Dieser Beitrag wurde erst am 26.06. verfasst, in Helen‘s Bay auf einer Biofarm in Nordirland, nahe der Steiner School in Holywood bei Belfast liegend, unserer Partnerschule, die 1975 gegründet wurde, mitten im Nordirlandkonflikt.
Weil ich auf dieser Farm keinen Internetanschluss habe, weil ich mein iPhone und PowerPack nur langsam an einer Autobatterie laden kann, habe ich vorher einige Möglichkeiten genutzt, um Reisebilder zu laden.
Ergänzungen nach Abschluss der Reise sind sehr wahrscheinlich.
Beim Beladen des Fahrrades regnete es noch. Als ich um 6:30 Uhr zur Fähre losfuhr, hörte der Regen auf. Mein Rad bekam einen Sonderplatz auf der Fähre, ich konnte es dort gut fixieren.. Die Überfahrt dauerte eine Stunde.
“Nanu, wo ist den der Regen geblieben?“ rief ich dem Fährenmitarbeiter zu, als ich das Schiff verließ.
Dieser Begriff den Scherz und musste lauthals lachen. „Danke für die Begegnung“, rief ich ihm zu. Er winkte kurz.
Durch die Fähre nach Oban verkürzte sich meine Reisestrecke zwar, die Etappe war dennoch anstrengend, weil sie viele Steigungsstrecken und unübersichtliche Abfahrten aufwies.
ich kam durch wunderschöne Landschaften.
Ein leichter Rückenwind unterstützte mich. Die Sonne – ES MUSS DIE SONNE GEWESEN SEIN !!! – schien, ein sattes Grün in vielen Schattierungen überzog die blühende Landschaft.
Und überall waren unzählige Schafe bemüht, dieses Grün abzuweiden. Wunderschön!
(Fortsetzung direkt vor der Ankunft in Tyndrum.)
Direkt am Wegesrand fand ich hier auch die Möglichkeit, mein klitschnasses Außenzelt zu trocknen und zu frühstücken.
Etwa 10-20 sportlich ambitionierte Radler kurbelten währenddessen an mir grüßend vorbei. Ein Pkw hielt an. Die Fahrerin fragte mich, ob alles in Ordnung sei, und fuhr mit den Insassen weiter, als ich ihr mitteilte, ich wolle zwischendurch nur mein Zelt trocknen. Eine sehr nette Geste anzuhalten, um sich nach meiner Lage zu erkundigen, fand ich.
*
Wenige Kilometer weiter verließ ich das rundum hügelumrahmte Grünland und erreichte die Hauptverbindungsstraße nach Tyndrum.
Google Maps führte mich über einen flacheren Umweg zunächst bergaufwärts als es Komoot „wollte“.
Die Sonne – ja, sie war es versteckte sich wieder. Die Regenkleidung habe ich regelmäßig auf der zum Tagesziel beständig ansteigenden Straße benötigt. Der stramme Rückenwind half mir merklich beim Klettern.
Lange Zeit folgte die ansteigende Straße dem Nordwestufer des Loch Awe.
Am schlossartig gebauten Loch Awe Hotel beeindruckte mich die größte von mir je fotografierte Chilenische Araukarie. Ihr Stamm hatte in Brusthöhe bestimmt noch einen Durchmesser von 60-70cm, ihre Höhe war einer ausgewachsenen Fichte ebenbürtig.
Ben Cruachan(Gäl. Berg der Gipfel), der mit 1126 m Höhe in Luftlinie, nur wenige Kilometer entfernte höchste Berg der Provinz war nicht zu sehen. Das Streckenprofil gab keine Sicht frei.
Als ich in Tyndrum nachmittags gegen 16 Uhr ankam, wusste ich, warum Phil in Craignure dem Campingplatz so wenig(nichts Gutes abgewinnen konnte.
(Fortsetzung nach der Bilderfolge)
Auch der Campingplatz in Tyndrum scheint mir – wie andere Campingplätze in Schottland und anderswo auf den britischen Inseln – auf dem Weg zum Glamping zu sein. Die große Freizeitanlage ist mit fertigen Containern, „Boxenhäusern“, Fertighauswigwams verschiedener Form gefüllt, die den Besuchern ein Naturelebnis a la Outdoor vermitteln.
Im Prinzip ist es aber ein Heranbringen von Wohnhäusern, gewohnter Art an (noch) naturbelassene Zonen. Der Loch Lomond Nationalpark beginnt praktisch an der Anlagengrenze. Die Anlage selbst ist gut geführt, gut gefüllt, die Servicehäuser sind sauber. An der Rezeption teilte mir die Mitarbeiterin mit, dass der Zeltplatz eigentlich klein und voll besetzt ist. Ich meinte, ich bräuchte höchstens 4 m² und so bekam ich den Platz.
Phills Kritik konnte ich auf Mull deswegen verstehen, weil sein Platzbedarf für das Zelt, etwa um das fünffache größer wäre, als das für mein Zelt. Der Zeltplatz innerhalb der Anlage in Tyndrum war indes so klein, dass, als er abends voll belegt war (dort, wo es ging) er schon mit 13 Zelten gut befüllt war.
Weil es auch als ich ankam, noch ein wenig nieselte, war die Zeltplatzfläche so quutschnass, dass meine Klickschuhe bei jedem Auftritt sofort von einem Wasserrand umsäumt waren.
Bei jedem Schritt!
Dennoch fand ich einen Platz, der ideal war und von unten her auf meiner Zeltfläche trocken. Das ging nicht allen Zeltbewohnern so. Sie mussten erfinderisch experimentieren.
Die Sonne schien nachmittags, das Wetter sollte freundlicher werden.
Ich bekam nur wenig Kontakt zu meinen Mitbewohnern, zumal ich mit meinem besonderen Zelt viel besser ausgerüstet war.An der Rezeption erfuhr ich, dass es hier eine Bar mit sehr guten Fisch & Chips gibt. Die suchte ich auf. Jakub, ein polnischer Mitarbeiter an der Kasse teilte mir mit, dass es drei verschiedene Fischgrößen gäbe. Ich nahm die größtmögliche Portion mit zweifach Portion selbst gemachter Sauce und ein leckeres alkoholfreies Ingwerbier dazu. So musste ich mich nicht mehr um das Essen kümmern.
Das Geräusch des nur 10 m entfernten Baches, schlummert mich abends zwar gleich ein, ich musste allerdings nachts dreimal aufstehen, um zu pinkeln. Das habe ich seit meiner Krebsoperation vor acht Jahren (S. Zur Person), nicht wiedererlebt, bemerkte aber, dass meine schon seit heute Morgen verspürten Halsschmerzen zunahmen und, dass ich auch meine Stimme nur noch schwer gebrauchen konnte. Das Wetter sollte sich bessern, sagte mir das Mädchen an der Rezeption zwar bei der Ankunft.
Als ich aber um 2:30 Uhr zum dritten Mal aufwachte, meine Sachen zügig packte (das gesamte Zelt blieb trocken) und um 3:15 Uhr losfuhr, begann es zu regnen. Ich hatte vor etwa 130 km zu fahren, am Loch Lomond entlang, an Glasgow vorbei und dann an einen Bauernhof anzufragen, wo ich übernachten könnte.