Mit Bike & Skates durch des Nordens Süden
(Erstveröffentlichung April 2024)
Während bei meinen seit 2006 inzwischen sechs erfolgten Radtouren „ohne Elektroprothese“* jeweils etwa 30 kg Reisegepäck mitgenommen wurden – ohne Radanhänger, mit Packtaschen hinten und darauf fixierten Zelt, Proviant, Regensachen (ab 2016 zusätzlich mit zerlegbarem, nur 1 kg schweren Klappstuhl) sowie zwei Lowrider-Taschen vorn plus eingeklickter Lenkertasche oben-, und ich bei meiner zweiten Islandumrundung 2021 inklusive zusammenlegbarer Reisegitarre (mit Gitarrenkoffer und Zubehör 6 kg schwer) sogar bis über 60 kg Gesamtgepäck die manchmal sehr langen, kurzzeitig bis zu über 20 % steilen Anstiege auf mitunter glitschigen Schotterstrecken in den Westfjorden hochkurbelte, war die 17tägige Fahrt im Juli/August 2010 auf eine ganz andere Weise besonders. Und ebenfalls „extrem anders“**, denn ich nahm nur „absolut nötiges Minimalgepäck“ von insgesamt 18 kg mit:
Daran ist zunächst nichts Besonderes, ich traf 2021 in Island bei Egilstaðir im Osten während meiner insgesamt über 4100 km langen Reise auf zwei Campingplätzen einen drahtigen vielleicht 50jährigen Radler, welcher samt Zelt mit nur 9 kg Gesamtgepäck sein Leichtrad belastete. Sagenhaft!
*„Ohne Elektroprothese„, diese Bezeichnung, das Radfahren betreffend, schwebte in mir, seit ich bei meiner ersten Islandumrundung 2016 als ich auf meinem Tourenrad mit Rohloff-Gangschaltung etwa 2600 km zurücklegte.
Islands „Hauptstraße“ trägt die Nr. 1. Sie ist der inzwischen durchgehend asphaltierte „offizielle“ Rundweg um Island herum, misst aber nur knapp 1100 km. Auf weit mehr als der Hälfte der zurückgelegten Strecke war ich 2016 also auf Straßen, Wegen, Pfaden und Stiegen unterwegs, welche mit zwei, drei, vier Ziffern oder gar nicht mal nummeriert waren, weil sie mitunter kaum noch passierbar oder erkennbar gewesen sind. Oder sie waren gar durch Weidezäune versperrt.
Nach der Rückkehr entdeckte ich sensationelle Verbevideos von Radtouren durch Island über Stock und Stein per E-Trekkingbikes, ganz ohne Reisegepäck…
…Das Begleitfahrzeug der Adventure-Freaks mit vielen Reserveakkus, Ausrüstung etc. habe ich aber erst nach längerer Suche im Internet gefunden.
2021 kam ich per Schiff nach Island. Ich erreichte per „eigengenerierte Kurbelei“ Gegenden, wo ich mich zum Teil erst nach 260 Kilometern mit frischen Proviant habe versorgen können. Dort hätte ich sicherlich auch Steckdosen gefunden, um einen Trekkingbike-Akku aufzuladen.
Brauchte ich aber nicht. Nicht einmal, um zu telefonieren. Denn mein iPhone und die Kamerabatterien lade ich bei Touren schon seit 2013 per Anschlussstecker zum Nabendynamo. Das „E-Werk“ bin fast immer ich selber…
Während meiner zweiwöchigen Tour im Juni 2023 war „und ganz ohne Elektroprothese“ zum schlagenden mehrsprachigen Reisewitz geworden, über den sich mir begegnende ambitionierte Radler auf Rennrädern, ganz besonders aber ältere Pedellec-Nutzer meines Alters „schräg“ lachten.
