(Achtung, diesen Bericht schrieb ich am 25.06. bei Freunden in Südschottland. Genaueres hierzu findest du in meinem viertletzten Beitrag, ebenfalls auf dieser Seite verfasst.)
Das Sonnige, warme Wetter schien Helen’s Bay verlassen zu wollen.
Nachts begann es zu regnen.
Den auf 6 Uhr gestellten Wecker benötigte ich nicht, weil ich schon um 5 Uhr aufwachte und mit dem Packen begann.
Als ich das Rad zur Straße schob, klingelte der Wecker. Vielleicht weckte er den Regen, denn es begann zu regnen. Zunächst anhaltend. Ich machte letzte Fotos von Helen’s Bay und fuhr dann los. Weil die A2 sehr verkehrsbelastet war, nahm mich den Bürgersteig daneben und kam gut voran. Er war nicht so zugewachsen wie auf der anderen Straßenseite. Das ist mir schon am Vortag aufgefallen.In Hollywood fand ich auf der Straße ein verlorenes Autokennzeichen. Ich dokumentierte die Stelle und fuhr weiter. Weil ich Zeit hatte, bevor ich noch mal durch die Hauptstraße Hollywood machte aber keine Bilder. Schon letztes Jahr hab ich diese Straße in Bildern etwa dargestellt vieles gleich den von damals, aber es regnete. Es war so früh, dass ich gleich noch bei dem mir schon von der Tour 2024 bekannten Lidlgeschäft meine Vorräte auffrischen wollte. Als ich dort jedoch ankam, war es 7:15 Uhr. Lidl aber, öffnete erst um acht. So schrieb ich ein wenig, frühstückte etwas und kaufte ein.
Auf dem Weg zu Fähre ist mir aufgefallen, dass die Nordiren „blind“ für rote Fußgängerampeln zu sein scheinen . Sie drücken zwar die Taste, gehen aber los, bevor sie grünes Licht bekommen, wenn ein Auto noch, geschätzt, weit genug entfernt ist. Das kann ich natürlich nicht machen (schon aus Eigenerhaltungtrieb nicht!) aber es ist schon sehr auffällig dass groß wie klein, Vater mit Sohn oder Tochter in Uniform, auf dem Weg zur Schule geführt das genauso machen, wie ältere Leute.
Kurz vor dem Hafenterminal, und ich war viel früher da, weil ich mich ja jetzt schon bisschen auskannte, im Belfaster Hafenbereich also, fand ich ein zweites Kennzeichen und dokumentierte die Fundstelle wieder, in dem ich Fahrrad mit Kennzeichen ablichtete.
In der Halle des Terminals musste ich dann ein wenig warten, bekam aber bald meine Bordkarte. Das Fahrrad wurde draußen abgestellt und ich durfte in die Aufenthaltshalle hinein. Später zum Schiff geführt, durfte ich auch mein Fahrrad wieder in der besonderen Ecke abstellen und brauchte dadurch mein Gepäck nicht abzuladen. Ein Glück! John, wohl der „Chef für das geordnete Verlassen der Fähre“, sprach mich an und riet mir zu warten, bis alle Laster (die Fähre war absolut voll) das Schiff verlassen haben.
Das wollte ich ohnehin tun.
Wir führten ein längeres Gespräch. John war etwa 30 Jahre alt, fragte, woher ich komme, wo ich unterwegs war usw. Dann wünschte er mir eine äußerst gute Weiterfahrt und alles Gute für die Zukunft.
(Fortsetzung nach der Bilderfolge)
In Cairnryan war es zunächst „wetterfreundlich“, nach fünf Minuten aber, begann es zu tröpfeln, zu regnen, dann zu gießen.
