-Camper stecken können…*

*Wie bei der EXPEDITION QUALITY ADVENTURE FOOD-Tüten verwenden die isländischen Autovermietungsfirmen als „Kriegsbemalung“ ihrer Fahrzeuge typische OUTDOOR-Schlagwörter, um ihre ADVENTURE-Kunden für sich zu „angeln“. Hier eine kleine Auswahl der typischen Firmennamen als „Identifikationsmöglichkeiten“:
Cozy Campers
Go Campers
Campers Go
Easy Campers
KÚKÚ Campers („Don‘t worry, be sexy“) oder
KÚKÚ Campers („Don‘t stink and drive“)

Viele Menschen, auch Deutsche wie ich, kommen zurück von ihrer Islandtour, um die Donnerstagsfähre nach Hirtshals zu nehmen.

Agnes und Ben waren nur auf der Durchfahrt hier.

Am Nachmittag durchradelte ich den Ort, aß ein sehr leckeres Fischgericht und lernte, nachdem ich auf Isländisch weniger erfolgreich war, die nette Kellnerin aus der Slowakei kennen, die hier ihren Sommerjob fand. Seit meinem Besuch in Raufarhöfn vor 5 Jahren hatte ich keine Gelegenheit mehr, mich in Slowakisch zu üben. Ich fand aber schnell wieder in den Sprachklang herein.

Sehr auffällig, irgendwie „kultig“, originell und rundum dennoch ästhetisch…

Ein sehr beliebtes Fotomotiv, diese zentrale „Flaniermeile“ in Seyðisfjörður

Vielleicht gehe ich morgen ein letztes Mal in Island schwimmen???

Am Fluss traf ich Fliegenfischer, fachkundige Ortsansässige, deren Zeit jetzt und bis in den September hinein gekommen war. „Der Sommer – also das Wasser – sei dieses Jahr zu kalt gewesen, aber jetzt ziehen die Meerforellen flussaufwärts“, hörte ich. Wie gerne wäre ich bei ihnen in die Lehre im Fliegenfischen gegangen.
Eines aber weiß ich jetzt: „Petri Heil“ klingt auf Isländisch etwa wie „Töy, töy“.
Also tschüss, ihr Lieben und „knæk og bræk!”, wie die dänischen Angler sagen. Dorthin geht es ja für mich bald. Per Schiff…

****

Abends spielte ich wieder. Über zwei Stunden lang. Wieder Begeisterung . Und viele Gespräche. Und nettes Zusammensein.
Und ich dachte in Egilsstaðir, dort zum letzten Mal in Island gespielt zu haben.

Jetzt ist damit aber wirklich Schluss. Ich werde morgen als Erstes meine Sachen sortieren, Verpackungsoptionen durchspielen, viel durchs Auffuttern „entsorgen“ und einen verzichtbaren Rest in die „FOOD FOR FREE“-Abteilung an der Campingrezeption bringen. Nach Dänemark nehme ich schätzungsweise „nur“ noch 35 kg Gepäck mit…

 

 

 

 

 

 

 

Abschied von Seyðisfjörður(14 km)

11. August 2021 Marsollek

Nachts nieselte der Nebel beständig herunter, am Morgen stieg er wieder auf. Es blieb vorerst trocken.

Mein Gepäck ist, wie ích es vorgehabt hatte, sortiert, ein besonders umfangreiches Frühstück ist eingenommen worden, kleine Pläusche mit den „alten“ Nachbarn sind erfolgt. Immer mehr „Neue“ kommen dazu. Viele Deutsche aber auch Schweden und Franzosen: Morgen geht ja die Fähre. Mehrere Menschen, überwiegend Amerikaner, nähern sich während meines Frühstücks meinem Platz und danken für die herrliche musikalische Unterhaltung am gestrigen Abend.

