Mi, 18. Juni: Erkältet, aber über 190km von Tyndrum aus am Westufer des Loch Lomond entlang an Glasgow vorbei bis zum CCC-Camping in Culzean Castle geradelt:

(Achtung, dieser Beitrag wurde am 23. Juni in Helen’s Bay Nordirland geschrieben bei einem viertägigen Zwischenaufenthalt und Besuch unserer Partnerschule, der Steiner School Hollywood bei Belfast. Die Bilder wurden schon früher geladen.)

 

 

Den Wecker brauchte ich nicht. Denn, wie ich schon erwähnte, wurde ich durch das Rauschen des Baches, dazu genötigt, dreimal das Sanitätsgebäude aufzusuchen. Ich fühlte mich angeschlagen, hatte starke Halsschmerzen, besonders auf der linken Rachenseite, und ich verlor beinahe die Kontrolle über meine Stimme. Als ich losfuhr, begann es zu regnen. Mir taten alle Zeltplatzbewohner leid, die bis auf eine Ausnahme ohne Fahrzeug unterwegs waren, sich auf das Wandern am und um den Loch Lomond, den König aller schottischen Seen freuten, mit dürftigster Ausrüstung unterwegs waren und in ein paar Stunden mit ihrem Abenteuer beginnen wollten.

Das Wetter sollte ja besser werden…

 

Zwei junge Männer aus Schleswig-Holstein zum Beispiel waren hier mit zwei Kleinstzelten unterwegs, mussten schon einmal im Hotel übernachten, verliefen sich beim Wandern, fuhren Bus, gelangten nach Tyndrum. Auf den quutschigen Untergrund legten sie schwarze, quadratische Bodenmatten, die sie an den Ecken mit Steinen beschwerten, um wenigstens bei trockener Witterung einen provisorischen Außensitzplatz zu haben. Die Glamping-Bewohner waren hingegen „zuhause“. Sie freuten sich später vielleicht, dass sie praktisch ihr ganzes Zuhause auch hier zur Verfügung hatten.

 

Mir war dies egal.
Denn ich war froh, Zelt samt Innenzelt trocken eingepackt zu haben, und ich fuhr  in Richtung des Loch Lomond. Nach etwa 25 – 30 km tauchten hinter Bäumen die ersten Wasserflächen auf. Auch wenn ich seit Jahrzehnten die alte Ballade über den See in der neueren Version der berühmtesten schottischen Rockband Runrig gesungen und auch mit Schülern gelegentlich bei Schulfeiern auf der Bühne der Rudolf Steiner Schule  das Lied sang und mir eine eigene Vorstellung über diesen See machte, war es jetzt doch etwas ganz anderes, wirklich an seinem Westufer entlang zu kurbeln, seine ganze Länge – und das auch noch mit dem Fahrrad durchzumessen.
Es regnete. Manchmal leicht, manchmal stärker, manchmal goss es. Ich hatte aber den Vorteil, dass ich anders als alle Autofahrer – und es fuhren morgens auch schon Lastwagen die Strecke entlang – anhalten konnte, um gelegentlich ans Ufer herabzusteigen und die freie Aussicht auf den See zu genießen.

(Mehrfach schon während meiner Schottland Tour erzählte ich Menschen, wenn ich die Ballade abends irgendwo spielte Merkwürdiges über diesen See: Ich wies ich darauf hin, dass es durchaus Videos gibt, auf denen etwa 65.000 Menschen fahnenschwenkend zur Loch Lomond Melodie einen merkwürdigen, nichtenglischen Text beseelt grölen. Statt Loch Lomond heißt es dort aber „FC Kölle“:

Es ist die Stadionhymne des FC Köln.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Pumpspeicherwerk, das Wasser wird zur Zeiten mit günstigen Stromtarifen hochgepumpt, um es bei hohen Tarifen gewinnbringend zur Stromerzeugung herabzulassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So wie auf diesem Video ist die „Königin der Schottischen Lochs“  heutzutage nur seltenst aus der Autofahrerperspektive zu erblicken:

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Im südlichen Teil bildet der Loch Lomond ein richtiges „Schärenarchipel“

 

 

 

 

 

 

Hier endet der Loch Lomond. Über eine kleine Fallstufe, vielleicht nur 50 cm hoch,  entwässert er mittels eines Flusses, der eine größere Wasserführung zu haben scheint, als z.B. die Ruhr.