**“Extrem anders“ erklärt eigentlich schon der Tourname in der obigen Überschrift. Es ist aber doch etwas komplizierter und die Idee bleibt trotz der nachfolgenden Erläuterungen immer noch etwas „Gaga“. Sie wurde dennoch verwirklicht: Extrem anders eben:
Nachdem ich 2004/2005 in der Altersklasse AK50 zweimal den Berlinmarathon auf Inlinern gewonnen hatte – der aufgestellte Weltrekord über 42.195 m von 2005 in 1h : 09 min : 52 s, hielt bis 2016 -, bei den Masters-WM 2005 beim Hamburgmarathon Gesamtfünfter meiner AK wurde, und wir mit dem Deutschen Masters-Nationalteam kurz vor der Radtour 2006 (s. dort) auf dem Formel 1-Kurs von Imola vor Italien Marathon-Mannschaftsweltmeister geworden sind, setzte ich mir in den Kopf, meine 3,5 kg schweren Maßrennskates plus Renntrikots als „absolut nötiges Minimalgepäck“ einzustufen und auf die über 2000 km lange Tour mitzunehmen.
Wieso denn das?!?!?!
Meine Frau und ich besuchten 2003-2008 insgesamt fünfmal die südlich vor Schwedens Küste liegende Dänische Insel Bornholm. Ich gewann das damals auf der Insel jeweils im August erfolgte, weltweit schwerste Inlinerrennen, die „Bornholmrundt på Rulleskøyter“/ 100km rund um Bornholm in dieser Zeit insgesamt viermal in der Altersklasse 50+.
Im Jahre 2007 wurde ich mit fast 33km/h Durchschnittsgeschwindigkeit Gesamtfünfter, 2008 (bei Starkregen) Gesamtzweiter. Nur ein viel jüngerer dänischer Ultramarathon-Spezialist war 2008 etwas schneller.
Für meine Tour 2010 plante ich im Vorfeld, nach jeweils etwa 200 Tageskilometern auf dem Rad „zur Entspannung“ auf den mitgenommenen Rennskates noch einen Marathon zu rollen.
Eine eigentlich völlig verrückte und illusorische Idee!!!
Sie wurde aber (wenn auch etwas anders) realisiert, denn auf Bornholm und an der Laholmbucht, vor allem aber auf Anholt, einer autofreien, mit nur 5 km Asphaltweg versehen und zu etwa 80% von menschenverursachter Ørken/“Wüste“ bedeckt, gelang es mir innerhalb der 17 Reisetage tatsächlich, entspannt auch mehrere Inliner-Marathons zu rollen…
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Meine Juli-/Augustfahrt startete in Bochum, führte mich über Hannover nach Sassnitz auf Rügen, mit der Fähre nach Bornholm, von dort aus nach Ystad in Schweden, weiter zu Dortmunder Freunden in deren Ferienhaus an der Laholmbucht. Mit der Fähre Varberg-Grenå gelangte ich nach Dänemark, besuchte durch glückliche Umstände endlich die sagenumwobene, sonnenreichste dänische Wüsteninsel Anholt, radelte nach Århus, an der am Strandvejen liegenden größten Waldorfschule Dänemarks vorbei, wo ich während meines Pädagogikstudiums im August/September 1985 ein vierwöchiges Praktikum in der Oberstufe absolvierte, besuchte Inge Flummer, Lehrerin dort, bei deren Schwiegermutter wir während meines Praktikums für einen Monat unterkamen. Es ging weiter über Svendborg und die Insel Langeland. Dort besuchte ich befreundete Kunstkeramiker. Ich radelte zur Fähre nach Spodsbjerg und dann von Tårs aus über Lolland zur Fähre nach Rødby. In Puttgarden angekommen benutzte ich die Deutsche Bahn bis Bochum. am 13. August endete die besondere Tour 2010.
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Der oben geschilderte Reiseverlauf von 2010 ist jetzt genau genug beschrieben. Ich war zwar insgesamt 17 Tage unterwegs, verweilte aber dreieinhalb Tage auf Bornholm (Für Außenstehende „Skandinavien im Miniformat“) und zweieinhalb Tage auf Anholt, einer Wüsteninsel mitten im Meer, von der die Meisten kaum gehört haben dürften.
Die nachfolgende „Bilderflut“ ist dokumentativ gemeint. Auch anhand der Bilderlegenden können Orte und Begebenheiten zum Teil wiedererkannt/-erinnert werden. Schön, dass sich nach beinahe 14 Jahren doch noch ein Fenster fand, sie hier zu präsentieren: