Grüße aus der Kreidezeit
Ich kann nicht malen, also male ich!
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einführung
- 1. Ich kann nicht malen, also male ich! „Unser Stück Zeit“
- 2. Ich kann nicht malen, also male ich! „Unser Stück Zeit 2“ in modifizierter Form
- 3. Ich kann nicht malen, also male ich! Alte Bilder erzählen
- 4. Ich kann nicht malen, also male ich! Bilderverwandlungen
- 5. Ich kann nicht malen, also male ich! (ohne Worte)
- Anhang
Oben: Kreidebilder aus verschiedenen Epochen- und Fachunterrichten der Klassenstufen 1-8.
ANMERKUNG: In meiner ersten 5. Klasse (Bilder 1, 2 in oberster Reihe) entstand z. B. 1991 – kurz nach der deutschen Wiedervereinigung -, während einer sechswöchigen Geografieepoche (Der Samstagsunterricht war damals selbstverständlich) ein Deutschlandatlas mit fünf neuen, insgesamt also mit sechzehn Bundesländern. Weniger geforderte Schüler durften damals in ihre entstehenden Landkarten einzelner Bundesländer zusätzlich (in Miniaturform) behandelte Besonderheiten mancher Bundesländer von der Tafel abmalen.
Die rechten Bildvorlagen der unteren drei Zeilen zeigen u.a. ein Schwarzwaldhaus, den Blocksberg/Brocken im Harz und weisen auf das Märchen von Rübezahl im schlesischen Riesengebirge, unweit meiner oberschlesischen Heimat jenseits der Deutschen Grenze hin.
Nachfolgend – in besserer Auflösung – ein Beispiel der „Tafelbildminiaturen“ für die Geografieatlanten der 5. Klasse:*
*Dieses Tafelbild (Nr. 103 vom 01.12.1999) ist insofern besonders interessant, als dass es gut 10 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands für meinen zweiten „Klassenlehrerdurchgang“ (Erklärung dieses Begriffs folgt später) gemalt wurde. Epochendauer auch damals: Nur** sechs Wochen…, trotz inzwischen weggefallenem Samstagsunterricht. Der Deutschlandatlas entstand also zweimal: 1991 und 1999.
Schloss Neuschwanstein. Über der Tafel hängen DIN-A1-Lehrerblätter schon bearbeiteter Bundesländer (hier SH, MV, NS), welche zuvor – stets an die Tafel geklebt – die Grundlage der Anfangsarbeit, jedes einzelne Bundesland betreffend ausmachten.
Auch „Lesebücher zur Pflanzenkunde“ – Text angelehnt an Gerbert Grohmann (DANKE!), Bilder gemalt nach einer Realisierung von Carol Samuelsson von 1960 an der Waldorfschule in Stockholm (TACK SÅ MYCKET!), entstanden 1992 und 2000 in meinen Klassen in Bochum als Botanikbücher.
Besonders war, dass sich die Kinder des zweiten Klassenlehrerdurchgangs im Mai 2000 zum Ende der 5. Klasse „in den Kopf setzten“ – und ihr Vorhaben auch realisierten-, meine schon 1991 zum Ende der ersten fünften Klasse auf weißem DIN-A1-Aquarellpapier mit Carand‘Ache-Künstlerkreiden gemalten Bilder zur Tierkunde als Buchform erscheinen zu lassen. Der Vorteil der späten Tierkunde: Der Ausblick auf die sechste Klasse, in welcher POLARITÄTEN allgemein eine besondere Gewichtung erfahren und von mir (auch in der FÜNFTEN schon) in den Repräsentantenpaaren Aal-Lachs und Biber-Otter angedeutet wurden…
** Viel später, als ich das Glück hatte, eine durch ihren Kuraufenthalt abwesende Kollegin unseres Förderschul-/Kleinklassenzweiges etwa zwei Wochen lang in ihrer 5c zu vertreten (Die Kinder kannten mich schon aus dem Russischunterricht), entwickelte ich ein dafür geeignetes Unterrichtskonzept die Geografie betreffend und wurde sogleich reichlich beschenkt: Niemals hätte ich bis zu dieser Vertretung glauben können, dass diese Art Begeisterung für „meine“ Erdkunde auch dort möglich ist. DANKE, Anja!
Bild Nr. 51 des 2. Klassenlehrerdurchgangs: Ackerbau, 3. Kl.