Natürlich höre ich das gerne. Es machte mir aber auch sehr viel Freude, anderen Menschen Freude zu schenken. Obwohl es natürlich immer noch, völlig „Plemplem“ ist, eine Reisegitarre über 4000 km weit auf dem Rad mitzuschleppen…

Na? Heute Abend? Nein!
Oder doch, wenn das Wetter es zulässt und ich nach dem Fahrradausflug, dem Schwimmen und Essen im Restaurant noch Kraft habe?
Innere Selbstgespräche. Ich merke, wie ich schwanke. Und bin wirklich gespannt, was der Tag noch ergeben wird.

Als ich losfuhr dachte ich, der Campingplatz sei schon vollbesetzt.


Dieses Vikingschiff sah ich schon am Látrabjarg und vor den Westmännerinseln. Und jetzt ankert es auch in Seyðisfjörður.


Um etwas mehr Übersicht zu gewinnen, kletterte ich per Rad auf etwa 100 Höhenmeter hinauf.

Diese Piste ist auch radlertauglich, wenn gewünscht.

Hier, in diesem Fluss, ziehen gerade die Meerforellen hoch.

“Meine“ slowakische Gaststätte ( zwei englischsprechende Mädchen sind für den Sommerjob aus der Slowakei herübergekommen).

Gelesen: Kaffí Laura

Dann füllte sich der Platz vorwiegend durch eine niederländische Adventure-Truppe mit mindestens weiteren 30-50 Fahrzeugen.

Und es wurde noch voller…und das ist noch gar nichts, weil es viel später noch viel, viel enger wurde. Die Camper stehen inzwischen kreuz und quer auf den Wegen.
Wie gut, dass ich ein strategisch viel schnelleres Fahrzeug hatte, schon vorgestern am frühen Nachmittag hier anlangte um mir auf dem fast komplett leeren Gelände den richtigen Platz für mein Zelt zu suchen…

Die „Radtour“ heute (14 km) wunderbar! Das Schwimmbad herrlich: Die erste halbe Stunde war ich dort allein im etwa 12m x 6m-Becken, den zwei 40°C Pools und der Sauna. Zu Beginn meines Badetages wog ich 65.5 kg. Optimales Wunschgewicht von vor der Tour tatsächlich im austrainierten Zustand erreicht und gehalten. Alles Fett verbrannt. Als ich nach 2 Stunden auf fast 64 kg „abzustürzen“ drohte (in Badebekleidung), fuhr ich zum Essen ins Caffí Lára (Riesenbackkartoffel mit Butter zu auf Fenchel-Möhrengemüse gedünsteten Fisch und lecker angerichtetem, großen Mischsalat. Als Dessert Käsekuchen mit Sahne.


„Zuhause“ am Zelt Möhren , Äpfel, Keksfladen, Tomaten, ein 0.0% Bier.
Meine Vorräte sind minimiert, das Verpacken kein Problem mehr. Ich freue mich aufs Schiff. Nach gefühlt zwei Jahren, statt zwei Monaten – von wegen, die Zeit verginge im Alter schneller – ZEIT VERGEHT NICHT, ZEIT KOMMT! Morgen geht es wirklich fast nach Hause…

Ach ja, Gitarre habe ich doch wieder gespielt. Aber nur acht Lieder, weil eine Zugabe eingefordert wurde.

Ich spielte – verrückt – den „Faltenrock“ von Mike Krüger und zum Abschluss, wie immer „Hymn“. Ich denke, in Hirtshals werde ich die Gitarre nicht mehr auspacken. Es soll dort samstags schlechtes Wetter geben. Wer weiß …

Eine Reisegitarre 4100 km weit auf dem Fahrrad mitzuschleppen: VÖLLIG VERRÜCKT! Stimmt!! Ich habe es geschafft. Vielleicht melde ich mich noch von Hirtshals aus. Ich bin aber unglaublich froh, dass ich bei dieser Reise fast immer aktuell berichten konnte. Auch wenn ich die hierfür täglich bis zu 5-6 Stunden erforderliche Zeit manchmal anders hätte nutzen wollen oder können.

Dieses und die folgenden Bilder: Aufgenommen um 22 Uhr. So hell ist es hier auch am 11. August noch… Gute Nacht!