 

Kurz bevor ich das Ende des Sees erreicht hatte, goss es so gewaltig, dass ich froh war, eine Bushaltestelle zu finden, weil ich völlig durchnässt gewesen wäre, auch durch die Laster, die an mir „vorbeibrummten“.

Erstaunlicherweise hörte der Regen danach auf, und ich hatte bis zur Ankunft im Ziel fast gar keinen Niederschlag mehr.                                                                 Nur noch spärlich, tröpfchenweise, fiel das Nass gelegentlich vom Himmel.

 

 

 

An einigen Stellen musste ich bei der Weiterfahrt etwas nach dem Weg suchen, dafür ergaben sich schöne Ausblicke entlang der Strecke.
Ich kam recht zügig voran, um mit genannter Suche Glasgow zu passieren (Es dauerte länger, bis ich die Autobahnbrücke über den Sund tatsächlich fand. Sie ist geschätzt 2 km lang, vielleicht 50 – 60 m hoch und für Radfahrer sowie Fußgänger trotz Bauarbeiten zugelassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch nirgendwo anders sah ich so mächtige Bärenklaugewächse. Sie waren bestimmt 5 m hoch oder höher und ich war froh, dass ich sie nicht berühren musste.

*
Als ich auf dem Weg ein kleines Städtchen passierte, besorgte ich mir in einer Apotheke Mittel gegen meine Erkältung und es ging mir fortan zunehmend besser.

 Nach 105 km machte ich eine längere Pause, brühte mir frischen Tee auf und entdeckte, dass es nur noch etwa 90 km sind bis zu dem CCC Camping Culzean Castle, auf dem Zelte ausdrücklich erwünscht waren.
Ich rief dort gegen 14 Uhr an.

Tracy war am Hörer und versicherte mir, dass ich, auch, wenn ich nach Schließung der Rezeption um 18:00 Uhr ankommen sollte, also auch zwischen 19:00 und 21:00 Uhr, noch mein Zelt dort aufschlagen dürfte.

Ich versicherte ihr auch, dass ich mich mit der „Clubgemeinschaft“ bereits auskenne, weil ich schon mehrfach diese Zeltplätze während meiner Fahrt durch Schottland angesteuert habe.
So fand sie mich schnell in ihrer Datei.

Es war jetzt eine wirkliche, besondere Herausforderung.
Ich durfte zwar wegen der Erkältung nicht zu schnell fahren, es war aber dennoch mühsam, weil die Radwegsabzweigungen manchmal etwas widersprüchlich beschrieben waren. Vielleicht war ich aber auch inzwischen viel zu müde, um sie richtig und gegenwärtig deuten zu können.

Und ich musste am Ende noch etwa 200 Höhenmeter klettern.
All das bewältigte ich schließlich und kam gegen 20:00 Uhr, nach gut 190-200 km oder 120 Meilen an einem besonderen Campingplatz an, an dem ich mich einen Tag lang erholen konnte, denn ich hatte es nur noch zwischen 50 und 60 Kilometer weit bis zu Fähre Cairnryan-Belfast.

Gleich am Eingang des Camps wurde ich  von Tracy freudig herbeigewunken und empfangen, bekam einen schönen Platz zugewiesen. Und war froh und  glücklich, das von Tyndrum aus ungeplante weil scheinbar zu ferne Tagesziel erreicht zu haben.

Wir einigten uns schnell darauf, dass ich erst am nächsten Morgen, dem Ruhetag, das Finanzielle regele.
Kurze Zeit später stand mein Zelt schon und ich genoss ausgiebig  Wärme  der Dusche.
Heute wurde es zufällig die längste Etappe meiner Schottlandrundfahrt, welche damit praktisch vollzogen war, denn bis auf die 50 km zur Fähre nach Belfast war mir meine Strecke nach Hause in etwa bekannt und glich der von der Irlandtour vor einem Jahr.

Zwar werde ich bis zum Tourende wahrscheinlich mehrere Zeltplätze ansteuern als letztes Jahr. Ich bin aber froh, dass ich jetzt etwa vier Tage im Vorteil gegenüber meiner Vorplanung bin und wahrscheinlich für diese vier Tage nach Belfast übersetzen werde, um, wie geplant, die Hollywood Steiner School das zweite Mal zu besuchen. Dort beginnen schon in einer Woche die Sommerferien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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