Tour 2023

 

 

 

 

South-East-Europe 2023

 

Es ist vielen „Zufällen“ zu verdanken, dass es im Juni 2023 anstelle einer „kurzen“ Bochum-Inzell Hin- und Rücktour (1500 km) zu dieser ganz besonderen etwa 2400 km langen Rad-Rundtour gekommen ist, die für ihren Abschluss auch noch zusätzliche Bahnkilometer benötigt hat, um die Entfernung zwischen Dresden und Bochum in dem vorgesehenen Reisezeitraum abzuschließen.

Dass ich bei keiner meiner bisherigen Unternehmungen seit 2006 – und trotz aller dabei gemachten Erfahrungen und den damit verbundenen Folgen – niemals auch nur annähernd so viele Pannen gehabt habe,

dass die Gesamtanzahl der Pannen während der bereits unternommenen fünf Touren seit 2006 (s. dort) mit zusammen fast 20.000 Fahrradkilometern nur einen kleinen Bruchteil im Vergleich zu 2023 ausgemacht hat, soll in dieser resümierenden  Aktualisierung bloß in der Kategorie selbstverursacht abgespeichert werden.

Die nachfolgenden Bildlegenden werden ohnehin einige schier unglaubliche „Planungsmissgeschicke“ meinerseits verraten.  So können sie jedermann der dies liest, vielleicht für eigene Vorhaben ähnlicher Art „vorbeugend“  sensibilisieren.

Ich selbst hoffe, aus den 2023 gemachten Fehlern genügend für 2024 und darüberhinaus gelernt zu haben…

Direkt nachfolgend, im Sinne einer Einleitung, beschreibe ich nur den etwaigen Streckenverlauf, ähnlich wie es bei der Aktualisierung der übrigen Touren von „nachtfalke-on-tour.com“ bereits geschehen ist.

Zwei der „Zufälle“ will ich aber dennoch erwähnen, weil sie maximalen Einfluss auf diesen Streckenverlauf meiner Fahrt hatten:

  1. Ich verbrachte die ersten 16 Lebensjahre in Oberschlesien, sodass ich es später viel leichter hatte Tschechisch, Slowakisch und Obersorbisch sowie Niedersorbisch, die Sprachen der seit etwa 1500 Jahren in der Lausitz (Sachsen/Brandenburg) beheimateten slawischen Minderheiten zu verstehen. Vor allem, weil ich 1970-1972 Förderschulen für spätausgesiedelte Jugendliche in Köln und Hagen besuchte und dort in zwei Internaten mein Zimmer jeweils mit einem tschechischen und einem slowakischen Jugendlichen teilen durfte.
  2. Tomasz Nawka (*1949; Museumsleiter; Musiker; Komponist; Übersetzer, Schauspieler), den ich 1995 im Zusammenhang mit den Aufführungen des „Bochumer Krabat“ mit meiner damaligen 8. Klasse auf dem Obersorbischen Gymnasium in Bautzen und dem Niedersorbischen Gymnasium in Cottbus kennenlernte, schrieb 2022 kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine obersorbische Version des weltweit bekannten  Friedensliedes „Where Have All The Flowers Gone“ (von Pete Seeger 1953 geschrieben und 1964 von Marlene Dietrich mit „Sag mir wo die Blumen sind“ auch auf Deutsch veröffentlicht).                    Nawka nahm das Lied zur Gitarre auf und stellte es per YouTube ins Netz. Durch einen wirklichen Riesenzufall hörte ich dieses Lied erstmalig etwa Mitte Mai 2023.  Ganz ähnlich spielte auch ich dieses Lied seit Jahrzehnten auf der Gitarre in der englischen und deutschen Version.                                                             Schnell war der obersorbische Text gefunden, schon eine Stunde später sang ich „Hdze te kwétki su, praj hdze?“ erstmalig auf dem Bochumer Tippelsberg.   Und zwar direkt nach einer an der Rudolf Steiner Schule Bochum sehr populären Englisch-Russischen Version der Rockballade „Wind Of Change“ der Hannoveraner Band „Scorpions“.

REISEVERLAUF: Von Bochum aus besuchte ich in 15 Tagesetappen auf fast 17 Reisetage verteilt Freunde in Rastatt, radelte über die Schwäbische Alb, danach an Stuttgart vorbei über Augsburg und München nach Inzell, besuchte Wien, Bratislava, Prag, gelangte radelnd bis Dresden und beschloss, angesichts der nachfolgend bei den Etappenschilderungen genauer beschriebenen Umstände von dort aus per Zug über Leipzig nach Bochum zurückzukehren:

Erster Reisetag, erste Etappe: Start um 3.17 Uhr.

 

Pontonbrücke über die Ruhr(Bochum-Dahlhausen)

 

 

 

Danny, mein Nachbar, begleitet mich am Anfang.

 

Um 5.17 Uhr trennen sich unsere Wege. Danny kurbelt im Ruhrtal den Leinpfad entlang zum Kemnader See. Ich hingegen werde das Bergische Land hochklettern, um auf den Rhein zu stoßen.

 

6.20 Uhr

 

Mittags in Köln

 

Petersberg um 15.36 Uhr

 

Nach 203 km um 21.31 Uhr in Boppard/Rhein  angekommen. Das alkoholfreie Bier samt Pizza „mit ohne Fleisch“ habe ich in kürzester Zeit „eingehaucht“, natürlich nur, um auf dem Camping Sonneneck einige Minuten länger  schlafen zu können…

 

Zweiter Reisetag, zweite Etappe (Wecker auf 5.20 Uhr gestellt, um 4.00 Uhr aufgewacht: Start 6.00 Uhr): Der Loreley-Felsen um 7.37 Uhr.

 

 

Und immer wieder Pfingstrosen: Hier  in Alzeyland um 14.00 Uhr.

 

Monsheim 17.00 Uhr: Historische „Wein(berg)straße“. Ab hier begann die Rohloff-Kettenschaltung zu springen.Und ich wurde plötzlich hellwach: Die Kette und das Ritzel wurden nach der Tour 2021 zwar ausgetauscht, ich radelte seitdem aber fast weitere 7.000 km, wenngleich die 14% Steigung den Tippelsberg hinauf die einzigen wesentlichen Herausforderungen waren. Ich hätte nicht gedacht, das dieser Hügel soviel bewirkt. Wenngleich: ich kurbelte diese Strecke seit 2021 sicher über tausendmal hoch. Berghoch störten mich die 3km/h in NRW oder Rheinland-Pfalz  nicht. Aber die (straßenbedingt) nur 5km/h bergab verdeutlichten mir früh, dass für die zweite Tagesetappe keine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht werden würde…

 

21.52 Uhr Kleinfischlingen(oder so)…

Und immer wieder die gleiche Kulisse, die gleichen (doch nicht etwa dieselben?) draußen feiernden, heiteren „Weingesellschaften“ in den schmucken Orten und Örtchen an der Weinstraße.

Wenigstens beachtete ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit…

 

„Ach du meine Güte, da steht ja alles auf Französisch!“, da landete ich doch ganz ungeplant im französischen Elsass.

Es war schon 1.44 Uhr am 7. Juni bei Lauterbourg im Elsass, als es nach  223 „Tageskilometern“ (davon über 20 in Frankreich) schließlich nicht mehr weiterging. Saskia und Thomas, meine Freunde in Rastatt wachten und warteten vergeblich auf mich: Ich war versehentlich auf der falschen Rheinseite gelandet. Vor Wochen, als ich die Strecken per Kommot-App plante, sah ich zwar, dass die kürzere Strecke linksrheinisch kurz Frankreich streifte. Ich sollte – vergaß es aber – schon früher die Rheinseite wechseln.

Der Fährbetrieb begann erst um 6 Uhr früh…

Saskia, die Tochter unserer in Südfrankreich verweilenden Freunde, in deren Haus ich in Rastatt eigentlich gestern gegen 19-20 Uhr einkehren wollte und übernachten durfte, wurde in der Nacht kurz vor 2 Uhr informiert, nachdem mein Gepäck schnell gelöst und das Zelt direkt am Fähranleger aufgestellt und alles bis auf das Fahrrad darinnen verschwunden war. Sie musste früh zur Arbeit, konnte also kaum noch ausschlafen. Verzeihung!

In Sekundenschnelle fiel ich aber in einen tiefen Schlaf…

Dritter „Reisetag“/RUHETAG (Fertiggepackt um 5.15 Uhr): Bis 5 Uhr geschlafen, die Fähre um 6 Uhr genommen.

 

Um 6.15 Uhr (übernächstes Bild) erwartete mich Saskia schon am Haus ihrer verreisten Eltern.

 

Wir verbrachten einen schönen langen Nachmittag zusammen (ich war ausgeschlafen, habe mich mit frischem Reiseproviant eingedeckt. Saskia kehrte kurz nach Mittag von ihrer Arbeit zurück). Saskias Familie nahm meine Einladung zum gemeinsamen McDonalds-Besuch ein.

Bislang hatte ich – Anfang der 1990er Jahre – dreimal im Leben diese Fastfood-Kette besucht. Weil ukrainische Ausstausschüler und deren Lehrer aus Bochums Partnerstadt Donezk damals unsere Schule besuchten und dieses „Event“ als ganz besonderes kulinarisches Erlebnis als Erinnerung in ihre Heimat mitnehmen wollten.

Jetzt, nach 30 Jahren Pause, gelang es mir tatsächlich, den bargeldlosen „McDonalds-Führerschein“ zu machen. Und alle wurden satt…, denke ich. Wenngleich ich, ob der gestrigen Tagesstrecke (oder waren die viel teurer gewordenen Portionen früher größer?) mehrere „Pommes-Rot-Weiß-Schübe“ benötigte, um einigermaßen gesättigt zu sein.

Mein Gitarrenspiel samt Gesang wurden anschließend stundenlang genossen (vielleicht auch nur erduldet) und auch Marcel, Saskias Jüngster, zeigte Proben seines klassischen Könnens auf der für ihn sehr ungewohnten „Reisegitarre“. Danke für alles und auch dafür.

 

 

Achtung! In Baden Württemberg und Bayern gibt es in der Regel zwei Wochen lange Himmelfahrt/Pfingstferien. Alle Campingplätze sind dann hoffnungslos überfüllt. Auch Privatunterkünfte sind nur durch glückliche Umstände zu finden. 2023 ist „ALLES AUF REISEN“ bis zum 11. Juni

Vierter Reisetag, dritte Etappe: Start 4.00 Uhr Richtung Stuttgart, eigentliches, etwaiges Ziel: Hochplateau Schwäbische Alb.

Rast nachmittags unter Busshaltestelle südlich der Landeshauptstadt. Dort im Talkessel wüten Gewitter und wolkenbruchartiger Regen.

Lange Anfahrt zur Alb. Wachsender Respekt vor dem „Höhentrail“(früher hieß das bloß Anstieg).

 

Abends, nach 130 km am Fuße der Schwäbischen Alb.  Hilfe durch Tipps zweier pensionierter, ortskundiger Musiklehrer und eines Radveteranen, Thomas welcher mich per Pedelec rücksichtsvoll an die für den Straßenverkehr gesperrte Serpentinenstraße bergan mit maximal 5%-6% Anstieg heranführte und Tipps gab, wo ich auf etwa 800m Höhe das Zelt aufschlagen könnte, und wie es oben moderat weitergeht. Danke, lieber Thomas, nur ein Hirsch  „fand“ mich hier oben auf der Wiese bei Tages-kilometer 151…

Und irgendein Off-Road-Wagen röhrte nachts mit eingeschalteten Dachflutlicht den asphaltierten „Höhentrail“ entlang, etwa 150 m an meinem Zelt vorbei. ADVENTURE!!!…,

Der Platzhirsch hörte und sah ihn sicherlich ebenso wie ich…,

röhrte aber nicht zurück.

Mir aber fiel „ganz zufällig“, bevor ich schnell in die Nachtstille weiterträumte,  ein kleiner Reim ein, den meine Drittklässler vor 33 Jahren geradezu liebten und ihn auch verstanden.

Und ihn den Klasseneltern – sogar ohne Kostümierung augenblicklich in 40 kleine Hirsche verwandelt – bühnenreif und gestenreich vorführten:

Ein Hirsch mit prächtigem Geweih von achtzehn Enden ging spazieren.