Ach ja, ich war ja wieder in Schottland, den 23. Tag. Von den 50 Meilen gab es 30 Meilen lang „Gießkannenwetter“.Es goss so stark (und ich musste einige Höhen überwinden, die mich innerlich ins Schwitzen brachten), dass das Gefühl auftauchte, der Regen wolle heute überhaupt nicht mehr aufhören. Nach 30 Meilen geschah das Unerwartete: Die nächsten 20 Meilen regnete es nicht mehr. Meine Sachen konnten aber nicht mehr vom Fahrtwind getrocknet werden. Als ich geglaubt 10 Meilen entfernt war, rief ich John an und teilte ihm mit, etwa in einer Stunde, bei ihm in Barnolas zu sein. Kurze Zeit danach bekam ich einen Anruf aus Island. Renata, meine polnische Bekannte, die ich vor acht Jahren kennen lernte, meldete sich und berichtete mir Neuestes über ihre familiäre und berufliche Entwicklung. Auch ich berichtete, dass ich 2026 statt nach England und Wales, auf Britannien verzichte und ein drittes Mal Island besuchen werde. Dieses Mal zwar mit Gitarre, aber nur für drei Wochen. Ich werde einen Großteil der Strecke, mehr als die Hälfte mit dem Bus zurücklegenimmer im Ihrzeigersinn und es könnte sein, dass wir uns dann wiedersehen können. Das wollen wir alles abstimmen, wenn ich aus Schottland zurück bin. Ich fuhr weiter Richtung Barnolas und vergaß völlig, dass es eine zweite Steigungsstrecke gab, von etwa 4 km Länge auf etwa 150 Höhenmeter, die mich sehr aufhielt, zumal dort eine 4 km lange Baustelle war, die nur die zweite Spur, die Überholspur für den Verkehr freigab. Ich hingegen konnte, zum großen Vorteil, mit dem Fahrrad die Baustellenspur hochkurbeln und, von den kommenden Fahrzeugen ungehindert, ruhig hochkurbeln.
Nach 83 km wurde ich aber unsicher. Unsicher deswegen, weil ich wusste, dass Barnolas (ein Hausname in einem „Ort“ mit zwei Häusern) etwa 83 km von der Fähre entfernt ist, da ich, als ich das erste Mal fuhr, nach Cairnryan in einer Pension unterkam, die 3 km vom Fähranleger entfernt war. Als ich heute nach 86 km immer noch nicht dort war, konnte ich mir das zunächst nicht erklären. Ich suchte die Adresse aus, danach die Richtung und fuhr noch weiter. Dann wusste ich Bescheid: Der ausgesonderte alte Fahrradcomputer „rächte sich ein letztes Mal. Nach nur einem Kilometer entdeckte ich, wie jetzt erwartet, die Abfahrt und wusste auch schon woran meine Fehleinschätzung begründet war: Mein alter Tacho hatte sich ein letztes Mal „gerächt“. Das acht Jahre alte Gerät zeigte über Jahre auf 10 km 700 m weniger an. Und es fiel des Öfteren auch ganz aus. Weil sich die Tastatur nicht mehr frei bedienen ließ und ich nur eingeschränkt etwas zurücksetzen konnte, kaufte ich mir vor der Fahrt einen neuen, einfachen Funk-Fahrradcomputer. Dieser zeigt sehr genau die Streckenlänge an (fällt dennoch gelegentlich aus). So stellte ich fest, dass Barnolas genau 87 km von der Fähre entfernt ist und ich insgesamt an diesem Tag neben der nicht gerechneten Fähre 111 km geradelt bin, bis ich bei Jean und John eintraf. Mein Außenzelt war noch sehr nass. Ich habe es also als Erstes zum Trocknen bei Windstille aufgebaut und erfahren, dass es hier heute noch überhaupt nicht geregnet hatte.
Wir freuten uns, einander wiederzusehen, aßen gemeinsam zu Abend, sprachen über meine Reise.
Für Beide sang ich Leanabh an áigh und spielte einige Lieder auf der Gitarre. Zwei besondere Lieder von Runrig, der schottischen Ausnahmerockband erfreuten Jean als Fan der Gruppe besonders.
Schnell war klar, dass ich zwei Nächte in ihrem Garten übernachten werde, weil ich in Helen’s Bay notgedrungen Schreibarbeit nur eingeschränkt erledigen konnte, aber auch,um sich ein wenig übereinander austauschen zu können…
Mein „Büro“ im Garten.