Ein unglaubliches Vogelkonzert weckte mich schon um 4:30 Uhr vor meinem Wecker in meinem Paradies. Unzählig viele verschiedene Vogelstimmen, viele kannte ich gar nicht, sangen um die Wette. Ich packte gemütlich zusammen, war früh fertig und fuhr – jetzt in Ortskenntnis – die nur etwa 300 m zum Strand von Helen’s Bay hinunter. Dieser eignet sich überhaupt nicht zum Baden, zu viele Klippen. Viel zu gefährlich. Man kommt gar nicht richtig ins Wasser herein. Der Weg am Strand entlang ist aber wunderschön.
Nur etwa 5 km den Strand entlang, dann noch 3 km hoch und die Holywood Steiner School ist erreicht.
Mehr als 1 Stunde vor meiner Verabredung bin ich auf dem Gelände, ganz allein. Ich mache Fotos von den Bäumen, Gebäuden. Dann kommen die ersten Kinder, vereinzelt Eltern, Kollegen. Meistens Frauen. Und unter ihnen Nadine mit ihrer kleinen Tochter, die ebenfalls hier zur Schule geht. Herzliche Begrüßung durch Lehrer, die mir Nadine vorstellt, durch Kinder von der ersten bis zu neunten Klasse Eine Ukrainerin ist dabei es sind mehrere Mädchen aus Polen dabei. Vor allem aber sind es, wie bei uns, viele verschiedene Kinder, die ohne die in Britannien und Irland übliche Schuluniform zur Schule kommen.
Alle sind offen. Viele sprechen recht gut Deutsch. Alles ist sehr, sehr herzlich. Ich platziere mich auf eine Bank, stelle das Fahrrad daneben, das von Vorbeigehenden bewundert wird, während ich später im Lehrerzimmer – einer alten Villa (unserer „Alten Villa“ in Bochum vergleichbar) – Tee trinken kann und mich aufwärmen. Und mich unterhalten mit den Kollegen der Schule.
Ich fühle mich gleich zu Hause, wie in der Bochumer Schule. Nadine bringt ihre Tochter weg und hat dann eine gute Stunde Zeit für mich, um uns über die Geschichte der Schule und die Verbindung zu Bochum auszutauschen.
Der „alte Mann“ hat schon viele Kinder vorgestellt bekommen, mit ihnen gesprochen, deren Fragen beantwortet. Und er soll vor einer kleinen Gruppe Kinder um 10:15 Uhr ein kleines Konzert geben, weil er ja eine Gitarre versteckt hat im Gepäck. Ich werde vom Kollegium, welches sich zum Unterricht in der Schule verteilt, warm und freundlich empfangen, trinke Tee bekomme durch Nadine eine kurze Führung durch die Gebäude und das Gelände der Schule. Und dann ist es soweit. Als ich rauskomme bin ich baff: Es sind etwa 50 Kinder, ein Drittel der Schule auf dem Hof, um mein Fahrrad herum versammelt. Während ich die Gitarre auspacke, begrüßt mich Nadine kurz und die Kinder singen mir einen schönen Kanon vor. Durch das Morgenkonzert in meinem Gartenparadies beginne ich mit Morning Has Broken, das Cat Stevens in den siebziger Jahren veröffentlichte und das ab 1929 in Büchern erwähnt wird, aber wohl noch deutlich älter ist.. You Raise Me Up folgte, auch auf Finnisch, dann das isländische Söknuður, welches dem You Raise Me Up sehr ähnelt, allerdings 20 Jahre älter ist. Insgesamt spielte ich, obwohl es zu regnen begann und die Kinder tapfer aushielten eine gute halbe Stunde lang und bekam immer riesigen Applaus.
Als das Kurzkonzert vorbei war – zwischendurch kamen auch Neuntklässler dazu, stürzten sich beinahe alle Kinder auf mich, und ich musste ihnen Autograme schreiben.
Es dauerte etwas, bis die Prozedur beendet war.
Ich konnte wieder ins Lehrerzimmer, wo meine Elektrik sich lud und wo ich es genoss, mit Menschen zu sprechen, meine Karte zu studieren und zu sehen, wie meine Geräte geladen werden.
Nadine musste zwischendurch unterrichten.
Ich blieb noch bis 2:00 Uhr nachmittags, verabschiedete mich und fuhr los. Vorher aber war ichnoch etwa eine Stunde lang in der Einkaufsstraße von Hollywood, aß etwas und versorgte mich mit Proviant.
Gegen 15:30 Uhr fuhr ich los, Richtung Westen und beschloss, südlich des größten Sees Britanniens des Lough Naegh nach Derry zu fahren. Zwar ist die Strecke zur Nordirland zweitgrößten Stadt, dann 180 statt 118 km lang. Ich wollte aber auch das Landesinnere kennenlernen.
Schließlich kam ich abends in den südöstlichsten Zipfel des fast rechteckigen Sees an: Von Norden nach Süden 30 km hoch, 15 km breit, 396 Quadratkilometer Fläche auf etwa 40 Höhenmetern gelegen. Der Campingplatz in der Nähe der Oxford Island war eigentlich ein Glampingplatz und ausgebucht. Für mein Zelt dort fand sich kein Platz mehr.
Gawan, der Verwalter und Kaffeebetreiber dort, 59 Jahre alt, empfing mich freundlichst. Er war begeistert, ob des Fahrrades. Schon immer träumte er ähnliche Fahrten zu machen, dies gelang ihm aber (bislang?) noch nicht.
Etwa 300 m entfernt gab es noch ein umzäuntes Sondergelände, auf das er mich verwies. Ich sollte innerhalb der nächsten halben Stunde kommen (nach dem Zeltaufbau), um dann noch Dusche, Toilette zu benutzen und mich danach in mein Zelt zurückziehen zu können. Ich schaffte dies leicht, fühlte mich erfrischt, aß etwas und legte mich dann schlafen, um morgens gegen 4:30 Uhr zu Weiterfahrt aufzubrechen.
Bezahlen durfte ich hingegen nicht.
Danke, GAWAN!!!
Es folgen weitere Bilder mit kleinen Informationen.
Die Farm liegt nur etwa 500m vom Meeresstrand entfernt.
Morgens auf dem Küstenpfad zur Schule
Oben: Steiner School Holywood.
Mit Nadine S. nach dem Kurzkonzert.
Gawan überließ mir am Lough Naegh dieses Sondergelände zur Übernachtung.