Ein Hase kam herbei. Und sprach: „Sieh mich nur an,

Denn spitz‘ ich meine Ohren, bin ich ein kleiner Hirsch.“

Der Hirsch tat einen Seitenblick

Und ging in seinen Wald zurück…

 

 

…ach ja in Bochum gibt es ja das Stadtradeln. Da habe ich doch gleich nachts auch mein „Konto“ um 151 km aufgefüllt… und bin damit gleich weit über die 1000 km Gesamtstrecke (oben Stand von 15.39 Uhr) gekommen…

 

Fünfter Reisetag, vierte Etappe: Aufgewacht um 3.00 Uhr. Start 4.00 Uhr.

 

Viele Kilometer auf dem bis 880 m ü.N.N. hohen Plateau der Schwäbischen Alb geradelt (irgendwann auch am „Alpenhotel Edelweiß“;-) vorbei…

 

 

 

Die „Pfadfortsetzung“ fand gelegentlich etwa 50-70 Höhenmeter weiter oben statt. Zwar war sie zu erahnen. Ich aber ließ das Rad stehen und vergewisserte mich zunächst, ob dies stimmt. Anschließend zog ich das Rad in Etappen die etwa 40% steile und 400m lange Wiesensteigung hinauf. Auf Asphalt ging es bequem weiter…

 

„Mia san mia“: In Bayern angekommen.


Vor Augsburg sind alle Campingplätze, Privatunterkünfte,  Hotels usw. ausgebucht. Viele Umwege, viele Befragungen, Erkundigungen. Erfolglos. Durch gnädige Hilfe milder, ortskundiger Pedelecfahrer – „SIE MÜSSEN SICH AUCH EINMAL EIN PEDELEC ANSCHAFFEN!!!“ – dem Hinweis eines ausgebuchten Hoteliers erfolgreich nachgefolgt und in meinem „Hotel California“(Hit von den EAGLES von 1976)  in Neusäß-Steppach untergekommen, etwa 10 km vor Augsburg.

 

 

Sechster Reisetag, fünfte Etappe (ohne Wecker um 3 Uhr aufgewacht. Start 4.00 Uhr): Um 4.30 Zentrum von Augsburg passiert. Riesenbaustelle, Presslufthammerlärm von Straßenbauarbeiten. Um 4.30 Uhr morgens. Am Samstag!!!

Ziel Inzell (über 200 Rad-km entfernt).

 

Wassertankstelle

„Eingemauerte“, wasserlose Kartoffeln brechen dennoch  nach „Spargelart“ durch.

München

 

 

PING!!! Speichenbruch im Stehen, beim Warten auf Grün an einer Ampel!

Die Speiche selbst war zwar schnell herausgezogen, die Felge bekam aber sofort eine Acht und schleifte an den Bremsbelegen der Hydraulikbremse.

Pech?

Quatsch!, nach einer rasanten schrägen Kurvenfahrt bergab durch ein Straßenloch im letzten Winter erlitt nicht nur der Schlauch des Hinterrades  einen „Schlangenbiss“(Doppelloch). Auch die Hinterradfelge war erstmalig nach etwa 60.000 km „eingeschlagen“, eine neue musste „eingespeicht“(?) werden (Kosten etwa 150 €).

Der „erfahrene Nachtfalke“ hatte damals simpel nicht auf dem Schirm, dass auch die Vorderradfelge seit der Radneuanschaffung des Raleigh Rushhour 8.0 mit der Rohloff Speedhub-Schaltung  bei Balance Bochum 2013 die gleiche Kilometerzahl schadenfrei zurückgelegt hatte und, dass auch die Vorderspeichen zwangsläufig bruchanfällig geworden sein dürften und hätten ebenfalls ausgetauscht werden müssen (Dem inzwischen verstorbenen Klaus Kersten, Mitgründer von „Balance“, bei dem meine Frau und ich schon 1987 – noch an der Herner Straße in Bochum – unsere ersten wertvollen, durch Service sehr „langlebig“ gebliebenen Tourenräder (Sursee/Kuwahara) gekauft haben, gelang es innerhalb weniger Tage, dieses Raleigh-Tourenrad einen Monat vor Reisebeginn zu besorgen und an meine Bedürfnisse anzupassen, nachdem dies einem anderen bekannten Radproduzenten erst vier Tage vor meinem Start, trotz Frühbestellung möglich gewesen wäre. Danke Klaus!, danke Franziska, die Du damals noch bei Balance in der Ausbildung warst, für die Montage…).

 

 

…Ich versuchte dennoch weiterzukommen. Mühsam. Immer mühsamer.

Noch mühsamer wurde es, als es nach der Vorbeifahrt an Rosenheim wieder leicht bergaufzugehen begann.

Oben: Mangfall kurz vor seiner Mündung in den Inn bei Rosenheim.

 

Etwa 70 Radkilometer vor Inzell an einem Flüchtlingsheim habe ich eine Teilreparatur durch Speichenersatz versucht und kurz danach durch sehr glückliche Umstände  im Garten von Martin S. Familie in Westerndorf übernachten dürfen, statt irgendwo im Wald.

Die Familie kehrte gerade am Morgen aus dem Pfingsturlaub im Elsass zurück und stellte mir selbstlos Garten, Swimmingpool, 2 alkoholfreie Biere sowie auf der Terrasse eine Lademöglichkeit für mein elektrisches Equipment  zur Verfügung.

Martins Familie verbrachte den Abend anschließend bei Freunden, und verfolgte dort das Finale der Fußball Championsleague.

Deren Hauskatze jedoch war eifersüchtig, dass mein Zelt plötzlich ihr Garten-Terrain  teilweise besetzte, eine Grille versuchte, meinen Tiefschlaf zu stören…

(3 Wochen später bedankte ich mich eines Abends mittels eines mehrstündigen Haus-Wunschkonzerts für Martins Familie und deren Freunde, als ich zum Sommereis-Training in Inzell war und (motorisiert) sein Dorf wieder besuchte.)

 

Zwar badete ich selbst nicht im Mangfall, was viele Freiluftfreunde an diesem Samstag, neben dem Grillvergnügen am Ufer des Flusses bei Rosenheim taten. Das kurze Bad und paar Schwimmzüge hier im Pool: Unglaublich! Unvergesslich!

 

Siebter Reisetag, sechste Etappe (Aufgewacht 2.45 Uhr, Start 3.45 Uhr): Ziel Inzell

Oben: Das Flüchtlings/Asylbewerberheim um 3.51 Uhr. Manche Bewohner  waren dort schon seit über 5 Jahren untergebracht.

Nur deren Kinder sprachen durch Schulbesuch Deutsch.

