30.Juni: 267 km, 42 kg Gepäck: „Versehentlich“ per Rad „in einem Zug“ nachhause gekurbelt…

Achtung! S. Ankündigung Berichtsabend  zur Reise 2024 am 08.11.2024 ganz unten!!!*

RÜCKKEHR

Am Montag, am 1. Juli 2024 um kurz nach 5 Uhr früh, einen Tag früher als vor der Reise geplant, bin ich im Regen nach Bochum zurückgekehrt. Reine Fahrzeit: 14 Stunden 48 Minuten (mit Pausen knapp 19 Stunden). Angekommen wog ich mein Gesamtgepäck ab (42 kg), das Rad wiegt weitere 19 kg, und ich: 66,5 kg.

Beim Start vor 4 Wochen wog ich dagegen noch 73 kg…

Soviel an statistischen Einzelheiten.

ETAPPENZUSAMMENFASSUNG

Zwar schloss ich die Möglichkeit nicht aus,  in nur einer Etappe die ganze Strecke bis Bochum zu bewältigen: Weil ich aber erst nach 10:00 Uhr früh in IJmuiden das Schiff verlassen hatte – also nicht zur üblichen „Nachtfalkenzeit“ startete – war die Wahrscheinlichkeit, dieses zu schaffen, aber eher gering. Ich wusste auch nicht, ob mir die Umstellung auf den Rechtsverkehr nach vier Wochen Fahrt auf den britischen Inseln leicht fallen würde.

Losfahren und etwa auf der Hälfte der Strecke unweit der niederländisch-deutschen Grenze einen Campingplatz finden, das war mein eigentlicher Plan.

Die Umstellung auf den Rechtsverkehr gelang mir sofort. Der Genuss, wieder holländische „Radler-Autobahnen“ zu benutzen, war enorm.
Viele Rennradfahrer, einzeln oder in Gruppen kamen mir am Sonntagvormittag entgegen. Die 30 km bis Amsterdam fühlten sich fast wie eine Ehrenrunde im Stadion an: Kräftiger Rückenwind, strahlend blauer Himmel, freundliche Gesichter, erhobene Daumen bei mir entgegenkommenden Menschen, selbiges bei den mich überholenden Grüppchen zusätzlich mit kleinen aufmunternden Kommentaren  garniert, gaben weiteres Wohlgefühl. Mein Reisesheet mit Tourlogo war zwar im Gitarrenkoffer „weggesperrt“, die zwei in  Brittanien  gefundenen, sperrigeren  Autokennzeichen (zwei weitere fanden in den Radtaschen Platz), hinten sichtbar am Gepäck mit der „Gummikralle“ fixiert, waren ähnlich auffällig wie sonst das Logo an gleicher Stelle: Auf dem weißen irischen prangte sichtbar ein blaues IRL, das gelbe aus Schottland war eher gelb als NL-orange und seine Nummerierung, ohne Bindestriche, typisch britisch. Natürlich verriet auch mein Gepäck zusätzlich, dass ich kein üblicher „Sonntagsradler“ war.

In Amsterdam musste ich mich durch die Stadt „durchwurschteln“, auch wegen Baustellen, großen Verkehrs, gesperrter Wege vieler Schiffspassagen, Grachten  und unklaren Wegverlaufes.

Danach ging es gefühlt „ewig“ am Wasser  entlang und immer mit strammen Rückenwind in  Richtung Arnheim und am Zaun des Hooge Veluwe Nationalparks entlang, wo ich einen anvisierten Campingplatz verfehlte. Dort hätte ich sonst ganz sicher übernachtet.

Arnheim kam, Arnheim ging, und es begann zu regnen. Der Rückenwind ließ nach. Rheinarme wurden überquert. Ich begann mich der deutschen Grenze bei Emmerich zu nähern. Der Regen hörte für kurze Zeit auf.

Längst  hatte ich da schon beschlossen, bis Bochum die Nacht lang durchzufahren.

Ich war schließlich wieder in Deutschland angekommen und das kurz zuvor „beim Universum bestellte“ türkische (auch)Pizza-Restaurant  tauchte plötzlich in Elten auf und verwöhnte mich schon kurze Zeit später mit einer unglaublich leckeren vegetarischen Pizza…

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Die letzten 100 km bis Bochum waren insofern schwierig, als dass ich zwar körperlich niemals an Grenzen  gestoßen bin und, weil ich mich auch mehrfach kurz verfahren habe, die letztlich zurückgelegten  267 Tagesgesamtkilometer lang keine einzige Sekunde müde gewesen war.

Schwieriger zu bewältigen war der Umstand, dass es die letzten 90 km wie aus Kübeln goss, Radwege neben den Bundesstraßen, weil gesperrt unglaublich gefährlich wurden (Baustellen „bescheiden“ abgesichert, Straßenbau-Walze oder -Barrieren unvermittelt im Weg, plötzliches Wegende, unklarer Verlauf o.ä.).
Ich mied sie fortan komplett. Schließlich bevorzugte ich auch, höchst konzentriert fahrend, die nicht überflutete etwas höhere Mitte der Straße, kurbelte also zwischen den vollgelaufenen Spurrillen.

