Samstag, 22. Juni, Sommersonnenwendefest/Überraschung

Ich habe am Vortag von den im Garten fleißig arbeitenden Menschen erfahren, dass es am Samstag ein Sommersonnenwendenfest geben soll. Mit Musik, viel Tanz, Programm und mitgebrachtem Essen.
Man war bisschen verwundert über mein aufgestelltes Zelt, das konnte ich aber leicht erklären.
Nachmittags spielte ich Gitarre für die Leute im Garten. Sie bedankten sich, weil ihnen so die Arbeit viel leichter fiele, sagten sie.

Und es wurden für das Fest benötigte Dinge gebracht, auch Speisen.
Ein Mann, der offenbar Gitarre spielen sollte, kam zu mir. Er sah etwas verlegen aus und fragte, ob ich abends an seiner Stelle Gitarre spielen könnte. Beim Fest, weil er erkältet sei und nicht kommen könne.

Er fragte noch, ob ich das Lied über Sam Hall kenne. Ich bejahte.


Das Fest sollte um 19:00 Uhr beginnen.

Ich selber hatte keine Ahnung vom Programmablauf.
Aber dass es ein Programm gab, das wusste ich.
Also stimmte ich meine Gitarre,  ging um 18:30 Uhr hin, weil ungefähr 7-8 Leute da waren . John Mc Cormick, der Besitzer der Farm sagte mir am Nachmittag, er könne zwar nicht kommen, aber ich sei herzlich eingeladen. Und, es würden etwa zehn Leute erwartet …

Es wurden etwa 60 Personen.

Über den späteren Ablauf des Abends habe ich meine Frau schon zu Hause per Nachricht informiert. Nachfolgend folgen einige Auszüge dieser Nachricht anlässlich des gestrigen Ereignisses:

…Die Gartenbilder, die ich Dir vorher zugeschickt habe, zeigen den Garten nach dem Fest: Er ist absolut Clean. Nichts ist zerstört worden, die Party wurde ordentlich hinterlassen. Es gab auch keinen Alkohol.
Einer der Gäste nahm sich eine Bierflasche aus den mitgebrachten Dingen für den  Allgemeinverzehr.  Ich las dann darauf „Kopparberget“/der Kupferberg und fragte, ob das ein schwedisches Bier wäre, weil ich auch den Vermerk „alkoholfrei“ sah. Er wisse es nicht, sagte er, „es schmecke aber eigenartig“.
Dann habe ich gesehen, dass es tatsächlich eine schwedische Brauerei war und, dass es alkoholfreier Cidre war.

Der Mann hat sich sehr über den Geschmack gewundert, und ich musste richtig lachen.

Zum Piepen😂. Oder?

Der Birnbaum war übrigens schon vorher vom Wind schräggelegt worden.

Jüngste „Tänzerin“/Teilnehmerin des Festes war ein vielleicht fünfjähriges Mädchen, die ältesten Tänzer, Männer wie Frauen, waren gut in den Achtzigern. Die meisten Teilnehmer kannten sich gar nicht.

Je länger der „Energietanz“ andauerte, desto entspannter wurden die Tänzer. Insgesamt 2 Stunden lang dauerte der erste Teil, begleitet von Worten der Moderatorin und verschiedenen für mich afrikanisch anklingenden Liedern mit Trommelbegleitung.  Alles war aber nicht so laut und rhythmisch betont, wie es das kurze Tanzvideo zeigt. Auch stille, meditative Momente waren gut eingebunden.

Nach sehr stillem Ausklang – ich wusste ja garnicht, was folgen würde – flüsterte mir ein gut 80-jähriger, der mein Liederangebot auf dem Reisesheet vorher studiert hatte, „Sound Of Silence“ zu und schnippte mit den Fingern.

Ich packte die 2 Meter von mir liegende Gitarre und begann ganz leise meine Version dieses Liedes zu spielen.

Die Leute kamen aus dem Garten, setzten sich auf Decken hin, um später in eine Art Meditation, oder Kontemplation – welche wiederum etwa eineinhalb Stunden dauern sollte – hineinzugelangen. „Mein“ Sound of Silence passte irgendwie magisch hinein als Übergang. Ich spielte vielleicht 8 Minuten lang.

Dann folgte  eine der Tänzerinnen, die ich vorher schon wahrnahm, und die auf einem alten Instrument – ähnlich einem Blasebalg – einen magisch monotonen Ton erzeugte,  und begann, dazu zu singen :

Es war ein “Sonnengesang, Erde, Energie, Verbindung mit den Kräften der Natur der Sonne der Erde der Kreaturen besingend“ und so weiter.

Unheimlich „anmutig-schön“ war dieser Gesang. Danach begann sie eine Art Schamanen-Trommel zu schlagen.
Einen bunten Regenmacher, wie wir sie haben, bisschen kleiner als der große, hatte sie auch dabei.
Und dann war da noch ein ganz großer Gong montiert, etwa 1 m im Durchmesser oder noch größer, bunt bemalt vielleicht 20-30 Kilo schwer, der lange, lange Zeit  zu den gesprochenen Worten erklang…

Als alles verklang, bedankte sich einer der Organisatoren für die Darbietungen, welche von allen mit großem Applaus gewürdigt wurden.

Das Publikum erwähnte auch den Musiker.
„Ach ja, Entschuldigung, dass ich dich, Reinhold, nicht erwähnt habe. Könntest du für uns noch weiter Gitarre spielen?“
„Ja“, sagte ich „ich habe sie nur ins Zelt, gebracht, als es zwischendurch kurz zu nieseln begann. Ich werde dann gleich ein isländisches Lied spielen“.
Was daraus wurde, weißt du ja inzwischen.

Anm.R.M: (ungefähr ein Dutzend Lieder meiner Auswahl folgten. Nach “Söknuður” kam natürlich „You Raise Me Up“. Bei der finnischen Strophe des Liedes bat ich meine engagierte Mitsängerin, den Refrain doch auf Englisch mitzusingen, während ich auf Finnisch fortsetzte. Eine sehr interessante Variante der Zweistimmigkeit war geboren.                                                                                                                               Und alles endete schließlich in einem wilden Tanz aller Teilnehmer bei „Lord of the Dance“, den ich spielerisch gewann, weil ich – was ich auch als Herausforderung ankündigte – schneller spielen konnte, als die Anwesenden zu tanzen vermochten.)…

Es wurde etwas, aus dem Jetzt geboren, was man nicht wiederholen kann. Und die Videos,  auch wenn sie nur kurz sind, vermitteln glaube ich sehr gut das, was da so geschehen ist, ganz friedlich, aus sich heraus.
Alle Generationen waren beim Fest vertreten. Eine Deutsche war auch da, die schon mehr als ihr halbes Leben in Irland oder Schottland lebt und eine Schweizerin, welche ganz zufällig zu einer Hochzeit nach Irland eingeladen war: „Ach, kommst du mit, da ist eine Sommersonnenwenden-Veranstaltung“?…, deswegen ist sie überhaupt erschienen. Später sangen wir beide zusammen. Sie mit mächtiger Opern-Altstimme; meine Stimme kennst Du ja.
Bei der finnischen Strophe, flüsterte ich ihr zu, sie solle doch den englischen Refrain zugleich mitsingen. Das war mächtig! Riesenjubel am Ende.
Als wir dann noch mal ins Englische wechselten, bei der zweiten Strophe, sangen alle mit. Unbeschreiblich!…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

IMG_0812

 

IMG_0815

 

IMG_0816

Diesen Beitrag teilen:

Join Our Newsletter