20. Juni, Mittsommer: Dublin – Nawry, 120 km zu Emma, Leo, Sophie und Gavin Mc…

Achtung!,

diesen Bericht werde ich erst zu Hause verfassen können, weil er mir zu wichtig ist und weil so vieles in den letzten Tagen in Helen’s Bay, „meiner“ Bio Gärtnerei passiert ist, dass ich davon noch hier, vor der morgigen Überfahrt nach Schottland/England im nächsten Bericht zumindest andeuten möchte.

 

AKTUALISIERUNG AM 23. JULI 2024:

Ich bin schon vor dem Wecker aufgewacht. Start um 5.40 Uhr. Das rollende Hotel von Hotel Tours „schläft“ noch. An der Schranke der „Rezeptionseinfahrt“ zum Camping Park komme ich automatisch vorbei. Dort  hätte ich aber auch mit beladenem Rad ohne offene Schranke vorbei gepasst. Für das Ausfahrtstor hingegen benötige ich eine Zahlenkombination.

Das mir gestern an der Rezeption ausgehändigte Infoblatt gibt mir zusätzlich sogar die Codierung zum Öffnen des robusten, schmalen Ausgangstores, durch die mein rollendes Hotel hindurch passt. Ein leiser Klick beim Öffnen, statt vielleicht quietschenden Torgeschiebes der Haupteinfahrt. Krass!

Auch am Donnerstagmorgen war gegen 6 Uhr auf den Straßen Dublins noch wenig los.

Meine Navis führten mich auch recht gut durch Parks aus der Stadt  heraus und gen Norden. Zwar übersah ich gelegentlich enge, geöffnete, oder auch sonst passierbare Toreinfahrten. Dies führte aber immer nur zu sehr kleinen Verzögerungen.

Ich plante, in der Gegend von Carlingford, noch vor der Grenze nach Nordirland auf einem Campingplatz zu übernachten, um dort abends u.a. Tommy Makems Folklied „Farewell To Carlingford“ von 1968 , später ebenfalls von den „Dubliners“ veröffentlicht, anzustimmen. Ich kenne es schon seit den 1970er Jahren. Tommy Makem schrieb 1967 auch „Four Green Fields“, das heute nicht nur in ganz Irland sehr populäre Lied. Ich habe es auch während meiner Reise in Irland und Schottland (nicht aber in England) zur Freude der Zuhörer/auf Wunsch der Gastgeber mehrmals angestimmt.

(1967 wurde dieses Volkslied von der New York Times als „heilige irische-Lass-uns-mit-unserer-Schönheit-in-Ruhe-Ballade“ beschrieben.)

Ich bin zwar immer sehr gut vorangekommen, habe recht viele „moderate“ Steigungen (Navi-App-Slang) problemlos gemeistert. Schon ab etwa 40 km vor meinem (noch flexiblen) vermeintlichen Tagesziel, bemühte ich mich telefonisch um eine Campingunterkunft. In Carlingford selbst gab es 2024 keinen Campingplatz. Das wusste ich bereits.

Irgendwo bei Dundalk wollte ich von der Hauptroute auf die Cooley-Halbinsel abfahren, welche den Carlingfordfjord von der irischen Seite her begrenzt.

Das Problem: Mehrere telefonisch kontaktierten „Glampingplätze“ (Caravan Parks, Holidayparks o.ä.) an der Küste nahmen, wie vorgestern(?) bereits in ARKLOW erlebt, keine „Zeltreisenden“ wie mich auf.

„Du könntest ja Dein Zelt auch direkt am Strand aufschlagen, da ist es erlaubt“, hieß es einmal. Nein, Danke!

 

Ich rollte weiter, rief auch in Nordirland am anderen Ufer des Carlingfordfjords  mehrere Caravan-, Holiday- u.ä. Parks an und glaubte einmal sogar, mein Tagesziel gefunden zu haben.

Das Problem: Dieses Ziel lag irgendwo zwischen Rostrevor und Ballygowann und war noch etwa 35-40 km von mir weit entfernt, ich hätte nach 20 km etwa 15 km strammen Gegenwind gehabt, etwa 100 Höhenmeter verloren und mich dabei wieder von meinem morgigen Endziel Belfast/Holywood/Helen’s Bay, also dem Abschluss meiner Irlandrundfahrt entfernt.

Alles wäre keine große Sache gewesen, ich war ja fit, fühlte mich noch ganz frisch (bislang hatte ich beständigen, sich im Laufe des Tages verstärkenden Rückenwind als Helfer genossen.)