Hier reizte es mich, einmal ein Pferd die Egge von links nach rechts ziehen zu lassen…
Mittsommer (1997, 2. Kl.)
o.l.: 05.11.1974; u.r.: 06.11.1974
„Nachhaltigkeit“, „Recycling“ waren mir trotz aller Begeisterung am Malen auch 1997 schon wichtig weil kräftesparend:
Erst beim zweiten Blick und vielleicht erst durch diesen Hinweis erschließt sich auch dir möglicherweise, dass das Tafelbild oben („46“, (Mittsommer) vom 25.06.97 – für meine damaligen Zweitklässler ganz unbemerkt – durch Verwandlung des unteren Tafelbildes 45 (17.06.97) entstanden ist…
HINWEIS: Die Nummerierung samt Datum war für die Kinder stets unsichtbar. Sie diente immer nur meiner etwaigen privaten, statistischen Bilderfassung.
Ackerbau 3. Kl., entstanden im September 1989. Die Idee, die entstandenen Tafelbilder durchzunummerieren griff ich erst beim 2. Klassenlehrerdurchgang auf.
Nur so konnte ich dabei auch feststellen, dass in 8 Jahren zwischen 1995-2003 in meiner Klasse knapp 160 „Tafelgrüße aus der Kreidezeit“ entstanden sind.
Weil ich „meine“ Pferde über Jahre hinweg stets von rechts nach links ziehend, weidend oder galoppierend angelegt habe – wie im Bild oben (1989) beim Pflügen – ließ ich 1997 den Schimmel beim Eggen die Richtung wechseln. Eine auch für mich besondere Herausforderung beim Malen…
Winter 1987/1988: Russisches Märchen „Die 12 Monate“. Eva Bernd (1917-2002, s. o. Artikel „Tafelbilder“) lehrte mich die Tiefe des dunkelgrünen Tafelhintergrundes künstlerisch zu nutzen. Sie bevorzugte, wie im obigen Märchenbild, eher Schwarzwälder „Tannenschneehauben“, ich hingegen favorisierte wettergegerbte, nordskandinavische Tannen oder Kiefern. Des Öfteren – wie oben – tauschten wir zur Übung aber auch unsere botanischen Vorlieben und malten nach Vorlage die Bäume des Anderen…
Die Krone der Weltenesche Yggdrasil aus der EDDA entstand in 34 Jahren Lehrerdaseins als Panoramatafelbild bestimmt fünfmal. Ich malte es erstmals 1990 zusammen mit Eva Bernd, im zweiten Klassenlehrerdurchgang allein, danach mit Kolleginnen zusammen in deren Klassen (s. später).
Die unteren drei Panoramabilder entstanden 2021, während der Covid 19-Pandemie.
Aus dem „Unruhestand“ heraus unterstützte ich damals eine Klassenlehrerin der 2. Klasse.
Wegen des Unterrichtsausfalls und der Corona-Einschränkungen blieb das Bild bis über Pfingsten hinaus bestehen.
Es wurde aber den Umständen „angepasst“: Die Rudolf Steiner Schule Bochum beteiligte sich sehr erfolgreich am Stadtradeln, der VfL. Bochum schaffte den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga,
Borussia Dortmund wurde Deutscher Vizemeister (Flugzeug mit BVB 09- Banner über dem Dortmunder Fernsehturm unten links) , Schalke 04 stieg ab in die 2. Liga (Schalke-Arena unten rechts) u.v.m…,
…ach ja, rote und gelbe Pfingstrosen aktualisierten das Zentralbild zu Pfingsten…
Oben und unten: „Ich kann nicht malen, also male ich“ mein allererstes Tafelbild 1987.
Das Märchenbild wurde farblich so angelegt, das ich es zusammen mit den Kindern und in farblich gleich-gehaltenen Wachsmalblöcken/-stiften auf Malpapier vom Tafelbild abmalte (Lehrerbild DIN A1, Kinderbilder DIN A3).
Oben und ff. HINWEISE ZUR MALTECHNIK:
Weihnachten in der Stadt (1996, 2. Kl.) rechts unten Hirtenszene mit vielen 10-Sekunden-Schafen* auf dem Hügel;
Der Klassenlehrer war damals auch für die Kinder, in beiden Klassendurchgängen, jeweils sechs Jahre lang Hirte Stichl im Oberuferer Christgeburtsspiel.
*Mit etwas Übung schafft auch jedermann es spielend, in nur 10 Sekunden weiße Kreideschafe „zweitklassgerecht“ an die Tafel zu zaubern. Für das schwarze Schaf** wird mehr Zeit benötigt…, wegen der Kreideentnahme mit feuchtem Lappen.
**Eigentlich ist das Schaf dunkelgrün, wie die Tafel selbst…
Panoramabild allein: Weihnachten in der Stadt (1996, 2. Kl.)