 

 

 

„Bankfrühstück“ in der Nähe des Chiemsees um 6.00 Uhr früh.

 

Kurz vor Mittag: Angekommen! Inzell, Camping Lindlbauer.

 

 

Achter Reisetag/RUHETAG:

Am Montag Sondertermin im ortsansässigen Fahrradfachgeschäft bekommen. Nachmittags Speiche erneuert, Rad nach mühsamer Arbeit zentriert. Danke!

 

 

Neunter Reisetag, siebte Etappe (Start 4.30 Uhr): Ziel Linz.

Über Adlgaß und die Inzeller Höhe Österreich erreicht, Salzburg passiert.

 

 

Frühstückspause verbunden mit Zelttrocknung.

 

 

„Wir Österreicher san´nicht wie ihr Deutschen. Wenn man dich beim Wildcamping erwischt, wirst Du schon nicht verhaftet…“, nette Information eines Pedelecfahrers meines Alters, als ich mich zwischendurch bei der Fahrt am linken Ufer der Traum entlang, welche bei Linz in die Donau mündet, nach einem Campingplatz in Linz erkundigte.

 

 

 

Komoot-Missweisung: An dieser Stelle hätte eigentlich der Donau Au-Camping sein müssen

15 m vor dem Tor schlug ich nachts nach 181 Tageskilometern das Zelt auf. Froschgequake und „Weinberegschneckenüberfall“. Sonst fand mich niemand.

 

 

Zehnter Reisetag, achte Etappe (Start 5.00 Uhr): Ziel Krems/Niederösterreich.

Wolkenloser Himmel, (noch) leichter Gegenwind. Der Donauradweg führt an beiden Ufern des Flusses entlang. Wechseln können Pedalritter die Seiten in Österreich ganz legal – wie mir ein entgegenkommenden Rennradler versicherte – an Staustufen der Kraftwerke. Motorisiert darf dort nur das Kraftwerkspersonal ein-, aus-, oder durchfahren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwar ist Pfingsten 2023 schon vorbei, auch in Krems/Niederösterreich. Wegen der bevorstehenden Sommersonnenwende ist der Hauptcampingplatz dort aber längst voll belegt. Der Ersatzcampingplatz/-stellplatz ebenfalls.

Netter „Geheim-Hinweis“ der Betreiber auf den Stellplatz in Senftenberg (zehn Zusatzkilometer abseits der Route.

Die Radlernot allgemein ist groß. Ich nehme ein älteres niederländisches Radwandererpaar mit (sie mit Pedellec, er ohne, beide sehr müde). Der Sonderstellplatz, neben einem plätschernden Bach ist nur noch von einem Ostdeutschen Campingmobil besetzt. Es gibt (unglaublich günstig) Dusche, Toilette, Strom. Und, wie auch schon vorher in Inzell und anderswo, nach 160 Tageskilometern ein kleines, leises Abendkonzert zur Gitarrenbegleitung von „Little Jane“…

„Abendstille überall, nur am Bach“ (das leise, schlafmilde Plätschern aber nicht) „die Nachtigall“…

 

 

 

Elfter Reisetag, neunte Etappe, Start 6.15 Uhr (Tagesziel, ein – wie sich abends zeigen wird – NICHT VORHANDENER Campingplatz in Bratislava. Vorher ein besonderes Wiedersehen mit Wien:

 

 

Wien, Müllverbrennungsanlage Spittelau: „Hundertwasserkraftwerk“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwei alkoholfreie Gösser-Biere deckten den zusätzlichen Elektrolytbedarf, zusätzliche Pommes-frittes-Portionen den Kalorienbedarf des Durchreisenden…

 

 

Meine Freundin und ich lernten einander  „neulich“ vor 18.978 Tagen am 03.06.1972 im „Discoclub“ der Tanzschule Siebenhüner in Hagen kennen. 1973 machten wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub und fuhren mit 18 und 19 Jahren, noch Schüler, für 2 Wochen per Bahn nach Wien.

Fasziniert von Kaiserin Sissi & Co und allen Sehenswürdigkeiten der Donaumetropole, wählten wir schnell das Café Raimund* zu unserem Lieblingsaufenthaltsort, wenn wir hungrig wurden.

Jetzt nach genau 50 Jahren, auf der Durchfahrt in die Slowakei beschloss ich, hier zu Mittag zu essen. In einem besonderen Restaurant.

Vieles veränderte sich in Wien seit 1973. Die selbsttitulierte „Radlerstadt Bochum“ käme wie ich jetzt aus dem Staunen nicht heraus, welch stimmige, praktische, großartige, weil sehr effektive Verkehrskonzepte hier für „Drahtesel-Enthusiasten“ entwickelt und verwirklicht wurden und von selbigen massenhaft und stressfrei genutzt werden!

Der Cafébesuch wirkte für mich jetzt wie ein Zeitsprung. Alles schien hier unverändert geblieben zu sein, wie neulich, 1973.

Bei späteren Besuchen Wiens, „neulich“ zur Silberhochzeit und danach kehrten wir hier ebenfalls manchmal ein.

Neulich hörte ich irgendwo auch in etwa den Spruch: „Die Wiener haben ihre Vergangenheit mit Abstand am besten für die Zukunft vorbereitet“.

Stephansdom, Mozartmuseum, Hundertwasserkraftwerk, Kaiserreich, altbekannte Touristenströme, erste neue „Elektrofiaker“, effektives Radwege-Netzwerk u.v.m..

Ein sehr interessanter Spruch.

Die beiden Herren an der Theke auf einem der Bilder waren 1973 noch nicht geboren. Sie fragten sich im Stillen nach dem Alter des radelnden Sonderbesuchers. Ich verriet es ihnen.

Etwas hat sich in der alten Wiener Caféhaus-Tradition übrigens doch verändert:

1973 wurden wir (mit 18 und 19 Jahren) beständig mit „ja, Herr Doktor“ oder „nein, Frau Doktor“ angesprochen. Diese kuriose Höflichkeitsformel ist inzwischen wohl „aus der Zeit gefallen“…

*( Café Raimund: Direkt im Zentrum in der Nähe der meisten Sehenswürdigkeiten und (Groß)Museen Wiens, neben dem Raimund Theater gelegen (in dem ersten Musicaltheater Wiens, in dem auch heute noch berühmte Musicals und Konzerte aufgeführt werden))

Ach ja, der 09.09.2024 ist unser 47. Hochzeitstag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Glückliche Begegnung nach 161 Tageskilometern kurz vor der slowakischen Grenze mit drei ambitionierten Rennradlern aus Bratislava. WAS?, WO BIST DU HEUTE FRÜH GESTARTET? UNGLAUBLICH! DAS KÖNNEN WIR NICHT, WIR MÜSSEN NOCH ARBEITEN UND SCHAFFEN NACH DER ARBEIT MEISTENS NUR ETWA 50 SCHNELLE KILOMETER.

