Zwischeneinwurf:
Eigentlich hatte ich vor, während meiner Irlandrundfahrt auch den Ring of Kerry zu besuchen.
Zitat aus einer zufällig im Internet gefundenen digitalen Quelle „Rundreise durch Irland – ein Reiseführer“:
…Die bekannteste Rundtour Irlands ist der sogenannte Ring of Kerry. Sie umfasst eine der landschaftlich schönsten Halbinseln Irlands. Der eigentliche Ring ist dabei eine schmale Küstenstraße, die sich einmal komplett um die Halbinsel herum zieht. Auf gut 170 Kilometern geht es vorbei an feinster irischer Landschaft, spektakulären Hügeln un einmalig schönen Stränden. Die Tour zählt zu den Pflichtveranstaltungen eines jeden Irlandtouristen, womit ich auch gleich auf das Hauptproblem der Veranstaltung komme: In der Hochsaison ist auf dem Ring of Kerry der Beelzebub los. Wer es, typisch irisch, einsam und gemütlich mag, macht einen großen Bogen um die Halbinsel“…
Die bislang gemachten Erfahrungen während der Tour 2024 und die dabei erlebten Reiseumstände, vor allem aber die absolvierten sechs „Single-Radlertouren“ seit 2006 ließen mich schon vor der Ankunft in Sandhills bei Galway die Entscheidung treffen, auf den eingeplanten Ring of Kerry zu verzichten.
Mein Reisegepäck samt Gitarre wog bis Galway etwa 35 kg.
Zwar ist es mir auch mit 70 Jahren immer noch möglich, Strecken von weit über 200 Kilometern mit noch höherem Gepäck „in einem Zug“ durchzuradeln (ich meine damit nicht das Reisen per Eisenbahn) und darüber bin ich auch sehr glücklich – s. z. B. Rückkehr, letzte Etappe am 30.6.-1.7. 2024: Die Strecke IJmuiden – Bochum (46 kg Gepäck beim Start, 42 kg Gepäck bei Ankunft; 267 km in 14,75 h reiner Fahrzeit(=18 km/h) bewältigt – wesentlich und als wichtigster Faktor gilt (individuell für mich) aber, trotz aller Anstrengungen auch immer die Muße als „Reisegepäck“ dabei mitzuhaben. Aus Erfahrung gelang mir das bislang dann immer besser, wenn ich gegenüber den etwaigen Reiseplanungen nicht in Rückstand geriet, sondern mir eher ein paar Tage „Vorsprung“ erarbeitete.
Durch den Verzicht auf den Ring of Kerry, werde ich in Holywood, nach der Irlandrundreise nicht nur meine zuvor eingeplanten zweieinhalb Tage Ruhe haben können, sondern kurz vor Ende der Fahrt aus zwei Tagen Rückstand drei Tage „Ferien“ auf einem Traumcampingplatz in Haltwhistle, 80 km vor Newcastle verbracht haben…
Der Regen begann sehr früh, kurz nach Mitternacht.
Ich startete um sechs Uhr früh, relativ spät für mich. Die Steigungen brachten es mit sich, dass ich innen vom schwitzen nass wurde und außen vom Regen, der sich sehr kühl durch die Goretex-Schutzkleidung anfühlte.
Nach 25 km in Charleville blieb ich völlig verschwitzt und durchnässt an einer Circle K Tankstelle stehen und konnte dort frühstücken und meine Sachen trocknen. Insgesamt 6 Stunden blieb ich dort, denn es war ein Dauerregen ohne Ende.
Für den Nachmittag war für mein Ankunftsziel auch schönes Wetter angesagt. Danach sah es aber zunächst gar nicht aus. Ich konnte iPhone und PowerPack aufladen, etwas schreiben um mich dann gegen 15:00 Uhr auf den Weg machen.
Dichter Verkehr und enge Straßen in Charleville . Als mir ein Säckchen mit nasser Wäsche vom Fahrrad fiel, blieb ein Mann (Tim) stehen, etwa 50 Jahre alt, mit Mini-Hündchen an der Schnur und sprach mich kurz an. „Hier hast du etwas“, er gab mir eine Handvoll Münzen. „Du brauchst es“.
„Ach, nimm alles“, noch eine Handvoll Münzen folgte.
Alles, das waren 10,30 € . Genauso viel gab ich soeben für mein Frühstück aus.
Tim wünschte sich, dass ich ihm ein paar Sätze auf sein iPhone spreche. Das tat ich gern…
Auch wenn es nicht richtig sonnig wurde, der Regen hörte am frühen Nachmittag doch auf. Um 18 Uhr erreichte ich bei strahlendem Sonnenschein Blarney kurz vor Cork.
Diesen Campingplatz hat mir auch das Mädchen an Rezeption in Adare empfohlen und es war sehr schön hier.
Vor allem gab es Waschmaschinen und Trockner, sodass ich meine gesamte Wäsche waschen konnte. Den Trockner ließ ich allerdings vorsichtshalber dreimal durchlaufen, um wirklich trockene Sachen in den Taschen zu haben.
Ich begann Gitarre zu spielen, zur Verwunderung der Menschen dort. Viele erhoben den Daumen. Andere applaudierten aus den verschiedenen Buchten, in denen Wohnmobile versteckt waren. Ich war der einzige Zeltcamper auf dem Gelände.
Das Besondere war, dass, wie sich später herausstellte, zwei englische Paare besonders applaudierten, als ich „Four Green Fields“ spielte. Eine Irin aus der Ferne, mit Mann und Hund, hob den Daumen. Zwei junge Paare, die auch dort campten, freuten sich über die Musik und dankten ebenfalls. Ich lernte die beiden englischen Paare (Anfang 60) bisschen näher kennen. Sie wünschten sich auch einige Lieder „Hotel California“ von den Eagles zum Beispiel. Als ich es spielte, kam der Mann mit einer Mundharmonika heran und improvisierte an den Stellen, wo ich sonst nur instrumental spiele.. Es war etwas ganz Besonderes. Ich musste allerdings sehr leise spielen, sollte die Mundharmonika zu hören sein.
Ich kam näher zu Ihrem Tisch. Country Roads wurde gewünscht, und ich spielte auch meine Version von „Sound of Silence“. Besonders gefallen hat ihnen meine englisch – russische Version von „Wind Of Change“.
Ich spielte auch „MC Phersons Rant“ ein über 300 jahre altes, schottisches Lied und „Leezy Lindsay“ von 1807.
Besonders witzig: der englische Mann, der auch eine kleine zerlegbare Reisegitarre bei sich hatte, allerdings sich nicht traute zu spielen, hieß MC Pherson und seine Frau war eine McDonald’s (zum Verständnis: McPherson, der schottische Robin Hood lebte wirklich. Er wurde am 16. November 1700 mit 25 Jahren gehängt.
Bei Leezy Lindsay ist es so, dass sich das Mädchen für einen reichen Ronald McDonald entscheidet, statt mit einem Jungen aus den Highlands ins Hochland zu gehen, um dort seine Braut und seine Liebste zu werden.
Wie der Zufall, so spielt…, wir verabschiedeten uns herzlich, und ich ging schlafen, weil ich ja sehr früh starten wollte.
Frühstück
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RegenVideo
Regen und erster blauer Himmel.
Lidl zur Versorgung gab es ganz in der Nähe.
Ein Radwanderer: Der einzige Zeltplatzbenutzer…
Eine der buchten in denen windgeschützt die Wohnmobile standen.