Was machte da schon die Streckenverlängerung morgen aus, mit kleiner, zusätzlicher Kletterei?

Das wirkliche Problem, welches vor allem Radfernreisende weltweit betreffen dürfte: Ich konnte meine etwaige Ankunftszeit am anvisierten Ziel auch ohne Pannen nur schwer benennen.

Inzwischen war es 17 Uhr geworden, die Rezeption schloss um 18 Uhr. Ich war zwar willkommen, musste meinen Platz aber zwingend online buchen.

Mehrere Versuche, dies zu tun misslangen. Bei einem weiteren Anruf erfuhr ich, dass die Rezeption ab 18 Uhr zwar verwaist sein würde, das Eingangstor der Anlage aber erst um 21 Uhr schlösse.

Prima, dachte ich, das ist sehr leicht zu schaffen.

Es dauerte länger, bis die telefonische Vermittlerin mehrerer C-Parks der Umgebung meine Idee verstand, welche dann schnell zum vermeintlichen Entschluss wurde: „Zwar sei die Rezeption bei meiner Ankunft verwaist, ich vertraue aber ganz darauf, bei meiner Ankunft gegen 19 Uhr noch genügend Holiday-Park-Gäste zu finden, welche mir dann bei der Onlinebuchung meines Zeltplatzes behilflich sein könnten.

Sicher würden mir Selbige danach auch – aus ihren Möglichkeiten heraus – Zugang zu den Sanitäranlagen verschaffen können…“

Das war verständlich genug. Vielen Dank!

Ich kräftigte mich und radelte los. Adé Republik Irland!, dachte ich.

Plötzlich änderte sich die Straßenbeschilderung: Britische Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen in Meilenangaben tauchten auf.

Die Grenze nach Nordirland ist völlig offen. Schon beim Verlassen Nordirlands vor einem halben Jahr war ich vom Grenzwechsel überrascht worden (Pardon, morgen wird es ja gerade erst unglaubliche NUR zwei Wochen her sein, dass ich auf den singenden Daclan in seinem Radlercafé in Londonderry(„Regenderry“)/Nordirland und auf „Schutzengel/Extremschwimmer“ Pat im ebenso verregneten Buncrana/Irland gestoßen bin.               Gefühlt war die „Kalender-Zeit“(meine Hilfs-Definition) bei keiner meiner vorherigen Radtouren so langsam vergangen) .

(ÜBRIGENS: Seit meiner Begegnung mit Pat hatten der Wind und ich fast bis Bochum, also etwa über 1800 km hinweg(!) „gemeinsame Interessen“: Ich hatte immer Rückenwind. Davor war das Gegenteil der Fall…)

…Eine Joggerin kommt mir entgegen, ich nähere mich der Stadt Newry.

„Moderate Steigungen“, schöne Ausblicke auf Hügelketten: Meine Lust, sich wieder vom keine 70 Meilen mehr entfernten Belfast zu entfernen schwindet, zumal „meine Fühler“ für mich einige potentielle Zeltaufstellmöglichkeiten auf nicht verschlossenen, „abgemähten Weiden ohne Warnung vor dem Bullen“ entdecken. „Carlingford kann mir gestohlen bleiben!“, flüstert mir mein Verstand zu.

Nach kurzer Zeit führt eine etwa 200 m lange Allee links ab. Ich biege ab.

Vielleicht weiß jemand mit Ortskenntnis, wo um Newry herum ein offizieller Zeltplatz zu finden sei?…

Aus dem Tagebuch:

Zwei Häuser. Zunächst wollte ich an das rechte heranfahren. Das linke lächelte mich aber irgendwie an. Ich fuhr über ein „Viehgitter“ auf den linken Hof.

Als ein Anklopfen an der Haustür nichts brachte, ging ich ums Haus herum. Ein kleines Mädchen planschte im angeregten Dialog mit schwimmenden Gummitieren in einem kleinen, sonnengewärmten Swimmingpool. Die von ihm herbeigeholte Mama war freundlich und sympathisch. Emma bot mir an, im Garten zelten zu dürfen, ich bestand aber darauf, nichts weiteres in Anspruch zu nehmen, vielleicht aber später für die Familie ein paar Gitarrenlieder spielen zu wollen. In einer Stunde durfte ich mit Gitarre vorbeikommen…

Sehr dankbar  stellte ich mein Zelt auf, kochte „Frühkartoffeln mit Gurken“-ein typisch schlesisches Frühlingsessen meiner Heimat, erfrischte mich danach im Zelt etwas und nahm die Gitarre ins Haus. Emma bereitete das Abendessen für Sophie und Leo zu. Den Vater der Kinder lernte ich erst zum Schluss kennen.