WO WILLST DU HEUTE NOCH HIN? CAMPINGPLATZ? MITTEN IN BRATISLAVA? DAS IST EIN WITZ DES JAHRHUNDERTS!!!

WIR DREI KOMMEN AUS BRATISLAVA. AN DIESER ADRESSE FINDEST DU NUR MAUERN, STEINE, MAUERN.

DER NÄCHSTE ORDENTLICHE CAMPINGPLATZ LIEGT FAST HINTER BRATISLAVA.

So weit musst du aber gar nicht mehr radeln. Wir zeigen dir eine Stelle, nicht mehr weit entfernt, wo dich niemand nachts findet.

Am Strand, im Wald. Baden kannst du in der Donau…

Schnellstens wurde von ihnen meine Komoot-App mit neuen Daten gefüttert.

Ahoi! Gute Fahrt!

 

 

 

Stadtpanorama Bratislavas, von Österreich aus gesehen.

 

 

 

 

 

German Angst; DEUTSCHANGST?…,

Aus Wikipedia: „JJ1, bekannt geworden als „Bruno“, war ein (zweijähriger) Braunbär, der 2006 aus der italienischen Provinz Trient nach Norden wanderte und sich längere Zeit im bayerisch-österreichischem Grenzgebiet aufhielt. Er war seit über 170 Jahren der erste Braunbär, der in Deutschland in freier Wildbahn gesichtet wurde…“

 

(Nachfolgendes angelehnt an Wikipedia R.M.): „Bruno“ wurde bald zum „Problembären“ erklärt und am 26. Juni 2006 nahe Bayrischzell/Rotwand, im Bayerischen Teil des Mangfallgebirges von vier Männern erlegt.  

Präpariert und „ungefährlich“ ist JJ1 heute im Münchner Museum Mensch und Natur als Räuber von Bienenwaben ausgestellt.

 

In Österreich leben etwa 10 Braunbären in freier Wildbahn.

In der Slowakei beträgt deren wildlebende Population etwa 1200 (!) Exemplare.

In Finnland, wo ich fast jedes Jahr (meistens im Sommer) Freunde besuche, gar 1500.

An einem kleinen Waldsee zwischen Palsina und Jämsä (nicht einmal 0.5 Quadratkilometer groß) – dort angle ich sehr erfolgreich – halten sich gelegentlich auch Auerhühner, Elche, Marderhunde sowie Braunbären auf und hinterlassen Ihre Spuren.

Der Respekt vor Bären behalte ich, solange ich in dieser Zeit bin, die Angst vor ihnen aber verlor ich 2013 während einer Besonderen Etappe meiner 10.000km- Radtour…

 

 

 

 

 

 

 

Tomaš und Tomaš sowie auch eine Gruppe Georgier mit Frauen und Kindern, eine Ukrainerin darunter (danke für das kühle alkoholfreie Bier(!)) und ein Junger Fliegenfischer, dessen Fahrrad von einer plötzlichen, durch ein Riesiges Touristenschiff verursachten, meterhohen Donauwelle überflutet, erfasst und um 50 Meter flussabwärts am Steinstrand entlang befördert und „abgelegt“ wurde, kannten diesen Platz unweit der österreichischen Grenze und verbrachten den Nachmittag hier.

Bald war ich ganz allein. Niemand fand mich, auch Bären nicht…

 

 

 

Zwölfter Reisetag, zehnte Etappe:

 

 

Frühstück am Strand nach Erfrischungsbad in der stillen Donau bei Sonnenaufgang kurz vor 5 Uhr.

 

 

 

Letzter Blick auf meinen Frühstücks- und Badeplatz, nachdem ich die  Donaubrücke  in Bratislava überquert und Kurs über die slowakischen Donauauen an der Grenze entlang in Richtung Österreich/Tschechien aufnahm.

 

 

 

 

 

 

Nur noch einen „Katzensprung“ von der ungarischen Grenze entfernt will ich in Gegenrichtung über Bratislava, die slowakischen Donauauen am „Maulbeerbaumfluss“ entlang über Österreich Tschechien erreichen.

 

 

Der beste, weil übersichtliche Teil des offiziellen Radweges. Die mitunter auch über 20 cm hohen Asphaltbuckel und -risse sind leicht auszumachen, hier sind sie sogar deutlich markiert. Des Öfteren aber muss ich absteigen, das Gepäck abnehmen und samt Tourenrad über querliegende Bäume hinwegtragen.

 

 

Mein „Maulbeerbaumfluss“ mit Maulbeerbaumbestand entlang des Radweges (ungarisch Morva, polnisch Morwa(Maulbeere) Tschechisch/Slowakisch Morava, deutsch March, der Grenzfluss,

Kleinfähre nach Österreich

 

 

Biohof Schäfer: BVB 09 – Fans gibt es nicht nur in Dortmund.

 

Ich erfahre im nahen Supermarkt vom Motel in der nächsten Ortschaft Angern an der March – bekomme dort ein Zimmer, lade ab, um, so der Plan, kurz nach Mitternacht ausgeschlafen weiter zu reisen.

Gepäcklose Schussfahrt zum Supermarkt zur Proviantaufnahme.

Rückfahrt  zum Motel: PING!!!,

Pilling!, Pilling!, Pilling!, Pilling!, Pilling!, Pilling!…

O nein!, diesmal gar ein DOPPELTER SPEICHENBRUCH in der Vorderfelge.

Und es ist schon Freitagnachmittag…


 

 

 

 

 

 

Durch große Hilfsbereitschaft des Personals und der Gäste des SCHNITZEL-FRITZ Restaurants am Motel verspricht das dritte, 15 km entfernte Fahrradfachgeschäft meinen Schaden zu reparieren: „DIE BUDE IST VOLL; ABER WENN DU BIS HALB SECHS DA BIST; MACHEN WIR DAS NOCH!“ Es wird ein Taxi bestellt, das ganze Rad samt Radler eingepackt. Punkt 17.30 Uhr kommen wir bei MaxYou sports – Fahrrad/Outdoor/Sport in Schönkirchen Reyersdorf  an…

 

Mein gleichaltriger „Rettungsengel“ bekommt alles so gerichtet, dass ich direkt die 15 km nach Angern zurückradeln kann und die Felge bis Bochum halten wird.

