17. Oktober 2016 Marsollek
islandkarte-28-29
Der – nach internationalen Maßstäben – „übersichtlich große“ Flughafen von Keflavik hat den Vorteil, dass man schnell überall hinkommt.
Es herrscht wenig Betrieb, bis kurz vor Mitternacht habe ich alles im Überblick. Der Blick nach draußen: Durch die dicke Wolkendecke ist alles dunkel, meine erste „Nacht“ in Island, gefühlsmäßig. Die vorgepackten Radtaschen und Mitbringsel finden schnell Platz im großen, wasserdichten Seesack, der 20 kg schwer werden darf, das Handgepäck – auch nur ein Teil – darf als große Radtasche 12 kg wiegen. Das Rad erreicht sein zulässiges höchstgewicht von 23 kg bei weitem nicht. Es wird flugfertig gemacht, mit Helm, Thermokanne und Sicherheitsschloss beschwert. Die Pedale werden abgeschraubt, Lenker, Armgriffe gelöst und verdreht. Ich könnte alles abgeben, das schnelle Einchecken ist jetzt aber noch nicht möglich, der WOW-Air-Schalter öffnet erst zwei Stunden vor dem Start. Pech. An dem noch kurz offenen Schalter einer anderen Fluggesellschaft wiegen mir die netten isländischen Bediensteten das Gepäck ab, der Seesack ist 4 kg zu schwer, das Handgepäck hat noch 1kg Reserve. Ich muss umpacken. Zum Glück finde ich noch die bereits entsorgte Packbandrolle im Mülleimer, ziehe Sessel, Pulli und einige Kleidungsstücke heraus, ziehe mich wärmer an – durchaus nötig -, schichte um: Jetzt müsste es hinhauen. Pro kg Zusatzgepäck wären sonst 25 € fällig. Dass ich 5 kg weniger wiege als bei Hinflug, spielt keine Rolle…
Der Sessel ist ein Segen. Es lässt sich darinnen sitzen, lesen, essen, „dösen“.
Eine geeignete Ecke zum „Rasten“ ist schnell gefunden, ich finde ungestört Ruhe. Nicht aber recht zahlreiche Rucksacktouristen beiderlei Geschlechts, die in der Nähe versuchen, in ihren Schlafsäcken zu entspannen: Ist nicht erlaubt, das Sicherheitspersonal vertreibt sie. Regelmäßig.
Es ist soweit, das Einchecken gelingt ab 4 Uhr problemlos, der Sessel wird am Handgepäck verzurrt, ich habe genug Zeit, Kleinigkeiten zu erstehen und anstelle von Islandpullis – Renata hatte Recht, im Flughafen gibt es tatsächlich eine riesige Buchhandlung – für meine Frau nach Wunsch zwei Handarbeitsbücher zu erstehen. Das erste mit ausschließlich traditionellen isländischen Häkel-, das zweite mit ausschließlich traditionellen isländischen Strickarbeiten.
Großartig! Ich erfreue mich daran gleich bei einem leckeren Wrap an einem der Bistros und maile lustige Bilder daraus an meine „bessere Hälfte“…
Der Rückflug verläuft problemlos. Deutschland hat mich wieder.
Ankunft in Düsseldorf: Und wieder ist etwas verquer: Als ich „Stóri Karl“ nach langer Wartezeit wiedersehe, ist sein Hinterrad nahezu blockiert. Was haben DIE nur damit gemacht?… Ich bekomme es etwas freigedrückt, kann Fahrrad mit Gepäck herausrollen (Zuhause wird das Hinterrad dann in kürzester Zeit gerichtet sein).
Moni wartet geduldig, empfängt mich in der Ausgangshalle mit einem Snack. Ich muss ausgehungert aussehen?! Stimmt! Danke ist zuwenig!!!…
„Über den Wolken“: Beim Hinflug vergaß ich Luft aus den vollgepumpten Reifen abzulassen, ohne Reifenschaden als Folge. Während der 28-tägigen Island-Tour musste ich kein einziges Mal Luft hinzupumpen, wie bei der 10.000 km langen „Waldorf on the Road Fahrt 2013“ übrigens (Berichte in diesesm Blog gaaaanz unten), die sogar 67 Tage lang war… Auch wenn ich nun seit über 20.000 km keine Reifenpanne mehr hatte, und die Reifen von 2013 auch nach 12.000 km noch genug Profil aufwiesen: Der Abrieb des gleichen Reifentyps auf Islands „Straßen-Lava-Belag“ war mindestens viermal größer als in Skandinavien. Im nachhinein verstehe ich es viel besser, dass fast alle Island-Langstreckenradler einen Reservereifen im Gepäck mitführen. Danke Balance Bochum für den Service 2016!…, für die nächste Island-Tour (2017???) benötige ich aber ganz sicher wieder frisches Reifenprofil…
Aus 30 Jahren Erfahrung bei meinen Radtouren mit Schülern der Rudolf Steiner Schule Bochum weiß ich, dass dabei – die geradelten Strecken einzelner Kinder aufsummiert – statistisch nur etwa alle 5000 km eine Reifenpanne auftritt (gutes Vorchecking vorausgesetzt).
ALLERDINGS: Bei meinem für die „18 Nächte zur Mitternachtssonne Tour 2006“ gelieferten „Lancelot“-Rad hatte ich gleich bei der ersten Probetour fünfmal(!) keine Luft im Reifen: Die Hinterradfelge war ab Werk nicht entgratet worden. Balance tauschte sie sofort aus. Danach war tatsächlich erst nach gut 5000 km einmal, während der Südskandinavientour 2007 bei der Rückfahrt der Vorderreifen irgendwo bei Vejle platt (ich radelte damals von Bochum aus über Rügen und Bornholm nach Südschweden und besuchte im Skagerrak die Wüsteninsel Anholt).
Ich werde meinen Schwager Robert Ehrhardt – der mir bei PC-Problemen immer treu zur Seite steht (DANKE!!!) – fragen, ob es bei (seit 2013) seinem „Lancelot“ seitdem nochmals geschehen ist…
Danach mit meiner besseren Hälfte am Harkortberg (Wetter/Ruhr), wo mich in der Vergangenheit schon viele meiner Trainingsfahrten- und Reisevorbereitungen per Inlineskates oder Tourenrad hochführten. Danke auch hier!