HINWEIS: Thronsessel von Tutanchamun (1991/1992, 5. Klasse). An dieses Bild wagte ich mich nur einmal (wegen des Detailreichtums war der Zeitbedarf dafür mindestens viermal länger als veranschlagt).*
*Auch dieses Bild entstand in Zusammenarbeit mit Eva Berndt. Ich war für die weibliche Gestalt und die Exaktheit der Sonnenstrahlen „zuständig“. Bei keinem unserer gemeinsam zwischen 1987-2002 gemalten etwa 300 Tafelbilder haben wir den dafür nötigen Zeitbedarf so unterschätzt…
5. Kl. Göttin Isis findet den Schrein des Osiris wieder.
Pflanzenkunde 4. Kl..
???
???
??? Auflösung folgt bald…
1. Ich kann nicht malen, also male ich „Unser Stück Zeit!“
Achtung!: Dieses erste Kapitel – „Unser Stück Zeit“ (s.u.) -, die Idee also, seinen ehemaligen Schülern nach deren 12 Schuljahren etwas aus der achtjährigen Klassenlehrerzeit in besonderer Form als Geschenk zurückzugeben, ist nicht allein „auf meinem Mist“ gewachsen. Deswegen die vorab folgenden Erläuterungen.
Schülermund:
“ Die Lehrer sprechen immer zu viel!…“;
„Durch geschicktes Fragestellen ist der Beginn des Vertretungsunterrichts fast bis ans Ende der Stunde verschoben worden…“
*
Jenseits der Qualifikation als Lehrpersönlichkeit, scheint mir als ehemaliger Lehrer am wichtigsten, dass das Abgeben seitens des Lehrenden immer Priorität haben muss:
„Ich habe nichts erdacht, nur manches ausgedeutet,
Gegraben keinen Schacht, nur manchen ausgebeutet.
Kann ich, wo ich gelernt, auch nicht den Lehrer nennen
Ich lernte doch und muss als Schüler mich bekennen.
Und der es mich gelehrt, der wird gelernt es haben
Von seinem Lehrer, dem es andre Lehrer gaben.“
Fragment aus „Die Weisheit der Brahmanen (1836) von Friedrich Rückert (1788-1866).
*
Hans-Wolfgang Masukowitz (seit 1964(!) Englisch- und Sportlehrer an unserer Schule) und ich joggten bald nach Beginn meiner Lehrertätigkeit über mehrere Jahre hinweg donnerstags spätabends (immer nach der damals noch wöchentlichen „Internen Verwaltungskonferenz“) die gut 10 km lange Rundstrecke um den Kemnader See herum. Wolfgang träumte davon, jenseits des Wettkampfgeschehens einmal die Marathonstrecke von 42,195 km laufend ohne Pause zu bewältigen. Ich half ihm dabei. Er schaffte sein Ziel.
Irgendwann während dieses Nachttrainings erzählte mir Wolfgang davon, wie Kollegen anderer Waldorfschulen köstliche Stilblüten aus den Heften ihrer Schüler sammelten, um die „Autoren“ damit irgendwann einmal, bei passender Gelegenheit zu beschenken.
Diese Idee fand ich einfach großartig.
Deswegen vorab an dieser Stelle ein geistiger Dank an dich, lieber Hans-Wolfgang, denn ohne unsere gemeinsamen „Nachtläufe“ um den Kemnader See herum, wäre das NACHFOLGENDE niemals möglich geworden:
Zusatzerläuterungen (ggf. nicht nur für „waldorfpädagogikexterne“ Besucher dieser Seite von Nutzen).
- Die 1919 gegründete Stuttgarter Waldorfschule war auch die erste Schule Deutschlands mit Koedukation, also mit gemeinsamer Bildung für Jungen und Mädchen.
- Die Schüler, Mädchen wie Jungen bleiben 12 Jahre lang gemeinsam im selben Klassenverband.
- Nach dem 13. Schuljahr (Vorbereitungsjahr) kann das Abitur abgelegt werden.
- Die Anzahl der Abiturienten an Waldorfschulen ist nach dieser Zeit in der Regel deutlich höher als an Staatsschulen mit dem Besuch der Grundschule dort zu Beginn der Schulzeit.
- Notenzeugnisse werden erst in der Oberstufe relevant. Bei Schulwechseln vor dieser Zeit werden auf Wunsch problemlos Abgangszeugnisse mit Noten erteilt.
- Die Kinder lernen vom ersten Schuljahr an zwei Fremdsprachen kennen.
- Die Klassenlehrerzeit umfasst in der Regel acht Schuljahre in denen die Lehrkräfte im Hauptunterricht (HU) in mehrwöchigen Epochen alle Grundfächer unterrichten.
