DIE TAGEBUCHNOTIZEN VOM 19.06.2024 MIT NACHFOLGENDER BILDERAUSWAHL:
…Start um 5.45 Uhr (Ich bin lange vor dem Wecker aufgewacht). Wunderbarer Küstenweg nach Wicklow, 0-130 m ü. N.N..
Ich habe Zeit, kurble, genieße Palmendüfte, Baumfarne, „Efeubehänge“ auf „Eichenalleen“ usw., komme schon um 8.30 Uhr in Wicklow an.
Eigentlich hätte ich die Stadt umfahren wollen. Da es aber auf dem Hof von A.W. keine sanitären Anlagen gab, fahre ich 60 Höhenmeter herunter ins Zentrum. Treffe bald auch auf eine CIRCLE K Tankstation mit Gala-King’s-„Imbiss“.
WUNDERBAR! Alle sind äußerst freundlich. Den Tee darf ich nicht bezahlen, Frühstück (vegetarisch) kostet nur 4€. Oben, im ersten Stock befindet sich ein riesiger Ruheraum mit bequemen Tischgruppen, einer Sitzcouch. Alles ist da zum Schreiben, iPhoneladen, Essen, Klönen.
Plötzlich höre ich, wie sich zwei Angestellte auf Polnisch unterhalten. Die Welt ist klein, warum nicht gleich auf Polnisch!?!
Monika aus Masowien ist seit drei Jahren in Irland, arbeitet hier montags bis freitags „in Schüben“. Manchmal gibt es irre viel Arbeit. Sie ist leidenschaftliche Inlineskaterin. 50 km am Stück bei schönem Wetter ist für sie ein Genuss. Aufs Fahrrad traut sie sich hier allerdings nicht. Sie hatte aber auch in Polen nur wenig Radfahrerfahrung gesammelt.
In Irland lernte Monika auch ihren Verlobten kennen. Bald gehen sie zusammen zurück in ihre Heimat. Südlich von Masowien. Er hat dort ein Häuschen…
ALLE sind hier sehr nett, auch die irischen Angestellten. Sie befragen den besonderen Gast über Land, Leute, Erfahrungen, Regenwetter, Zelt usw.
Alle Mitarbeiter sind hier im Rotationsbetrieb für alle Stationen des Imbissbetriebes und des Tankstellenshops verantwortlich. Sie tauschen ihre Einsatzplätze nach festem Rhythmus. Jeder kann alles, die Arbeit ist sehr vielfältig, Langeweile kommt nicht auf.
Ich bleibe hier viel länger als gedacht und werde erst gegen 13 Uhr gestartet sein, denn ich muss/will heute ja nur noch nach DUBLIN (Die Iren sprechen den Namen ihrer Hauptstadt eher „DUBLIN“ oder „DOBLIN“ aus, DABLIN nennen sie meistens nur Engländer oder Fremde):
Dublin war doch noch schön weit entfernt, zumal ich viel später als gedacht vom Gala-King’s-„Imbiss“ abfuhr. Und da ich mich nicht durchs Zentrum „quälen“ wollte und Umwege über schöne, öffentliche Parks machte, wurde es für mich zum Schluss doch noch ein Rennen gegen die Zeit. Denn trotz mehrerer Versuche, gelang es mir nicht, den Caravan Park im Vorfeld telefonisch zu erreichen. Die Website kündigte an, dass die Rezeption nur bis 18 Uhr geöffnet sei.
Ich sprintete praktisch beständig hochkonzentriert, durfte mich nicht verfahren, geriet dabei aber dennoch etwa zwei Kilometer lang auf für Radler verbotene Stadtautobahnen mit ungewohnten Kreisverkehren und kam schließlich um 17.57 Uhr nach 105 Tageskilometern am Eingangstor des Camping Parks an.
Ein gefühlt riesiges Schild verkündete dort in etwa: PARK WEGEN RENOVIERUNG GESCHLOSSEN: BITTE AN ANDERE PARKS WENDEN! MIST!
Es gab aber irgendwie einen laufenden Betrieb hier. Das Tor, das Gebäude der Rezeption waren noch geöffnet. Offiziell?, legal?, iIlegal?, was kümmerst mich?
Genau um 18 Uhr war ich als letzter Gast eingecheckt, die Rezeption schloss. Ein Handzettel erklärte mir übersichtlich Wesentliches.
Ich kannte mich bald aus: Gebühr 14€, Dusch-Coin, Duschen, Wäsche, Essen kochen, Gitarre spielen…
Das Riesengelände war etwa zur Hälfte besetzt. Meistens Wohnmobile, seltenWohnanhänger, recht oft Zeltbewohner (meistens motorisiert). Ein ukrainischer VW- Campingbus fällt mir auf. Und, natürlich, derselbe Rotel -Tours-Bus samt Schlafanhänger, dem ich schon vor sechs Tagen in Galway begegnet bin, „HAUST“ unweit der Rezeption.
Ich erkundige mich vorsichtshalber bei der Reiseleiterin.“Tja“, meint sie zum Schluss, „die Rotelier (so nennen wir uns gern) sind schon ein sehr besonderer Menschenschlag“.
Andere Zeitgenossen, deren „Zelthotel“ samt Gitarre und Gepäck auf einem Fahrrad ganz ohne „Elektro- und Benzin-/Dieselprothese beinahe genauso schnell mitrollt wohl auch – fällt mir dabei nur ein…
…Abends spiele ich zwei Stunden lang Gitarre und habe dabei etwa ein Dutzend Dauergäste, die sich auf mitgebrachten Stühlen oder auf den Rasen setzen. Viele heben im Vorbeigehen den Daumen. Auch „Rotelier“ sind dabei, manche filmen fürs Zuhause. Einige Franzosen kommen und bedanken sich für die Musik. Etwa zehn weitere Personen kommen aus ihren Wohnmobilen heraus und bedanken sich ebenfalls. Manche, als ich schon – die Gitarre eingepackt – meinen Abendtee trinke.
Morgens um 7.30 Uhr bei Wicklow
Oben und unten im Vordergrund: Mein Rollendes Hotel „ohne Elektro-, Benzin- oder Dieselprothese“.