Fáskrúdsfjörður -Egilsstaðir (87 km)

Fáskrúdsfjörður -Egilsstaðir (87 km) /SONDERKONZERT/ EXPEDITION QUALITY/ADVENTURE FOOD/EXPEDITION BREAKFAST/EXPEDITIONS- FRÜHSTÜCK: (ADVENTURE FOOD TEIL II) 9. August 2021 Marsollek Etappe 33, Übernachtung 39 Kilometersammeln? 87 statt 55 Kilometern Heute Morgen sehe ich Andrzej wieder. Er kommt „auf einen Schnak“ vorbei. Wir unterhalten uns anderthalb Stunden sehr privat, erfahren viel voneinander. Auf seinen Vorschlag hin bin ich nach kurzer Zeit Feuer und Flamme dafür, statt der Tunnelabkürzung ( um immerhin 36 km) die längere, viel schönere Strecke um „seinen“ Fjord herum in den Reyðarfjörður zu nehmen. Und es gäbe keine großen Steigungen – aus Autofahrersicht geurteilt – und nur ganz wenig der Schotterstrecke.   Jan Jap aus Amsterdam, mit Minimalgepäck (und nachts beständig frierend) kommt an, kurz bevor ich nach Egilsstaðir starte. Er wird auch in Egilsstaðir kurz vor meiner Weiterfahrt nach Seyðisfjörður angekommen sein.   Letzter Blick auf Andrzejs Fjord.   Ohne Andrzejs Tipp hätte ich Andoya/die Enteninsel nie so nahe vor mir gehabt.   Gute Piste, 4 km lang (Ich habe in den letzten sechs Wochen wesentlich schwierigere Herausforderungen bestehen müssen ).   41 Tages-, 3000 Island-, 4000 Reisekilometer.   Paul (32) aus Colorado. Lehrer. Verwandter im Geiste. Er ist diesen Sommer schon 5000 km quer durch die USA geradelt und auf Island 1400 km. „Der Anstieg nach Egilsstaðir ist beständig flach“, so sein Urteil. Ich schilderte ihm die Stelle am Leuchtturm (beim Fjordeingang), wo er später wild übernachten wollte. „Was , nur noch 8 km Schotter bis dorthin und danach Asphalt?. Herrlich!“ Die weiteren 4 km Schotter danach, für ihn also erst morgen zu bewältigen, störten ihn ob des Panoramas gar nicht.   Blick auf das noch etwa 12 km entfernte Egilsstaðir. Die Passhöhe war schon nach nur gut 80 Minuten ohne Zwischenpauseause bewältigt. Ich kann ja „Bergpässisch“ ;-)…   Begrüßung in Egilsstaðir. In der größten Stadt des Ostens (3000 Einwohner) angekommen, baue ich mein Zelt in der nur für „Zeltler“ zugelassenen Area hinter der Rezeption mit Hostel, Café, Restaurant und Bar. Auch in meinem Blickfeld, also hinter dem Gebäude gibt es Ausschank. Jugendliche, junge Erwachsene feiern hier den Sommer. Auf Englisch. Zwei Tschechinnen, Tramperinnen mit Wanderambitionen kommen an, lassen alles liegen und telefonieren erstmal lange mit Daheim. Danach beginnen sie mit Zeltaufbauen. Ich bin längst fertig, baue meine Gitarre auf und lege los: Hymn, You rise me up. Der Wirt erscheint, mit Tablett wild gestikulierend und mir etwas auf Englisch zurufend. „Hoppla, da will mich jemand stillkriegen!?!“, denk ich etwas verwundert, ob der bislang positiven Resonanz auf mein Musizieren islandweit. “Er þú Islandskur ?”, frage ich. Já”, schallt es zurück. Ich will mich gerade erklären, als er mir zu verstehen gibt, ich müsste unbedingt nach vorn kommen, weil da die Gäste drinnen, oder auch draußen in der Sonne säßen und meine Musik unbedingt hören sollten! Ich war platt!!!!!!!, nahm Sessel, Gitarre, Gitarrenkoffer, Thermoskanne und Porzellantasse und wechselte den Auftrittsort. Vorher gab ich aber noch den Tschechinnen zu verstehen, dass ich ihre Sprache sprechen würde, eine tschechische Gitarre mithätte und mich bei der Reise des Öfteren die merkwürdigsten Überraschungen – wie diese Einladung – ereilen würden. Und, dass wir uns später noch weiter unterhalten könnten. Waren die nun überrascht und platt und stolz auf IHRE Gitarre, obwohl sie bei meinem Anfang verdutzt, peinlich lächelnd oder sonstwie, wie ich meinte, meinen lauten Gesang aus der Nähe wahrnahmen!