- Die Rudolf Steiner Schule Bochum, mit knapp 1000 Schülern eine der weltweit größten Waldorfschulen, erfand für die 12. Klassen noch vor meiner Lehrerzeit die „Jahresarbeiten“: Betreut von einer Person ihrer Wahl wählt jeder Schüler dieser Klassenstufe ein unterrichtsfremdes Arbeitsthema, das er ein knappes Schuljahr lang bearbeitet, schriftlich dokumentiert und zum Ende des Schuljahres dem Kollegium wie den Mitschülern vorstellt und deren Fragen beantwortet.
- Nach der Klassenlehrerzeit übernehmen Fachlehrer die Epochen des Hauptunterrichts. In der Regel haben die Heranwachsenden dann „lange genug“ die Klassenlehrerschaft genossen, ertragen oder auch erlitten (s. „Die Lehrer sprechen immer zu viel!“)
- 1986, zu Beginn meiner Lehrertätigkeit, gab es in Deutschland 72 Waldorfschulen und weltweit knapp 300. Während ich diese Zeilen verfasse gibt es in Deutschland knapp 300 Waldorfschulen und weltweit bald 1300.
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Kommentar: „Wie wünsche ich mir die Welt im Jahre…?:
Die Idee, Siebtklässler zum Ende des Schuljahres in einem Aufsatz etwa ihre Lebensspanne weit in die Zukunft blicken zu lassen, stammt nicht von mir. Als 1986 klar wurde, dass ich in Bochum Langendreer bleibe und unsere Schule mir im Schuljahr 1987/1988 die Klassenführung einer neuen ersten Klasse anvertraut, nutzte ich die letzten Wochen meines ersten Lehrerjahres, um in den Hauptunterrichten aller Klassenlehrerstufen zu hospitieren.
Beim Besuch von Ulrike Garridos damaliger 7b (ich unterrichtete diese Klasse auch als Fachlehrer in Russisch) lasen die Kinder einander ihre Hausaufgaben vor: „Wie wünsche ich mir die Welt im Jahre…?
Ich danke Dir, liebe „Usch“ für diese Anregung, welche ich nicht nur in meinen beiden 7. Klassen, sondern später noch mindestens dreimal in anderen Klassen gleichen Alters im Hauptunterricht aufgriff.
*
Die Eltern einiger Kinder meiner Klassen waren Lehrer an Staatsschulen. May M. Mutter war Grundschullehrerin. Ein besonderer Vorfall, geschehen in einer Vertretungsstunde, als ich zu einer Lehrerfortbildung beurlaubt war, führte dazu, dass May nach Beendigung der 7. Klasse an ein städtisches Gymnasium wechselte und dort, wie üblich, um zwei Schuljahre zurückgestuft wurde. Nach der 11. Klasse bot das Gymnasium May an, eine Klassenstufe zu überspringen. Sie lehnte ab, verbrachte stattdessen ein halbes Jahr als Austauschschülerin in Neuseeland. Zurückgekehrt legte sie in der Oberprima das Abitur als Jahrgangsbeste ab. Damals danach gefragt, was das beste an ihrer Schulzeit war, beantwortete sie mit: „Das beste an meiner Schulzeit waren die sieben Jahre Waldorfschule“.
Dies erfuhr ich von ihrer Mutter.
May M. studierte in Schweden in ökologischer Fachrichtung.
Die Geschichte von May Musterfrau, inzwischen hochbegehrt als Prof. Dr.-Ing. an eine deutsche Universität berufen, geht noch etwas weiter:
Am Mittwoch den 16. März 2011 – am Tage der Nuklearkatastrophe von Fukushima – war ich mit der Lehrerin einer 3. Klasse zum Tafelbildmalen verabredet. Thema: Arche Noah/Die Sintflut. Die Kollegin wurde krank und versäumte den regelmäßigen Maltermin am Mittwoch.
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima war gleich Gesprächsthema an der Schule, sie beherrschte alle Nachrichten.
Statt der Sintflut begann ich angesichts der aktuellen Ereignisse an der Tafel ein Osterbild anzulegen. Weil ich anschließend die erkrankte Kollegin drei Wochen lang im Hauptunterricht vertreten habe, entstand über Wochen hinweg ein sehr aufwendiges „Auferstehungsbild“ (s. Anhang), dass sich durch Anregungen und Wünsche der Kinder der damaligen dritten Klasse beständig wandelte…
Mays Aufsatz „Ein Tag im Jahre 2010“ aus „Unser Stück Zeit“ las ich unserem Kollegium aber in der Pädagogischen Konferenz am Donnerstag, den 17. März 2011 vor, am Tage nach dem Tsunami in Fukushima.
*
May und ich kamen wieder in Kontakt. Als ich ihr nach Ostern 2011 ihren Aufsatz zuschickte, wunderte sie sich sehr, welch große Rolle die Ökologie bereits als Schülerin der 7. Klasse bei ihr einnahm.
Ich freute mich sehr über ein mir von ihr zugeschicktes Foto mit frischem Doktorhut.
Am Samstag vor dem ersten Advent 2019 sahen wir uns wieder, bei einer Art Klassentreffen während des Adventsbasars der Rudolf Steiner Schule Bochum, für den ich etwa ein Vierteljahrhundert lang hauptverantwortlich zuständig war…*
*Weil „unsere May Musterfrau“ 1999 am Gymnasium war, bekam sie damals von mir auch kein Exemplar von „Unser Stück Zeit“ zum „Künstlerischen Abschluss“ der 12. Klasse geschenkt. Auch deswegen setzte ich damals ihren Aufsatz aus der Vergangenheit kommend, als Zukunftsgruß auf S. 3 von „Unser Stück Zeit“…
Meine Frau und ich ernähren uns seit 1981 laktovegetarisch. Im Elternabend am Ende der ersten Klasse wurde Vollwerternährung thematisiert: „Wie wollen wir unsere Kindergeburtstage gesünder feiern?“
- In Folge entstanden (1988 und 1993) zwei vegetarische Kochbücher.
- In Folge hielt ich über 12 Jahre hinweg, jeweils in der Woche vor dem ersten Advent, bei der NATURVITA, einer „Gesundheitsmesse“ an der Dortmunder Westfalenhalle, täglich Studiovorträge zur gesunden Ernährung, dem Einsäuern von Gemüse und der Herstellung von Kwass. Dort durfte ich auch – zugunsten der Finanzierung der späteren Radtouren meiner Klasse – unsere Kochbücher verkaufen.
- Sie wurden zu „Schulkochbüchern“: Fast jeder Elternhaushalt der RSS Bochum erstand bei den Adventsbasaren 1988-2002 „unsere“ Kochbücher.
- Weil über Jahre hinweg ausverkauft, wurden meine Frau und ich es schließlich leid, immer wieder privat, zum Selbstkostenpreis Buchkopien für Interessierte anzufertigen.
2019, zum letzten Adventsbasar meiner Lehrerzeit wurden „Gesunde Ernährung – ein Ausflug in die Vollwertküche“ und „Mit 80 Rezepten um die Welt – ein Ausflug in die Vollwertküche, nicht nur für Anfänger…“ nachhaltig in Kleinauflagen nachgedruckt.
…Vielleicht ist es irgendwann „an der Zeit“, dass diese Buchklassiker auf die „nachtfalke-on-tour.com“-Blogseite kostenfrei zur ausschließlich privaten Nutzung „springen“?…
„Akka manteren-alainen, mannun eukko, maan emäntä!
Pane nyt turve tunkemahan, maa väkevä vääntämähän!
Eip‘ on maa väkeä puutu sinä ilmoisna ikänä,
kun lie armo antajista, lupa luonnon tyttäristä.
„Nouse, maa, makoamasta, Luojan nurmi, nukkumasta!
Pane korret korttumahan sekä varret varttumahan!
Tuhansin neniä nosta, saoin haaroja hajota
kynnöstäni, kylvöstäni, varsin vaivani näöstä!
„Oi Ukko, ylijumala tahi taatto taivahinen,
vallan pilvissä pitäjä, hattarojen hallitsija!
Piä pilvissä keräjät, sekehissä neuvot selvät!
Iätä iästä pilvi, nosta lonka luotehesta,
toiset lännestä lähetä, etelästä ennättele!
Vihmo vettä taivosesta, mettä pilvistä pirota
orahille nouseville, touoille tohiseville!“
„Alte, die du unten weilest,
Erdenmutter, Flurengöttin,
Bring’ den Rasen nun zum Drängen,
Bring’ die Erde du zum Treiben;
Nimmer wird die Kraft der Erde,
Nimmer ihre Macht je fehlen,
Wenn die Geberinnen Gnade,
Huld der Schöpfung Töchter leihen.“
„Steig, o Erde, auf vom Schlafe,
Von dem Schlummer, Land des Schöpfers,
Laß die Halme sich erheben,
Laß die Stengel auf sich richten
Tausend Ähren auferstehen,
Hundertfach sie sich verbreiten
Durch mein Ackern, durch mein Säen,
Da ich also mich bemühe!“
„Ukko, du, o Gott dort oben,
Du, o Vater in dem Himmel,
Der du in den Wolken waltest
Und die Wölklein alle lenkest!