Als auch noch mein Helmlicht endgültig in die ewigen Jagdgründe abwanderte, wurde alles noch komplizierter. Zum Glück gelang es mir mein iPhone trocken und per Powerpack-Reserve vollgeladen zu halten, um nachts die richtige Route noch in etwa bestimmen zu können.

Natürlich war ich inzwischen komplett durchnässt.
Navigationstipps von Komoot bzw. GoogleMaps, sich auf abkürzende Radwege zu begeben, führten mehrfach ins Nirgendwo (mit dann umständehalber absoluter Umkehrpflicht).

Orte auf Straßenschildern begannen aber allmählich  bekannter zu werden. Im Dauerregen wählte ich lieber längere Abschnitte auf Bundesstraßen, als mich auf „effektive Radlerwege“ zu verlassen, wo, wie nachts bei völliger Dunkelheit am Datteln-Herne-Kanal zum Beispiel geschehen, Abfahrten von mir verfehlt wurden oder Treppen bestiegen werden mussten, weil der Weg fehlte.

Eine sehr wichtige Hilfe, niemals zu verzweifeln, war nicht nur eine Absicht sondern die absolute Gewissheit, mir zuhause direkt nach der Ankunft ein heißes Entspannungsbad einlaufen zu lassen.

2013 erlebte ich Ähnliches, während meiner 10.000 km Tour rund um Skandinavien (damals bewältigte ich  in 31 Stunden 352 km mit 40 kg Gepäck). Tuula, unsere finnische Freundin, sagte mir, als ich damals noch 140 km von Mänttä entfernt war:

„Wenn du in Keuruu, 30 km vor Mänttä angelangt bist, die Stadt kennst du ja, so rufe mich an, egal wann in der Nacht. Dann wartet auf dich bei uns bei der Ankunft ganz sicher eine heiße Sauna“.

Beides ist eingetreten: Die Sauna betrat ich 2013 in Mittelfinnland um 7 Uhr früh, das Bad genoss ich in Bochum 2024 etwa eine halbe Stunde nach meiner Ankunft um 5.50 Uhr…

 

 

 

 

 

 

IJmuiden, vom Schiff aus gesehen (9.30 Uhr). Nach Amsterdam sind es noch 30 km.

 

Velsen – Zuid kurz nach Verlassen des Schiffes (Auf niederländischer „Radautobahn“): Erfrischender Rückenwind, flaches Streckenprofil und ein ausgeruhter Körper verleihen dem Radfernfahrer eine hohe Dauergeschwindigkeit…

 

Muiden  (12.42 Uhr)

 

 

Video 13.10 Uhr(und ff. Bilder): Bei Almere angekommen

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Standard niederländischer Radautobahnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Südöstlich mit Rückenwind immer am Ufer entlang in Richtung Arnhem.

 

 

Arnhem -Schaarsbergen: Hier irgendwo habe ich gegen 17.30 Uhr die Abfahrt zu einem Campingplatz verpasst…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und da war ich gegen 20.00 Uhr bei Emmerich wieder in Deutschland angelangt.

 

Wie schön, dass schon um 20.40 Uhr in Elten in einem türkischen „SARAY“ eine superleckere, besondere Pizza, „Zucker – Cola“ und ein 0.0% Elektrolytgetränk als Hauptproviant für die letzten 100 km Nachtfahrt bis Bochum (davon 90 km im Sprüh- und Gießkannenregen) warteten. Weil ich nicht mehr genug Euro hatte (Nur Barzahlung war möglich gewesen) und ich den kleinen Rest erlassen bekam, spendete ich dem Wirt eine Englische 5-Pfund- Erinnerungs-Banknote mit dem Versprechen, ihn  bald wieder „motorisiert“ zu besuchen…

 

 

*ANKÜNDIGUNG IN EIGENER SACHE:

RUDOLF STEINER SCHULE BOCHUM, Hauptstraße. 238, 44892 Bochum am  FR., 08.11.2024, 19.00 UHR:

Wo? NEUE VILLA/NEUER EURYTHMIESAAL.

EINTRITT FREI.

Was?

Reinhold Marsollek : 2000 km Irland, Schottland, England 2024 aus der Radlerperspektive im Vergleich zu Skandinavien und Südosteuropa.“

Schwächen/Gefahren moderner Navigationsgeräte für ALLE Fernradler.
EIN MUSIKALISCH-VISUELLER REISERÜCKBLICK ZUGUNSTEN DER STEINER SCHOOL IN HOLYWOOD/NORDIRLAND. Eintritt frei.
19.00 – 20.15; Diskussion/Fragerunde 20.30-21.00
Näheres unter www.nachtfalke-on-tour.com
Genaueres folgt… 

 

 

 

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