…. (Als ich nach zweieinhalb Stunden, kurz vor Mitternacht zurückkehrte, schliefen sie schon längst.) WAR DAS EIN ABEND!!! Ich platzierte mich etwas abseits der draußen die Sonne und Getränke genießenden Gäste (fast ausschließlich Amerikaner) und begann zu spielen. Hymn. Applaus. You rise me up. Riesenapplaus. Country Roads. Begeisterung. Mc Phersons Rand auf Schottisch. Jubelnde Zurufe aus vielleicht vierzig Mündern. Ein Schotte(?) kam aus dem Café-Restaurant: Ob ich irgendwelche Lieder von dem ??? (ich verstand den Namen nicht) im Repertoire hätte? Leider nein! Etwas enttäuscht ging er wieder herein. Kommunikation mit dem Publikum, Erklärungen zu einzelnen Liedern und zu meiner Art zu reisen: Begeisterte Entgegennahme. Ein ganz magischer Abend. Die Leute begannen in Socken auf dem Parkplatz zu tanzen. Absolut surreal! Guantanamera, Lord of the dance (hier gewann ich eindeutig den Schnelligkeitswettbewerb vor den Tänzern) Leaving on the Jetplaine, Go to sea no more, Leezy Lindsay, Streets of London, Wind Of Change (engl./russ.) und Branduardis „Ell ballo fa diesis minore“ aus dem 15. Jahrhundert. Ich bekam auch alkoholfreies Bier gespendet. Plötzlich, ehe ich’s verhindern konnte, wurden zwei 20-Dollarnoten mit Steinchen gesichert neben mir auf den Betonsockel gelegt. „O Gott!, so war es nicht gemeint!“, rief ich aus. „Aber ich werde die Zuwendung für einen Bennefiz-Zweck verwenden!“, rief ich noch mitten in einem Lied heraus. Mitten im Publikumsgespräch kam ein junger Mann aus dem Café. „Bist du das, der hier die ganze Zeitlang spielte?“ -Ja. „Es war großartig und wunderschön. Danke!“ Er legte einen Zehndollarschein in meinen Gitarrenkoffer. Den klappte ich dann schnell zu. Die Sonne war gegen elf halb zwölf längst untergegangen. Leute gingen weg. Danke fürs Zuhören, rief ich ihnen zu. „Nein, nein ich komme gleich wieder!“ Kann es ein besseres Kompliment geben? Andererseits, ich musste irgendwie die Kurve kriegen. Als zwei letzte Songs kündigte ich „You Rise Me Up“ (die Jugend jubelte) und „Hymn“ an (Ich erzählte, das Barclay James Harvest dieses Lied seinerzeit Drogentoten wie Jimmi Hendrix und Janis Joplin gewidmet hätten, und auch von ihrem „Concert for People“ vor einer Viertelmillion Zuschauern vor der Berliner Mauer vor fast 40 Jahren) und bat die beständig draußen Zuhörenden, sich danach um mich zu gruppieren, um mir zur Erinnerung an diesen eigentlich unvergesslichen Abend ein paar Bilder mit meinem IPhone zu machen. Danach spielte ich als Rausschmeißer, Mike Krügers „Faltenrock“, ohne das die Gäste mich verstanden hätten. Aber alle flippten augenblicklich aus und rockten los, schreiend, stampfend, tanzend, improvisierend. UND DANN NOCH DAS HIGHLIGHT DES ABENDS: Ich zerlegte meine Travel-Guitar UND VERPACKTE SIE. ALLE WAREN ABSOLUT FASSUNGSLOS. Ein Junges Mädchen, vielleicht 20, stürzte auf mich zu, gab mir eine Handvoll isländischer Münzen mit der Bitte, die zu behalten und dankte, den Tränen nahe, für den wunderschönen Abend. Wow!!!!  