 

 

 

Ein langes Dankes-Wunschkonzert für die Helfer am SCHNITZEL-FRITZ in Angern an der March*: Rechts außen Marc, der es

1. Strickt ablehnte einen symbolischen Dank von 10€ für die Taxibestellung und den Tipp, auf jeden Fall das ganze Fahrrad für die sichere Rückfahrt ins Taxi zu packen anzunehmen, und es

2. Auch ablehnte, sich in meinen für 160 kg Gewicht ausgelegten Klappsessel zu setzen. „Es könnte knapp werden“, meinte er schelmisch…

Ganz lieben Dank an alle zusammen…

*(Auch wenn ich sonst meistens zu eigener Gitarrenbegleitung sang: Fredl Fesl’s niederbayerische Version von „Der Kenigsjodler“,  von mir a capella und herrlich schief jodelnd vorgetragen (auch meinen ehemaligen Schülern dürfte dieses „Wecklied“ von vielen Klassenfahrten her unauslöschlich in grausiger Erinnerung geblieben sein) war in Angern DER HIT! 

Ähnlich wie die Wiener „unseren Bochumer“ Herbert Grönemeyer lieben, ja geradezu verehren, empfanden die Angerner besondere Sympathien für den niederbayerischen Sänger.

Beim nächsten Besuch werde ich Fesl’s „AnlassJodler“ von 1979 vorbereitet haben…

 


Dreizehnter Reisetag, elfte Etappe (Bis 4.15 Uhr geschlafen, Start 5.15 Uhr):

Die Regelung des gestrigen Pannenproblems verlangte mir viel ab.

Es war nicht immer ein Ideal gestalteter Radweg in Österreich, wie hier,

 

die 70 km durch Österreich (Thaya, Nebenfluss der March) lagen schnell hinter mir.

An der Grenze kurz danach Wechselstube: Tschechische Kronen günstig (1:23,6) eingekauft.

 

Häufige Praxis in Tschechien:

 

 

Erster kurzer Regen der Tour 2023 in Tschechien. Schon nach 105 km Campingplatz  unweit der Stadt Znojmo/Znaim gefunden. Große Verwunderung an der Rezeption über den Radlerbesuch sowie über seinen Plan, schon gegen 3 Uhr früh zur Weiterfahrt starten zu wollen…

Deutsche, niederländische, hauptsächlich aber tschechische Besucher in dem sehr preiswerten Camping Country. Platz-Wunschkonzert für alle, die näher kamen. Fast 2 Stunden lang . Diese tschechische Familie, meine größten „Fans“, lud mich zum Grillabend ein. Da hatte ich aber schon (direkt nach Zeltaufbau) gegessen und musste nichts zu meiner Ernährungsweise erklären.

Um 21.00 Uhr – ich zeltete etwa 50m abseits der anderen Platzbesucher – in Tiefschlaf gefallen…

 


 

Vierzehnter Reisetag, zwölfte Etappe:

aufgewacht um 1.30 Uhr, „Start“ um 2.30 Uhr.

 

Nanu, das Einfahrtstor ist geschlossen. Mist!

Dahinter Steht ein PKW mit Standlicht.

Ich klettere das Tor hoch (Notfalls werde ich das Gepäck lösen und es samt Fahrrad über das Tor wuchten).

Au weia!, der PKW ist ein Polizeifahrzeug. Mist!!

Ich winke der Streife in der Dunkelheit  zu, vielleicht hilft sie mir?

Der PKW startet…, UND FÄHRT EINFACH WEG: MIST!!!...,

da entdecke ich plötzlich die inoffizielle Geheimlösung für Nachtfalken wie mich:

Eine schmale, torhohe Tür seitlich des Tores mit Riegel samt Vorhängeschloss. Die Befestigungsmuttern des Riegels lassen sich ganz leicht von Hand lösen. Das vollbepackte Rad passt geradeso hindurch. Ich gehe durch die Tür hinein, fixiere den Riegel, schwinge mich über die Tür.

Weitergeht’s, ahoi!…

Es lohnte trotz großer Anstiege vor allem nachts mitunter sehr,  über eine asphaltierte Chaussee durch ein Naturschutzgebiet zu kurbeln, anstatt auf praktisch unwegsamen, offiziellen Radwegen durch einen Nationalpark zu „gurken“…

 

Ich werde per Navi mitunter auf scheinbar unmögliche Feldwege mit bauchhohem Gras geschickt, oder muss mein Fahrzeug nicht enden wollende, für „Normalsterbliche“ kaum zu bewältigende steile, enge Schluchten hochziehen.

 

Plötzlich:

 

 

 

 

 

 

 

 

Rozhledna Marenka  (739m ü. N.N.). Zentral im Bild mein beladenes Fahrrad…, ganz klitzeklein natürlich…(fünf Bilder weiter oben „blickt“ das Rad aber schon direkt auf mich…, bevor ich oben bin…)

 

 

 

 

 

Mein Rad leidet, die Hydraulikbremse hinten wird undicht und beginnt am Lenkergriff auszulaufen, die Gangschaltung „verspringt“ sich seit der Strapazen in den Weinbergen Rheinland-Pfalz’s.  Durch die pannenerfahrungen bin ich etwa 3 Etappentage im Rückstand. „Stóri Karl“ (so heißt das Tourenrad seit wir gemeinsam bei der ersten Islandrundtour 2016 einen gleichnamigen Basstölpelfelsen im nordöstlichsten Zipfel der Vulkaninsel erreichten) leidet so sehr, dass nur noch ich es verantworten kann, ihn sicher zu benutzen.

An einem kleinen tschechischen Supermarkt (ähnlich dem unten) beschließe ich, anstatt von Prag aus nach Bautzen zu fahren, Dresden anzusteuern und von dort aus per Bahn heimzukehren.  Telefonisch erreiche ich in Bautzen  Rejsa Šenowa, die lange schon pensionierte ehemalige Direktorin des Obersorbischen Gymnasiums (wir kennen einander seit 1994), schildere ihr die hinter mir liegende Radstrecke und teile mit, dass ich, obwohl schon ganz in die Nähe Sachsens angekommen, weder sie in der Lausitz besuchen noch Tomasz Nawka mit seiner obersorbischen Version von „Sag Mir Wo Die Blumen Sind“  werde überraschen können

. Schade!