Halte Rath du in der Wolke,
Guten Rath du in den Lüften,
Schick’ aus Osten eine Wolke,
Laß aus Nordost sie erscheinen,
Sende andre her von Westen,
Schneller welche aus dem Süden,
Sende Regen von dem Himmel,
Laß die Wolken Honig träüfeln,
Daß die Ähren sich erheben,
Daß die Saaten munter rauschen.“
oben/unten sowie S. 27 und 30 „Liebe Klasse 7b“: Ansprache der Klasse in der Schulaula zu Beginn des Schuljahres 1993/1994
*“Liebe Klasse 7b/23.08.1993; Liebe Klasse 8b/08.08.1994″
Auch diese grandiose Idee ist nicht auf meinem Mist gewachsen und ich richte hiermit im Sinne von Friedrich Rückert (Zeitgenosse von W. v. Goethe), meinen herzlichsten, geistigen Dank an eine mir unbekannte süddeutsche Waldorfschule, an der es (damals?) üblich war, die vorbereiteten, 2-3 Minuten langen, festlichen Ansprachen der Klassenlehrer/-Betreuer der Klassen 2-12 an ihre eigenen Klassen zu Beginn des Schuljahres von der Bühne der Aula aus, später auch per Mitteilung der Schulelternschaft zukommen zu lassen. *
*Jede Lehrerpersönlichkeit begrüßt als Klassenlehrer/-betreuer an Waldorfschulen zu Beginn des Schuljahres ihre Klasse im Hinblick auf das neue Schuljahr von der Schulbühne aus.
Meine 14 Ansprachen beider Klassenlehrerdurchgänge blieben stets im erwünschten Zeitrahmen und betrafen auch immer die das Schuljahr betreffenden Unterrichtsinhalte.
In „Unser Stück Zeit“ erhielten meine Ehemaligen 1999 die an sie gerichteten Ansprachen der letzten beiden Klassenlehrerjahre.
Achtung, Forts. nicht übernächste Seite, sondern auf S. 40…
2. Ich kann nicht malen, also male ich
„Unser Stück Zeit 2“ in modifizierter Form
(s. ggf. Erläuterung Kap.1)
Auch der zweite Klassendurchgang 1995-2003 erhielt von mir 2007 ein ähnliches Geschenk zum Abschluss der 12. Klasse überreicht.
Viele Essentials aus „Unser Stück Zeit“ von 1999 wurden dort von mir wieder aufgegriffen.
Wie 1998 haben mich auch 2006 zufällig wieder neun meiner „Ehemaligen“ mit verschiedenen Begründungen darum gebeten, die Betreuung ihrer Jahresarbeiten der 12. Klassen zu übernehmen.
Wie 1998 geschehen, so habe ich auch 2006 wieder den fünf zuerst an mich getretenen Oberstufenschülern eine Betreuungszusage „zu meinen Bedingungen“ gegeben.*
*Die Art der „gewünschten“ Betreuung spricht der Schüler mit seinem Betreuer ab.
Meine Hauptbedingung bei allen bestimmt über 70 von mir in etwa 30 Jahren übernommenen Betreuungen** von Jahresarbeiten war immer:
Ein wöchentliches Treffen während der Betreuungszeit.
Die Klassenlehrer werden übrigens (aus nachvollziehbaren Gründen) in der Regel seltener von ihren bald erwachsenen „Ehemaligen“ in deren 12. Klasse um eine Betreuung dieser Jahresarbeit gebeten.
**Geschätzt waren es in dieser Zeit etwa gleich viele Schülerinnen wie Schüler.
2007 mussten aber weder Eltern noch ein „Rat der fünf Weisen“ – wie 1999 geschehen – mir helfen, mein Vorhaben zu realisieren. Das Geschenk, auch Kinderfotos aus den ersten Wochen der 12 Jahre zurückliegenden Schultage, habe ich den Schülern meines zweiten Durchganges auch wieder während der Abschlussfeier des Künstlerischen Abschlusses überreicht (diesmal jedoch in digitaler Form auf CD gebrannt).
Dort fanden sie gar 123 ihrer und meiner „Stilblüten“ vor und auch wie schon deren ehemalige Patenklasse (also mein erster „Klassenlehrerdurchgang“) eine Auswahl Ihrer Tafelbilder.
Weil ich 2006 zudem meine schon 2001 „erfundene“ erste von inzwischen (bis 2024) sieben realisierten Rad-Einzeltouren unternommen hatte*, erhielten sie auch als Erste eine Auswahl von Reisebildern der 3000km-Tour durch ganz Norwegen von Oslo bis Kirkenes nahe der russischen Grenze.
Stellvertretend für alle Stilblüten und Reisebilder 2006 füge ich in diesem Kapitel direkt nach der anschließend platzierten Auswahl aus deren fast 160 Tafelbildern von 1995-2003 jeweils fünf zufällig gewählte Stilblüten und fünf besondere Bilder meiner „18 Nächte zur Mitternachtssonne“-Tour an.
Kapitel 1 (Unser Stück Zeit) in „Grüße aus der Kreidezeit“ – von mir neu bearbeitet und kommentiert – bietet ja freilassend genug und erschöpfend allen Blogbesuchern einen zeitlosen Ideenpool für deren „Stück Zeit“…
*Das am 09.09.2009 erschienene Buch über diese Tour „18 Nächte zur Mitternachtssonne“ ist in diesem Blog seit Herbst 2024 unter „Tour 2006“ veröffentlicht.
- Kl.: Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein (Gebr. Grimm)

Grundsätzliches zur Präsentation der Tafelbilder in der Klasse: Ein Märchen/eine Geschichte (oder einen Inhalt allgemein) habe ich den Kindern zunächst bei geschlossener/verhüllter Tafel erzählt. Erst danach öffnete ein ausgewählter, immer sehr begehrter „Klassendienst“ die Tafel:
(Stille. Alle Augen geschlossen bis das neue Tafelbild zu sehen war. Geflüstertes Stichwort „Jetzt!“: Alle Augen auf…).
…“Die Nixe im Teich“, dieses recht einfach angelegte Bild war insofern besonders, als plötzlich einem Kindermunde laut die Frage „Und wo ist das Pferd?“ entfloh.
Eine Schrecksekunde für mich und zugleich die Entwarnung: Denn
in diesem Märchen der Gebrüder Grimm kam überhaupt kein Pferd vor…
Dieser Kommentar soll stellvertretend für viele Male nur ein (für mich unvergessliches) Beispiel dafür sein, wie sich eigene Bilder während der Erzählung in der Phantasie der Kinder entwickeln können, wenn selbige nicht schon vorher durch ein festes Bild „gefesselt“ wurde.






„Mittwinter“, zwei Jahre und 45(!) Tafelbilder später als das Bild oben(Ab dem 13.12. werden die Tage nachmittags schon wieder länger).

„Nachtrag“ 2. Kl.


Arche Noah(3.Kl.): Erst der Malprozess zeigte, dass das Stricheln der Regentropfen sinnvoller von unten nach oben geschehen sollte. Beide Formen sind zu sehen (Es wäre zu aufwendig gewesen, das ganze Bild neu zum malen, nur um dem Regen eine „empfindungsrealistischere“ Erscheinungsform zu verleihen).
Yggdrasil: Weltenesche/Edda(4.Kl.). Erstbild von 1990/1991, gemalt mit Eva Berndt. Dieses Bild habe ich als Lehrer, allein oder mit Kolleginnen in verschiedenen „Akzentuierungen“ mit am häufigsten kopiert. Die Hirschköpfe fand ich z. T. in „Grzimeks Enzyklopädie“.
Einer der Hauptgründe für die Bildwiederholungen war die Entdeckung, dass die Kinder hierbei „beinahe“ automatisch die Perspektive von Betrachtenden zu „mitten in der Eddakrone Befindlichen“ wechseln konnten.
Möglich wurde dies nämlich dann, wenn jedes Kind bei geschlossenen Augen von einem zuvor diesen Prozess schon wahrgenommen habenden Mitschüler der Klasse (und bei um einen rechten Winkel nach vorn geklappten beiden Seitenflügeln der Tafel), mittig in etwa 50 cm Abstand zur Tafelmitte geführt wurde, dort stehen blieb, den Kopf anhob, die Augen öffnete und sich so ganz plötzlich und überraschend „mitten in einen mythologischen Wald“ versetzt wähnte.
Diese „andere Wahrnehmungsmöglichkeit“ wirkte bei allen stets so intensiv nach, dass jedermann in der Regel Pate bei der „Blindenführung“ seines Sitznachbarn oder der Sitznachbarin sein wollte.
Eine solch besondere Bildwahrnehmung durch alle Kinder der Klasse konnte mitunter über eine Stunde lang andauern und fand in überwiegender (gar nicht eingeforderter) Stille statt…


Detailansicht.
Eigentlich wäre diese Darstellung Tafelbild Nr. 156 des 2. Klassenlehrerdurchgangs.*
*Kommentar: Ob der Menge der entstandenen Bilder und der manchmal in verschiedenen Klassen zu etwa gleichen Zeit stattfindenen „Kreidearbeiten“ ist die Nummerierung , vor allem nach Eva Berndts Tod (15.09.2002) – da ich verschiedene „IMEB-Varianten“ als geistiges Dankeschön ausprobierte – mitunter fehlerhaft.