Egisstaðir – seydisfjörður (30 km)

9. August 2021 Marsollek Etappe 34, Übernachtungen 40-42 Angekommen! Island mit 3077 km umrundet. Die Ringstraße ist nur 1350 m lang. Nur noch eine Herausforderung heute, die 630 Höhenmeter über den Pass nach Seyðisfjörður mit Gepäck. Netto, einer der zwei Großsupermärkte von Egilstadir öffnete erst um 10 Uhr, ich hatte also genügend Zeit, auch die Ereignisse von gestern nachklingen zu lassen. Mit den Tschechinnen habe ich nur noch wenige Sätze gewechselt. Sie mussten bald Weg. Es war aber nett, sie doch noch gesehen zu haben. Ich kaufte richtig „fett“ ein. Schließlich wollte ich in Seyðisfjörður unabhängig sein, Muße walten lassen, auch abschalten. Gitarre spielen wollte ich in Island eigentlich nicht mehr. Nach gestern? Außerdem „schrappte“ mir die dünne E-Saite beim Anspielen beständig, die Ursache war mir – noch – rätselhaft. Beim Schlagen für die Zuhörer fast unhörbar, beim Zupfen grausam, sodass ich einen Teil meines Repertoires pausieren lassen musste. Der Seesack mit Gitarre und Proviant wog sicherlich fast 20 kg. Ich war gerade am Zusammenpacken, als mich der musikerfreundliche Wirt herzlich einlud, doch bitte bei ihm im Restaurant zu frühstücken. Er liebe MUSIKER und deswegen würden sie von ihm auch immer unterstützt. Nach einer halben Stunde war alles verpackt, ich lehnte das „Lastrad“ an die Caféwand und trat in Haldurs Reich ein. Ach deshalb jubelte man mir gestern auch im Rücken, aus den Fenstern heraus zu!, verstand ich jetzt. Es waren die Fenster des „Langhauses“ in dem hauptsächlich das Hostel lag. Zwar waren vor mir schon viele Frühstücksgäste dagewesen, aber es war noch übergenug an Köstlichkeiten für mich vorhanden. Haldurs Liebe zur Musik ließ sich auch an dem Interieur seines Hauses ablesen, das im übrigen „recht abenteuerlich“ aber nach dem Prinzip „für jeden Geschmack etwas“ zusammengewürfelt war. Ich aß für Drei, bedankte mich ganz herzlich für die gestrige, ganz besondere, unvergessliche Erlebnisfülle und wünschte ihm für die Zukunft nur das Allerbeste, vor allem im Zusammenhang mit Covid-19…   Mein gestriger „Arbeitsplatz“.   Etwa 65 kg Gepäck, wie ich nach der Rückkehr aus Island ausgerechnet habe, sind hier auf dem „Stóri Karl“ verstaut. Das alkoholfreie Weizen-Bier von gestern, mit ganz besonderem, blumigen Aroma obendrauf: Haldur sagte mir, wo ich es bekommen könnte. Eigentlich wollte ich davon nur zwei Dosen nach Hause mitnehmen. Es gab hingegen „nur“ Zehner-Kartons von alkoholfreiem isländischen BRÍÓ im Laden. Und mein Gepäck war schon bestmöglich verstaut. Und einen Karton aufreißen, das schickt sich nicht. Geht doch!   Stausee auf 600 m Höhe. Ein Blickfang, der Wasserfall. Aber auch die Nebelwolke die sich gerade zum Sonnen auf die Ortschaft Seyðisfjörður legt…   Gepäck abgeladen, Zelt aufgebaut und alles verstaut, kein Radeln mehr: „ist ja wie im Urlaub“…, Abends stellte sich in die enge, freie Lücke neben mir ein „sexy Camper“ mit Ben und Agnes aus Lettland. Das werde ich aber erst morgen erfahren haben…