 

 

 

 

 

 

Den Ganzen Tag durchgeradelt (unterbrochen von mehreren Pausen) und viele Höhenmeter geklettert. Nach 140 Tageskilometern, Prag war nur noch 77,7 km entfernt, lud mich ein Waldrand ein, mein Zelt unsichtbar von der Straße aus aufzuschlagen:

 

 

 

 

 

 

 

 

Fünfzehnter Reisetag, dreizehnte Etappe: „Prag I“ – „Camping Oase Prag“

Der einzige Bär, den ich während meiner Reise in freier Wildbahn erblickte (ich fand ihn an der höchsten Erhebung des Tages am Aussichtsturm bei Rozhledna Marenka auf über 700m Höhe und verlor ihn hier am Waldrand). 

 

Startklar um 6.15 Uhr. Irgendwo müsste doch ein Eisbär zu sehen sein…

 

 

 

 

Ich werde wieder per Navi mitunter auf scheinbar unmögliche Feldwege mit bauchhohem Gras geschickt, oder muss mein Fahrzeug wieder nicht enden wollende, für „Normalsterbliche“ kaum zu bewältigende steile, enge Schluchten hochziehen.

 

 

 

 

 

 

 

Prag ist trotz der körperlichen Anforderungen dennoch schnell erreicht. Anstelle des von mir per Kommot-App anvisierten „Camping Prag“ in Roskoš steht hier seit über 4 Jahren schon(!) eine großzügige  Seniorenwohn- und -pflegeanlage („Was stand den wohl jetzt anstelle meines vor Tagen dort ausgewählten Campings mitten in Bratislava?“, denkt es in mir).

Ein Junger Mann mit Kleinkind besucht gerade seine hier beschäftigte  Frau. Er informiert mich ausführlich über alles und gibt mir den entscheidenden Tipp:

Die Camping Oase Prag. Er kennt sie, er selbst war schon dort, er würde sie jedermann bedenkenlos empfehlen.

Dêkuji/Danke!

Ich muss etliche Kilometer zurückradeln, das Navi spinnt wieder, ein netter lokaler Radler (Tomaš mit Söhnchen im Gepäck) bringt mich fast hin.

Dêkuji…

Top Anlage, mit Schwimmbad/Sauna, Spielplatz für Kinder u.v.m. ausgestattet.

Über meinen nächtlichen „Ausbruch“ vom „Country Camping“ lacht man hier herzlich. Ich bekomme einen Chip mit dem ich die Sondertür am Eingang öffnen kann, wenn ich frühmorgens aufbreche. Selbigen brauche ich danach nur noch (nach schließen der Tür) in den dort befindlichen Briefkasten werfen.

Ich wähle meinen Platz abseits des Trubels in der Nähe eines kaum frequentierten Spielplatzes und singe und spiele dort nach dem Abendessen bestimmt eine Stunde lang.

Tomaš V. (Das gibt’s doch nicht: Fast alle meiner zuverlässigen, ortskundigen männlichen Informanten, durch die ich in der Slowakei und in Tschechien dankbar und sehr rasch meine lange zurückliegenden Sprachkenntnisse auffrische, heißen Tomaš!!!), einer  der Betreuer der großen Vorschulkindergruppe aus der Gegend, die hier in der OASE ein paar Tage verbringt  nötigt mich fast, später unbedingt zum gemeinsamen Lagerfeuer zu kommen und mitzufeiern.

Der Bitte komme ich gern nach.

 

 

Tomaš gibt mir seine Mailadresse und Telefonnummer. Ich muss ihm versprechen, ihn bei einer Radpanne zu kontaktieren…, selbst wenn ich da schon wieder in Deutschland sein sollte. Mir zu Linken ein ukrainisches Mädchen (mit der Mutter vor dem Krieg geflohen), das alle meine Lieder (ob auf Englisch, Russisch, Obersorbisch, Deutsch, Polnisch, Italienisch oder in anderen Sprachen vorgetragen) ganz besonders liebte.  Tomaš sang bei „Let It Be“ besonders kräftig mit.

Danke für das leckere, alkoholfreie Bier!

 

Natürlich wurde zur Freude aller auch kräftig getanzt: Wie hier zum „Faltenrock“ von Mike Krüger…

Danke für die wunderbaren Begegnungen!

NACHTRUHE AB 22.00 Uhr…


 

Sechzehnter Reisetag, vierzehnte Etappe (Start 4.30 Uhr): Prag II – Dêčin.

Chip, Klick, Tür offen, keine Polizei. Geht doch!…

 

 

 

 

 

 

 

 

Vltava/die Moldau in Prag

 

 

 

Bankfrühstück an der Moldau hinter Prag

 

 

 

 

VIDEO  MOLDAUFÄHRE:

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Aus dem Tagebuch:

„Wunderbare Ausblicke auf Prag, später die Moldau. 50km entlang geradelt, bis Aufstieg über einen Berg zur Elbe erfolgte. Zweiter, langer Anstieg nach Ústi nad Labem (Ústi an der Elbe) bis auf 770 Höhenmeter. Wege teils kaum zu finden. Vier Kugeln Eis gegessen. Anstieg bewältigt. Etwa 14 km lange, sehr gebremste Abfahrt.*

Nach weiteren 15 km Campingplatz erreicht. Er existiert!“

* Da nur noch die Vorderbremse intakt war, loser Sand gelegentlich auf dem Asphalt in Kurven lag, Risse und feuchte Stellen im Schatten mitunter auszumachen waren, konnte ich aus Sicherheitsgründen bergab kaum je schneller und meistens viel langsamer als mit 10 km/h herabfahren…

 

Angekommen!

 

Der Platz war recht gut ausgelastet,  Rezeption und die sanitären Anlagen wurden direkt unter einem  Autobahnkreisel platziert.