„Fünf aus 123“, Stilblüten 1995 – 2003:
- Junge: …Ein Portugiese interessierte sich, wie man die Welt entdecken könnte. Er ist von Portugal mit einem Segelschiff nach Griechenland gefahren. Er stellte fest, das Griechenland eine große Wüste war. Später ist er (Kolumbus) allein über den Ozean gefahren, bis nach Portugal…, Von Indien ist er weiter nach Spanien gefahren…
- Mädchen: …Amerika gibt es in drei verschiedenen Sorten, Südamerika, Nordamerika und Mittelamerika…
- Junge/Mädchen: …Wer sind Samen? Alte Finnen/ Sachen, die man in die Erde steckt…
- Mädchen: …Die Schlacht gewann auch der schwedische König, weil der schwedische König in der Schlacht starb und die Schweden deshalb so sauer auf Wallenstein waren, dass sie Wallenstein besiegten…
- Mädchen: …Im 15 Jahrhundert hat Gutenberg den Drucker erfunden…
„Fünf aus ???, REISEBILDER von „18 Nächte zur Mitternachtssonne/ 2006“:
3. Ich kann nicht malen, also male ich
Alte Bilder erzählen:





*
Zehn Adventsvarianten 2005 aus verschiedenen Klassen:
Fünf Beispiele aus der Schöpfungsgeschichte (3. Kl.) – genauere Kommentare s. auch bei den ausgesuchten Bildern des 2. Klassenlehrerdurchganges in Kapitel 2 von Grüße aus der Kreidezeit (einzelne Tage, Vertreibung aus dem Paradies) -, gemalt 2010 mit der Klassenlehrerin (Ich versuchte mitunter die Temperamente und Beobachtungssinne der Kinder zu „triggern“, indem ich heutige Planetenkonstellationen andeutete und u.a. Mond- wie den Schwertfisch recht naturalistisch darstellte).




*



4. Ich kann nicht malen, also male ich
Bilderverwandlungen





















5. Ich kann nicht Malen, also male ich.
(ohne Worte*)
*Info s. ggf. Einführung vor Kap. 1
Anhang
Osterstimmung: Dieses „Panoramabild“ war bei geöffneter Tafel 4 m breit (Bildausschnitt von 2x1m…).
…“May M. studierte in Schweden in ökologischer Fachrichtung.
Die Geschichte von May Musterfrau, inzwischen hochbegehrt als Prof. Dr.-Ing. an eine deutsche Universität berufen, geht noch etwas weiter:
Am Mittwoch den 16. März 2011 – am Tage der Nuklearkatastrophe von Fukushima – war ich mit der Lehrerin einer 3. Klasse zum Tafelbildmalen verabredet. Thema: Arche Noah/Die Sintflut. Die Kollegin wurde krank und versäumte den regelmäßigen Maltermin am Mittwoch.
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima war gleich Gesprächsthema an der Schule, und sie beherrschte alle Nachrichten.
Statt der Sintflut begann ich angesichts der aktuellen Ereignisse ein Osterbild anzulegen. Weil ich anschließend die erkrankte Kollegin drei Wochen lang im Hauptunterricht vertreten habe, entstand über Wochen hinweg ein sehr aufwendiges „Auferstehungsbild“ (s. Anhang), dass sich durch Anregungen und Wünsche der Kinder der damaligen dritten Klasse beständig wandelte…
Mays Aufsatz von 1994, „Ein Tag im Jahre 2010“ aus „Unser Stück Zeit“ las ich unserem Kollegium aber in der Pädagogischen Konferenz am Donnerstag, den 17. März 2011 vor, am Tage nach dem Tsunami in Fukushima…“*
*Zitatfragment aus „Kapitel 1. Ich kann nicht malen, also male ich – Unser Stück Zeit.“ Dort S. 2-3.
Verwandlungen: Dieses Weihnachtsbild wandelte sich über Monate hinweg. Zuletzt „begrünten“ Klassenlehrerin und Praktikantin das Dach und alle Bäume. Der Schnee verschwand überall. Kolkrabe und Auerhahn blieben aber beständig schwarz, obwohl auch diese Tafel dunkelgrün war.*
*“…Im Laufe der Jahrzehnte entstanden auf dunkelgrünen Tafeln einige Rappen, viele Raben und andere dunkle Vögel. Niemals aber war es nötig, schwarze Tafelkreide zu benutzen…, …Selbst der Fotoapparat erlag der Täuschung, wie man auf den Fotos sieht…“
*Zitatfragment aus Einführung vor Kapitel 1.
Dort im Aufsatz „Tafelbilder – Ich kann nicht malen, also male ich…„
Danach malte ich mit den Kindern im Russischunterricht eine Geburtstagsüberraschung für die Klassenlehrerin…
…Und nach den Sommerferien begann bald wieder die Winterzeit (Saatkrähe, Gämse und Elster mussten trotz weiterhin grünen Tafel nicht auf ihre (physikalisch bewertet) NICHTFARBE/(schwarz) verzichten…
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Ende