42 Kilometer nach „REGEN“Derry, Radlercafé; „Schutzengel“ Pat in Buncarana

 

Kurz nach Mitternacht begann es zu regnen, immer stärker.
Eigentlich sollte der Regen erst um 5:00 Uhr beginnen. Ich packte also, als ich startete, mein Zelt klitschnass einpacken.

Dummerweise vergaß ich gänzlich, das trockene Innenzelt auszuknüpfen. Ein Fehler mit Folgen,der einem erfahrenen Camper wie mir, nicht hätte passieren dürfen…
Es regnete unentwegt weiter. Ich fuhr nonstop durch und kam schon kurz vor acht Uhr in (London)Derry oder besser „REGEN“Derry an.

Völlig durchnässt, weil innen verschwitzt, kam ich in die Stadt. Dort war am Sonntagmorgen alles geschlossen.

Es regnete weiterhin Wasservorhänge. So sollte es bleiben, auch die nächsten Stunden hindurch.

Ich fragte ein junges Paar mit Baby nach der Fußgängerzone (wo ich mir etwas zu essen zu kaufen erhoffte) und auch nach der Touristeninformation.

Die junge Frau erfuhr per iPhone, dass die Touristeninformation erst um 10:00 Uhr öffnet. Ich fuhr dennoch den gewiesenen Weg entlang und sah zur Linken ein Segafredo/ZANETTI-Café, das zu öffnen gedachte. Mein Fahrrad stellte ich ab und ging hinein.

Ich hatte Glück, bekam die Möglichkeit, iPhone und Powerpack aufzuladen, kriegte etwas zu essen, und meine Kleidung trocknete  drinnen auch.
Vor allem aber, stieß ich im Café auf unheimlich nette Leute.
Daclan, der Chef, ein ehemaliger Radprofi, machte aus diesem Café etwas ganz Besonderes: Ein echtes Rennradler-Style-Café. Dieses bekam bald, wie auch heute, Riesenzulauf.

Die Musik lief mit alten Hits,  Daclan sang auch sehr gern und schön mit.
Die Musik war angenehm, und der Chef machte mich darauf aufmerksam, dass ich an der Ecke sitzen sollte, weil es gleich brechend voll werden dürfte von Leuten, die sich ihr Frühstück bei ihm holen würden.
So war es dann auch.
Ich hatte in der Ecke meine Ruhe, schrieb, studierte die Karte, aß viel und trank sehr viel Tee.
Mein PowerPack und mein iPhone luden sich voll auf.. Er sagte mir, ich sollte zum Camping nach Buncrana fahren, etwa 27 km entfernt und er suchte aus etwa zehn Möglichkeiten eine aus.
Ich wähnte mich schon abends gut versorgt. Und ich genoss die Zeit im Café.
Es kamen Leute, auf mich zu, stellten viele Fragen. Manche bestaunen das Fahrrad und  viele kamen aus dem Staunen gar nicht heraus.  Nachmittags habe ich als Dank für den nette Aufnahme durch die Restaurant-Belegschaft auf der Gitarre drei Lieder gespielt. Hymn, das 800 Jahre alte Branduardi Lied „Sono io la morte” und auf Wunsch „Lord of the Dance“. Nachmittags war es nicht mehr so voll, der Applaus aber war sehr herzlich. Ich verabschiedete mich um 15.30 Uhr,  das Café schloss um 16.00 Uhr.

 

Innenansichten von Daclans Rennradler-Café:

Mit Zufallsbegegnung Peter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 27 km bis Buncrana bewältigte ich schnell, das Problem war aber, dass es den von Daclan empfohlenen Campingplatz definitiv nicht gab.

Ich fragte an einem Haus danach, man wusste nichts, verwies mich an die Touristeninformation. schickte mich zu Touristeninformation.
Diese fand ich zunächst nicht. Sie war auch geschlossen, wie ich später sah. An einer Tankstelle riet mir das Personal, das nahe Grand Hotel einer bekannten Hotelkette aufzusuchen, weil es dort wohl nicht so teuer sein dürfte.

Ha, ha, ha! …

Als ich aus der Tankstelle rauskam – es hat immer noch geregnet – stand ein Mann vor mir und begutachtete mein Fahrrad samt Ladung.

PAT(rick),62 Jahre alt, sehr sportlich, begeisterter Radler und Extremschwimmer, wie ich noch erfahren werde.

„Ich weiß, wie es dir geht“, sagte er. „Ich selbst  hab‘ es oft erlebt. Mir wurde geholfen.

Du bist nass. Du brauchst was zu essen. Du brauchst ein Bett. Du brauchst trockene Sachen.

 

Pat war gerade eineinhalb Monate radeln im Ausland. Auch er bekam bei seinen verschiedenen Radtouren Hilfe, kehrte gerade vor zwei Wochen zurück und hatte vor mit Enkeln und Tochter nach Bordeaux zu fliegen. Schon am Dienstag. Ganz zufällig war er, als ich ankam mit seinem Auto zum Einkauf und an der Tankstelle unterwegs:

Mein Schutzengel. Wir tauschen Telefonnummern aus. Ich fuhr die 2 km zu ihm. Er kaufte noch schnell ein und führte mich in sein Haus hinein.

Bezahlung wollte er auf keinen Fall.

Meine Wäsche wurde von Pat gewaschen und getrocknet. Mein Zelt trocknete in seinem Sportzimmer, ein Bett war schnell bezogen. Pat bereitete mir ein großartiges Abendessen zu. Ich überraschte ihn mit meiner Gitarre und spielte schließlich gut 2 Stunden nur für ihn.

Sowohl Wunschlieder aus der Liste, aber auch besondere Titel aus meinem Repertoire.

Die meisten Lieder, nahm Pat auf seinem iPhone auf.

(inzwischen habe ich ich ihn von Galway aus in Bordeaux angerufen, wo seine Tochter und deren Kinder mit ihm zehn gemeinsame Tage verbringen.

Alle Menschen, die deine Videos gesehen haben, sind absolut begeistert“, meinte Pat.

Es freut mich natürlich sehr, dass ich ihm wenigstens auf diese Weise etwas zurückgeben konnte.
Wir wechselten in Buncrana die Adressen, tauschen uns über Gott und die Welt und über philosophische Ansätze aus.

Ich erfuhr auch von riesigen Verschmutzungsproblemen des größten britischen Sees des Lough Neagh.

Letzten Sommer war dort die gesamte Oberfläche grün…

Meine Version von „Sound of Silence“ gefiel Pat am Abend ganz besonders.

Er versprach mir, mich nächsten Morgen zur etwa 4 km weit entfernten Fähre zu bringen, die mich in nur einer halben halben Stunde über den Fjord bringen würde und ich dann, statt 120 nur noch 80 km bis Donegal zu radeln hätte.

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