Verrückter Zufall, Emma hatte einmal Deutsch studiert und konnte es noch sehr gut anwenden.

Wunderbar, dass ich duschen durfte und danach, während der Essenszubereitung für die Kinder, im rundum verglasten Nebenzimmer mit schöner Aussicht, mit dem Gitarrenspiel beginnen…

…“Sound Of Silence“ eröffnete den etwa  90-minütigen Gitarrenabend…

…Viele Lieder folgten, auch Hannes Wader war mit „Heute Hier Morgen Dort“ vertreten.

Zu meiner Linken war draußen ein weiter Swimmingpool platziert, wie ich glaubte.

Gavin, der Vater kam von der Arbeit und wünschte sich „House Of The Rising Sun“.

Danach „zerlegte“ ich meine Gitarre. SENSATIONELL für ihn!

Für mich SENSATIONELL war hingegen, dass das „Schwimmbecken“ draußen ein Koi-Karpfenbecken war. Der größte Koi wog bestimmt  etwa 5 kg. Gavin fütterte seine Riesenzierfische per Hand…

…Die Familie bot mir sogar noch an, mir nachts die Tür für den Toilettengang offen zu halten.

Wir verabschiedeten uns herzlich, ich ging ins Zelt, sagte „Farewell to Carlingford“ und legte mich bald, sehr beglückt durch diese besondere Übernachtungsmöglichkeit schlafen.                                                                             Vorher brachte mir Emma noch mein iPhone: Ich habe es aus Versehen im „Musikzimmer“ liegen lassen, als ich zur Erinnerung ein paar Familienfotos schoss…

…Auch Emma bekommt mein Buch „18 Nächte zur Mitternachtssonne“ zugeschickt. Vielleicht darf ich später einmal auch ein gemeinsames Foto von uns allen hier einpflegen…

…Nachtrag: Wie es der Zufall so will: Heute früh begann ich mit diesem Beitrag und hatte später anderes zu tun. Als ich nachmittags  weiter schrieb, brachte mir meine Frau die frische Tagespost. Es war eine Postkarte aus Newry: Emma bedankte sich darauf herzlich auf Deutsch für mein Buchgeschenk und war froh, dass ich zuhause gut angekommen bin. Ich erfuhr auch Neuigkeiten aus ihrer Familie.

Natürlich werde ich ihr bald antworten…

 

 

Durch den Lucan Demesne Park: Dublins Outdoors.

 

Unten: An einer Tankstelle in Dunboyne unweit von Dublin (Die Stadt hat ihre Einwohnerzahl seit 1991 auf über 7.000 verdreifacht).

Ein Lob auf die (unechte) „irische“ Palme:

 

Den betörenden Duft dieser bienenfreundlichen „Palme“ kann ich auf diesem Wege nicht übermitteln. Deren Blüte in der Erscheinung eines überdimensionalen Blumenstraußes ist aber betörend genug…

 

 

 

 

 

 

Als ich die Palme fotografierte, goss die Angestellte des Tankstellenshops fürsorglich ihre neben meinem Fahrrad blühenden „Steinpflanzungen“…

 

 

Bei Rathoath (10.000 EW.): Beim Weg nach Norden kreuzte ich zweimal die stadteigene Pferderennbahn.

 

Der Emerald Park, in den ich mich ganz ungewollt verirrte, ist Irlands einziger Themenpark (Tickets  ab 43 €). Zum Glück durfte ich ihn passieren, ohne umkehren zu müssen…

Nichts für schwache Nerven das nachfolgende Video:

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Eine Baumpersönlichkeit bei Kilmoon.

 

 

Weitere „Persönlichkeiten“ von Kilmoon

 

 

Kein Kommentar

 

 

Impressionen am Wegesrand.

 

 

 

 

Dundalk, die Hauptstadt des County Louth (s. SPEED KILLS – ohne Kommentar)

 

 

Das „Musikzimmer“ in Emmas Haus.

 

 

 

 

Für Coi- Liebhaber:

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Emma brachte mir soeben mein iPhone ans Zelt

 

 

 

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