Die Abendstille wurde „beeinträchtigt“ vom Verkehrslärm, einem recht sinnfreien, lauten, lautsprecherverstärkten tschechischen Quiz mit Gewinnaussichten für sprachkundige Campinggäste: Eine berühmte Schnapsmarke mit Strohhalm in der Flasche (polnisch Zubrówka) musste erraten, ein Gebirge (polnisch Karkonosze/tschechisch Krkonošy/ (Riesengebirge)) benannt werden. Weil ich in Polen aufgewachsen bin und als Kind auch mehrfach das Riesengebirge durchwanderte, kannte ich die meisten „lokalen“ Antworten schon, bevor der Moderator seine Fragen überhaupt einzuleiten vermochte.

Ach ja, ein dahergeradelter „Nachtfalke“ begann, nachdem er kulinarisch und „sanitär“ versorgt und die Vorbereitungen für seinen morgigen Frühstart wie gewohnt mit Tee-Aufbrühen, Butterbrote-Zubereiten etc. beendete zu lärmen. Er begann plötzlich – auf einer tschechischen Reisegitarre spielend – erfolgreich und laut gegen Verkehrs- und „Quizlärm“ anzusingen. Er erntete dabei viel internationalen Dank und Applaus. Ein Zeitgenosse seines Alters allerdings, überhaupt der Einzige der Tour 2023, beschwerte sich auf englisch in einer leicht seine Herkunft verratender Aussprache über diese zusätzliche Lärmbelästigung. Der „Nachtfalke“ sang zwar noch weitere Lieder, bevor er den Platz wieder dem Verkehrs- und „Quizlärm“ überließ. Er verriet dem Lärmbelästigten zuvor aber einige Antworten auf die laufenden, lauten Quizfragen  und bedauerte sein Gegenüber aus vollem Herzen – auf Holländisch…

Sorry, mijnheer…

Später erfuhr der Nachtfalke noch von Campinggästen aus der Schweiz, dass sich der Niederländer schon am Vorabend über den Lärm Jugendlicher beschwerte, welche ihn mit Radiomusik (viel leiser als der heutige „Quizlärm“) belästigten.

Siebzehnter(letzter)Reisetag, fünfzehnte Etappe (5.00 Uhr Startklar): Kurz vor 6.00 Uhr gelingt es mir endlich, das Ausgangstor per iPhone zu öffnen. Nur noch 61 zum teilweise sehr anspruchsvolle km bis Dresden…

 

 

 

 

Nach 14 km wieder in Deutschland, 20 km vor Pirna: Nanu, das Land, das ich zuletzt querte, gibt es seit 30 Jahren nicht mehr. REPUBLIKA ČESKOSLOVENSKA.

Wer vergaß denn da, denn „GRENZSTEIN“ IN ČESKA REPUBLIKA umzubenennen???

 

Die letzte Radfähre über die Elbe

 

Letzte Proviantaufnahme im Riesensupermarkt.

Nach einer mächtigen Steigung von 300 Höhenmetern über den Elbpegel am Königsstuhl und gemäßigter Abfahrt erreiche ich Dresden.

Die Fahrkarte nach Bochum ist schnell besorgt.

Über Umstiege in Leipzig und Kassel (Bild unten)

 

 

 

 

 

erreiche ich, ganz „nachtfalkenlike“ Bochum noch  am 21.06. 2023, um 23.59 Uhr…


Ach ja, das Stadtradeln hat die  Rudolf Steiner Schule nach 2021 auch  2023 wieder gewonnen. Nicht nur mit großem absoluten Abstand in Kilometern vor den anderen Bochumer Schulen.

Zwar belegten wir nach gefahrenen Gesamtkilometern hinter der Ruhruniversität, der Stadtverwaltung sowie der GLS-Bank „nur“ den vierten Platz in Bochum.

Auf geradelte Kilometer pro Person gerechnet, belegt die Waldorfschule 2023 jedoch auch mit gutem Abstand Platz 1.

Recht nah an uns kam nur die Polizei Bochum und belegte Platz zwei.

Mehr als die Hälfte unserer Kilometer legte unsere Trumpfkarte, die Klasse 7a von Tobias Jungermann zurück während ihrer Radtour zur Nordsee. Herzlichen, besonderen Dank allen diesen und allen übrigen Radlern.

Für statistische Berechnungen nachfolgend die Gesamtergebnisse von 2023:

 

 

 

 

 

 

 

Nachtrag und Vorblick:

Ich kümmerte mich seit September 2023 um den Aufbau meiner neuen Blogseite www.nachtfalke-on-tour.com. Die Arbeiten sind jetzt abgeschlossen, gut eine Woche früher als damals erhofft. Die Aktivitäten meines gewöhnlichen „Unruhestandes“ betraf dieses Kümmern kaum. Auch die sportlichen Herausforderungen, denen ich mich im letzten Winter besonders häufig stellte, waren davon nicht betroffen.

Ich musste aber im Zusammenhang mit der ab dem 2. Juni 2024 stattfindenden 7. Radtour klare Prioritäten setzen. Darunter fiel zuletzt auch, dass ich mich am Stadtradeln vom 3. -23. Mai 2024 nicht so intensiv wie sonst beteiligen konnte, also wie 2021 (1954 km) oder 2023 (1818 km).

Andererseits war es mir aber auch wichtig, vor dem Start von Waldorf on the Road VII, gerade an der  Tour 2023 nachvollziehbar aufzuzeigen, wie selbst einem sehr erfahrenen „Pedalritter“  im Vorfeld geradezu unglaubliche Fehler unterlaufen können. Aus Fehlern bei einer Tourvorbereitung folgen im Nachhinein vielleicht  „vorhersehbare“ Konsequenzen.

Diese muss der Betreffende  tragen. Auf Fehlermöglichkeiten hinzuweisen ist das Eine, zumal alle Fehlermöglichkeiten niemals insgesamt auch nur annähernd erfasst werden können.

Ich hoffe aber andererseits, aus den geschilderten Schwierigkeiten 2023, die jedermann widerfahren können – und somit diesmal auch mich betrafen – genug gelernt zu haben, um bei allen Herausforderungen von Western Europe 2024 und später, im JETZT  individuell weiterhin immer richtige Entscheidungen treffen zu können. Jedermann hätte 2023 – in meiner Situation – vielleicht auch ganz anders gehandelt. Auch seine Handlung könnte dann, aus seiner Situation heraus getroffen, dennoch individuell genauso richtig sein. Selbst wenn daraus dann andere Konsequenzen folgten.

 Gegenwärtigkeit ist das Einzige, was immer zählt.

 

Beste Wünsche für alles im JETZT

 

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